Klein oder groß, nach links oder rechts geneigt – jede Schrift sieht anders aus. Weil jeder Mensch anders ist. Denn in der Handschrift spiegelt sich der Charakter eines Menschen wider. Wir klären mit einem Grafologen, worauf es bei der Analyse ankommt - und welche Rückschlüsse sich dadurch auf das Wesen von US-Präsident Donald Trump ziehen lassen.

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Grafologie ist die Lehre der Handschrift und deren Deutung. Grafologen können einen Zusammenhang von Schrift und Charakter eines Menschen herstellen und so ein Persönlichkeitsprofil des Verfassers erstellen. Die Inhalte der Schrift sind dabei irrelevant, es geht rein um das optische Erscheinungsbild.

Handschrift lässt Rückschlüsse auf Charakter zu

Grundsätzlich kann man an einer Handschrift viel über den Charakter eines Menschen ablesen. Auch seine Handlungsfähigkeit, der Intelligenzgrad, Stärken oder Schwächen sind erkennbar. "Es gibt Schriften, die sind wie ein offenes Buch. Andere muss man erst genauer untersuchen, um Auskünfte über die Person geben zu können. Es ist wie ein Puzzle, das man am Ende zusammensetzen muss", sagt Werner von Kiedrowski, Schriftsachverständiger und Grafologe, im Gespräch mit unserer Redaktion.

Einsatzgebiete von Grafologie

Grafologische Auswertungen kommen in vielen Bereichen zum Einsatz. In der Politik helfen sie beispielsweise, Gesprächspartner besser einschätzen zu können. Auch bei der Bekämpfung von Verbrechen werden sie angewandt.

"Nicht nur um Dokumente auf Echtheit zu prüfen, sondern auch um einzuschätzen, ob eine Person grundsätzlich in der Lage ist, bestimmte Dinge auszuführen," sagt der Schrift-Experte.

Auch Unternehmen, die neue Mitarbeiter suchen, geben Schriftanalysen der Bewerber in Auftrag. Auf Grundlage dieser entscheiden sie, wer am besten für die zu besetzende Stelle geeignet ist.

Im privaten Umfeld werden zum Beispiel Partnerschaftsanalysen anhand von Schriften erstellt. Sie zeigen, ob zwei Menschen zusammenpassen oder ein möglicher Partner tatsächlich so ist, wie er sich gibt.

Viele Merkmale fließen in Handschriften-Analyse ein

In die Bewertung fließen unter anderem Merkmale wie Schriftgröße, Zeichenabstand oder Buchstabenneigung ein. Dabei sollten immer mehrere Wörter und der Verlauf der Schrift betrachtet werden, das Gesamtbild gibt Klarheit.

"Man sollte als Grafologe nicht nach Schubladenprinzip arbeiten, sondern muss viele Faktoren betrachten, um eine Aussage über den Charakter eines Menschen treffen zu können," sagt der Grafologe.

Schriftgröße, Neigung und Enge der Buchstaben

"Wenn jemand sehr weit über der Oberlinie Zeichen setzt, trifft er Entscheidungen überwiegend aus dem Kopf heraus und geht sachlich an Dinge ran. Während jemand, der Buchstaben weit unter der Grundlinie schreibt, mehr auf sein Bauchgefühl hört," sagt von Kiedrowski im Interview.

Großschreiber haben in der Regel ein starkes Selbstbewusstsein, meist geht das auch mit einem festen Schreibdruck einher. Eine kleine Schrift spricht für Schüchternheit, auch eine Linksneigung und enge Schreibweise sind für zurückhaltende Menschen typisch. Rechts geneigte Schrift steht wiederum für Zielstrebigkeit.

Menschen, die gerade schreiben, sind diplomatisch. Weit auseinander stehende Buchstaben deuten auf ein gesundes Selbstvertrauen hin. Ob diese Merkmale aber jeweils positiv oder negativ bewertet werden, zeigt immer erst das handschriftliche Gesamtbild.

Aufschlussreich können auch Unregelmäßigkeiten innerhalb der Schrift sein: "Wenn die Buchstaben in sich kippen, man zum Beispiel eine Rechtsneigung hat, einzelne Buchstaben aber links orientiert sind, dann hat man etwas erlebt, das einen belastet hat, das vielleicht auch noch nicht verarbeitet ist," sagt der Experte.

Schreib- oder Druckschrift in der Grafologie

Dass manche Menschen in Druck-, manche in Schreibschrift schreiben, sagt erstmal nichts über den Charakter aus. Meist haben sie es sich nur so angewöhnt, wie sie es in der Schule gelernt hat.

Auch die Tatsache, dass manche Menschen mit der rechten und andere mit der linken Hand schreiben, deutet nicht auf eine bestimmte Eigenschaft hin.

Das sagen die Handschriften von Donald Trump und Angela Merkel

Donald Trumps große und nach rechts geneigte Schrift belegt sein starkes Selbstbewusstsein. Es sind sehr viele kantige Arkaden zu erkennen, Buchstaben werden auch mal durchgestrichen, das ordnet von Kiedrowski als Tendenz zur Persönlichkeitsstörung ein.

Bei Angela Merkel fällt der gerade Stand der Schrift auf, sie ist diplomatisch und wägt gerne ab. Der nicht ganz geschmeidige Schriftverlauf ist ein Zeichen dafür, dass sie viel nachdenkt.

"Je geschmeidiger eine Schrift läuft und je mehr Rundungen sie enthält, desto weniger Widerstand drückt die Schrift aus. Das heißt, desto schneller trifft der Verfasser Entscheidungen," sagt der Grafologe.

Verwendete Quelle:

  • Interview mit Werner von Kiedrowski, Schriftsachverständiger und Grafologe
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