Im Frühjahr hatte der Naturschutzbund Deutschland eine ungewöhnlich hohe Zahl an toten Singvögeln bemerkt. Bald war klar, dass ein Bakterium für den Tod vieler Blaumeisen verantwortlich ist. Eine große Zählung hat nun traurige Gewissheit gebracht.

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Bei der Stunde der Gartenvögel wurden in diesem Jahr so wenig Blaumeisen gezählt wie noch nie seit Beginn der Aktion im Jahr 2005. "Bundesweit betrachtet sind 22 Prozent weniger Blaumeisen pro Garten gemeldet worden", sagte Nabu-Vogelschutzexperte Lars Lachmann am Dienstag.

Eine der Ursachen sei das Meisensterben vom Frühjahr, bei dem bundesweit nach Nabu-Hochrechnungen ungefähr 300.000 Vögel umgekommen sind. Auslöser war demnach ein Bakterium, das bei Meisenarten Lungenentzündungen verursacht.

"Die bei uns untersuchten Tiere sind alle an einer Lungenentzündung gestorben, für die das Bakterium Suttonella ornithocola der Auslöser war", sagte damals eine Sprecherin des niedersächsischen Landesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Laves).

Meisensterben durch Bakterium verursacht

Der Erreger sei jeweils aus den inneren Organen der Tiere isoliert worden, hieß es von der Behörde. Demnach handelt es sich um ein Bakterium, das 1996 in England und Wales erstmals für ein massives Meisensterben verantwortlich gemacht wurde. 2018 wurde der Erreger im Zusammenhang mit einem Versterben von Meisen erstmalig in Nordrhein-Westfalen beschrieben.

Ein Gefährdungspotenzial für Menschen oder andere Tiere scheine nicht zu bestehen, hieß es unter Verweis auf eine noch spärliche Datenlage dazu.

"Wir können davon ausgehen, dass ein Rückgang von mindestens vier Prozent gegenüber dem Vorjahr direkt auf das diesjährige Blaumeisensterben zurückzuführen ist", so Lachmann weiter. Der tatsächliche Anteil könne aber auch höher liegen. Für die Schwankungen gebe es zudem andere mögliche Ursachen.

Star, Grünfink oder Zaunkönig: Auch andere Arten immer seltener

Große Verlierer dieses Jahres sind demnach auch der Star und der Grünfink. Auch beim kleinen Zaunkönig sinken die Zahlen von Jahr zu Jahr.

Bei den größten Sorgenkindern unter den Siedlungsvögeln, Mehlschwalbe und Mauersegler, hätten sich die schlechten Ergebnisse des Vorjahres nicht wiederholt. Sie seien aber noch immer weit entfernt von früheren Bestandszahlen, hieß es.

Zu den Gewinnern zählten vor allem Ringeltaube und Türkentaube, die beide ihr bisheriges Bestergebnis eingeflogen hätten. Auch bei Eichelhäher und Buntspecht sei kein Ende des zunehmenden Trends in Sicht. Nach wie vor der häufigste Vogel ist der Spatz.

Mindestens 120.000 Menschen haben am vergangenen Wochenende Vögel in Garten, Park oder auf dem Balkon gezählt. Das sei ein Rekord, so die Veranstalter, zu denen auch der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) gehört. Bis zum 18. Mai könne noch nachgemeldet werden. (dpa/dh)

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