Die Klimakrise ist eine der zentralen Herausforderungen der Menschheit. Doch verfehlte Ziele und immer neue Temperaturrekorde machen im Alltag wenig Hoffnung, dass der Kampf gegen die globale Erwärmung rechtzeitig gewonnen werden kann. Oft werden dabei aber die bisher errungenen Fortschritte vergessen.
Ab Donnerstag wird bei der UN-Klimakonferenz in Dubai (COP28) wieder über den Kampf gegen die Klimakrise beraten. Dass sich die Erde durch die Aktivitäten des Menschen erwärmt, ist schon seit Jahrzehnten ein Thema der internationalen Politik.
Meist sorgt die Krise und ihre oft unzureichende Bekämpfung für deprimierende Nachrichten. Doch im Kampf gegen die Erderwärmung gibt es auch einige ermutigende Fortschritte. Besonders das 2015 geschlossene Pariser Klimaabkommen hat einige positive Entwicklungen in Gang gebracht oder beschleunigt. Der Überblick über die wichtigsten Fortschritte.
Bessere Aussichten in puncto Erderwärmung
In Paris vereinbarte die internationale Gemeinschaft, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen, besser noch auf 1,5 Grad - verglichen mit vorindustriellen Werten. 2015 war die Menschheit wegen der Verbrennung fossiler Energieträger wie Öl, Gas und Kohle laut einer damaligen Analyse der Internationalen Energieagentur (IEA) auf dem besten Wege, die Erderwärmung bis zum Jahr 2100 auf 3,5 Grad hochzutreiben.
Eine derartige Erderwärmung würde ein massenhaftes Artensterben sowie das Schmelzen von Gletschern und Permafrost mit sich bringen. In der Folge stiege der Meeresspiegel um mehrere Meter, viele Gebiete der Erde würden unbewohnbar werden.
Acht Jahre nach der Aushandlung des Paris-Abkommens sieht das Bedrohungsszenario nicht mehr ganz so schrecklich aus. Dank der Bemühungen vieler Staaten, ihren CO2-Ausstoß zu verringern, steuert die Erde laut einem Bericht des UN-Umweltprogramms von vergangener Woche nun auf eine Erwärmung zwischen auf 2,5 und rund drei Grad bis zum Ende dieses Jahrhunderts zu.
Das ist immer noch viel zu viel, warnen Klimaschützer und Experten. Aber immerhin schlage sich der "Fortschritt beim Umstieg auf ein Energiesystem mit niedrigeren Emissionen" nieder, erklärt die IEA. Mit jedem Zehntel Grad Erwärmung, das die Weltgemeinschaft verhindert, verringert sie auch die katastrophalen Folgen des Klimawandels.
Das 1,5-Grad-Ziel als nicht mehr erreichbar einzustufen, wäre "dumm", meint die deutsche Klima-Wissenschaftlerin Friederike Otto vom Londoner Imperial College. "Es ist in Reichweite, wenn wir es in Reichweite halten wollen."
Höhepunkt des Treibhausgas-Ausstoßes absehbar
Der jährliche Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen ist nach UN-Angaben seit der Pariser Klimakonferenz weiter gestiegen, und zwar um neun Prozent. Dieser Anstieg hat nach jüngsten Angaben der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) 2022 zu neuen Rekorden bei der Konzentration von CO2, Methan und Schwefeldioxid in der Atmosphäre geführt.
Die Zunahme der Emissionen hat sich jedoch verlangsamt. Das Berliner Institut Climate Analytics prognostizierte kürzlich, der Höhepunkt des globalen Treibhausgas-Ausstoßes werde 2024, vielleicht auch schon 2023 erreicht. Zumindest in diesem Punkt würde die Menschheit also die Empfehlungen des IPCC umsetzen, nach denen zur Einhaltung der Pariser Klimaziele der Höhepunkt der Emissionen bis spätestens 2025 erreicht sein muss. Bis 2030 müsste der globale Treibhausgasausstoß demnach allerdings praktisch halbiert werden.
Die Internationale Energieagentur hatte vor dem Pariser Abkommen vorhergesagt, dass der CO2-Ausstoß des Energiesektors – gut 80 Prozent des gesamten globalen CO2-Ausstoßes – im Jahr 2030 rund 43 Gigatonnen erreichen könnte. Mittlerweile hat die IEA ihre Prognose auf 35 Gigatonnen abgesenkt. Diese Differenz von acht Gigatonnen entspreche "den gesamten Emissionen des Energiesektors der USA und der EU".
Grüne Energie nimmt zu und sorgt für Fortschritte
Fortschritte bei der Begrenzung der Erderwärmung seit 2015 gehen weitgehend auf den Ausbau von drei Technologien zurück:
- Sonnenenergie (Fotovoltaik)
- Windkraft
- Elektro-Mobilität
"Laut Prognosen wird der Einsatz von Fotovoltaik die Treibhausgas-Emissionen im Jahr 2030 um rund drei Gigatonnen verringert haben", schätzt die US-Behörde für saubere Energie (OCED). "Das entspricht in etwa dem Schadstoffausstoß aller Autos, die heute weltweit auf der Straße sind."
Neuen Prognosen zufolge dürften Fotovoltaik und Windkraft bis 2030 rund 15 Prozent der weltweiten Stromproduktion ausmachen. Das wäre siebenmal mehr Windkraft und dreimal mehr Fotovoltaik, als die IEA 2015 prognostiziert hatte.
2015 schien es utopisch, dass einmal größere Flotten von E-Autos auf den Straßen unterwegs sein würden. Die IEA nahm damals an, dass Elektro-Fahrzeuge 2030 weniger als zwei Prozent aller Autokäufe ausmachen würden. Heute schätzt sie diese Zahl auf mehr als ein Drittel und die Entwicklung schreitet rasant voran.
"Der Einsatz sauberer Energietechnologie hat sich in den vergangenen zwei Jahren auf ungeahnte Weise beschleunigt", bilanziert die IEA. Die Fotovoltaik-Kapazitäten hätten in diesem Zeitraum um 50 Prozent zugenommen und der Verkauf von Elektro-Fahrzeugen um 240 Prozent.
Diese Fortschritte sind laut Internationaler Energieagentur die Folge sinkender Kosten und politischer Initiativen in zahlreichen Ländern, vor allem China, den USA und Europa. (AFP/thp)
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