• 1968 und 1969 tötete der Zodiac-Killer im Gebiet der Bucht von San Francisco mehrere Menschen.
  • Den Medien spielte er immer wieder Briefe zu, manche enthielten verschlüsselte Textstellen. Einer der Codes konnte erst jetzt geknackt werden.
  • Über die Identität des Mörders herrscht nach wie vor Unklarheit.

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In seinen Briefen an Polizei und Medien bezeichnete sich der Mörder selbst als "Zodiac" und verwendete als Erkennungszeichen ein fadenkreuzähnliches Symbol, das den Tierkreis (Zodiak) darstellen soll. Was ihn zu seinen Morden getrieben hat, ist unklar. Ein mögliches Motiv gab der Täter selbst an, indem er davon sprach, Freude am Töten zu haben und dadurch Sklaven zu sammeln, die ihm nach seinem Tod im Paradies dienen würden.

Von nachweislich sieben durch ihn attackierten Personen überlebten zwei. Durch Zeugen, die ihn gesehen hatten, konnte ein Phantombild erstellt werden. Es gab noch weitere Morde, die auf sein Konto gehen könnten, diese gelten jedoch nicht als gesichert.

In den Briefen machte sich der Schreiber über die in seinen Augen unfähigen Ermittler lustig, nannte Details zu den Taten und gab die aktuelle Zahl seiner Morde an – zuletzt angeblich 37. Seine letzte Nachricht stammte vom Januar 1974, spätere Briefe – der letzte 1978 – werden als Taten von Nachahmern angesehen. Seitdem hat man nichts mehr vom Zodiac-Killer gehört.

"Der Code war sehr schwer zu knacken"

In vier seiner Briefe verschlüsselte er Teile des Textes durch Symbolzeichen. Sein erster Code wurde damals sehr schnell geknackt, enthielt jedoch nichts, was neue Rückschlüsse zugelassen hätte. Die zweite Verschlüsselung fiel deutlich schwieriger aus und konnte erst über 50 Jahre später geknackt werden.

Gelungen ist dies im Dezember 2020 dem amerikanischen Software-Entwickler David Oranchak gemeinsam mit dem Belgier Jarl Van Eycke und dem Australier Sam Blake. "Der Code war sehr schwer zu knacken", erklärt der deutsche Verschlüsselungs-Experte Klaus Schmeh im Gespräch mit unserer Redaktion.

"Der Zodiac-Killer hat zunächst jeden Buchstaben der Nachricht durch ein Symbol ersetzt. Für häufige Buchstaben gab es mehrere Symbole zur Auswahl, zwischen denen abgewechselt wurde. Außerdem hat er dann noch die Reihenfolge der Buchstaben geändert." Inhaltlich bot der entschlüsselte Text jedoch enttäuschenderweise nichts Neues.

Versteckter Name – Irreführung – seltsamer Humor?

Besaßen die ersten beiden Codes noch 408 bzw. 340 Zeichen, sind die verbliebenen nur 13 bzw. 32 Zeichen lang. Das macht ihre Entschlüsselung kaum möglich. Bei einem hatte der Zodiac-Killer sogar in Aussicht gestellt, dass sich darin sein Name verberge. "Beide Nachrichten sind nicht eindeutig zu lösen", hält Schmeh fest. "Selbst wenn jemand die richtige Lösung finden würde, könnte man nicht sicher sein, dass sie stimmt.

Sofern keine neuen Informationen auftauchen, wird es daher wohl nicht gelingen, diese Verschlüsselungen zu lösen." Bislang konnte eine ganze Reihe möglicher Namen ermittelt werden. Dabei ist es allerdings fraglich, ob der Zodiac-Killer seine Ankündigung wirklich ernst meinte oder ob es lediglich Irreführung oder seltsamer Humor war.

Was aber bewog den Täter überhaupt dazu, sich in seinen Briefen solcher Verschlüsselungen zu bedienen? "Ich denke, der Zodiac-Killer war ein Angeber und Egomane, der mit den verschlüsselten Nachrichten einfach nur seine vermeintliche Überlegenheit demonstrieren wollte", vermutet Schmeh. Um solche Codes zu entwerfen, muss man allerdings kein Fachmann sein.

Das notwendige Grundwissen dazu hatte sich der Täter vermutlich aus einem damaligen Kryptologie-Fachbuch angeeignet. In Betracht kommt hierbei vor allem "Codes and Ciphers" von John Laffin aus dem Jahr 1964: Dort ist sogar ein sogenanntes "Zodiak-Alphabet" abgebildet – eine mögliche Vorlage für die vom Täter verwendeten Zeichen sowie seinen Decknamen.

Keine Verbindung zwischen Briefen und Mörder?

Es wurde insgesamt gegen mehr als 2.500 Männer ermittelt, jedoch ohne Erfolg. Einer der Hauptverdächtigen war lange Zeit der 1992 verstorbene Kinderschänder Arthur Leigh Allen. Auch gibt es jüngere Fälle, in denen Personen behaupteten, Kinder des Mörders zu sein. Zuletzt ging Gary L. Stewart in seinem Buch "The Most Dangerous Animal of All" davon aus, dass sein 1984 verstorbener Vater Earl Van Best jr. der Zodiac-Killer war. Beweisen lässt sich dies allerdings schwer.

2014 stellte der Privatermittler Thomas Henry Horan in seinem Buch "The Myth of the Zodiac Killer" eine ganz andere Theorie dar. Er geht davon aus, dass es den Zodiac-Killer nie gegeben hat. Die ihm zugeschriebenen Morde besäßen in Wirklichkeit keinerlei Verbindung. Erst der Verfasser der Briefe hätte eine solche vorgespielt und sich als Täter ausgegeben.

Dazu müsste er allerdings polizeiliches Insider-Wissen besessen haben. Schmeh selbst ist davon weniger überzeugt und verweist darauf, dass der Täter Stofffetzen von der Kleidung eines Opfers besaß und seinen Schriftstücken beigelegt hatte. "Ein Trittbrettfahrer ist also nahezu ausgeschlossen. Es könnte natürlich sein, dass die Polizei die Öffentlichkeit belogen hat, aber das halte ich für unwahrscheinlich."

Obwohl seit den Morden viel Zeit vergangen ist, haben die Behörden die Suche nach dem Zodiac-Killer nicht aufgegeben. Das Interesse am Thema ist nach wie vor da: 2005 und 2007 wurde die Geschichte in den Filmen "Der Zodiac-Killer" und "Zodiac – Die Spur des Killers" verarbeitet.

Über den Experten: Klaus Schmeh ist Diplom-Informatiker, Buchautor und Unternehmensberater für Verschlüsselungstechnik. Seit 2004 arbeitet er für den Software-Entwickler Cryptovision in Gelsenkirchen. Unter dem Namen "Cipherbrain" betreibt er zudem einen privaten Blog zum Thema Geheimcodes und Verschlüsselungen.

Verwendete Quellen:

  • Gespräch mit Klaus Schmeh
  • Klaus Schmeh: Nicht zu knacken. Von ungelösten Enigma-Codes zu den Briefen des Zodiac-Killers, Hanser, München 2012
  • mdr Wissen: "Zodiac-Killer": Botschaft entschlüsselt, Inhalt belanglos
  • true-crime-story.de: Richard Dreis: Der Zodiac Killer
  • süddeutsche.de: Hanna Voß: Plötzlich Sohn eines Serienkillers
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