Zerstören wir sehenden Auges unsere Lebensgrundlage? Einem neuen UN-Bericht zufolge scheint genau dass der Fall zu sein. Rund eine Million Tier- und Pflanzenarten sind demnach vom Aussterben bedroht. Das Verschwinden der Arten ist jedoch nicht nur ein Problem für die Vielfalt, sondern hat auch direkten Einfluss auf Wirtschaft, politische Stabilität und soziale Aspekte wie Flüchtlingsströme. Die Weltgemeinschaft müsse dringend handeln, so die Experten.
Rund eine Million Tier- und Pflanzenarten sind nach einem UN-Bericht vom Aussterben bedroht. Viele drohten bereits "in den kommenden Jahrzehnten" zu verschwinden, heißt in dem Bericht zur weltweiten Artenvielfalt, den der Weltrat für Biodiversität (IPBES) am Montag in Paris veröffentlichte. Die Wissenschaftler fordern darin "tiefgreifende Änderungen" zum Naturschutz.
"Wir erodieren global die eigentliche Basis unserer Volkswirtschaften, Lebensgrundlagen, Nahrungsmittelsicherheit und Lebensqualität," warnte der IPBES-Vorsitzende Robert Watson. Die Weltgemeinschaft müsse sich dringend abwenden von wirtschaftlichem Wachstum als zentralem Ziel, hin zu nachhaltigeren Systemen, hieß es.
In ihrem ersten globalen Bericht zum Zustand der Artenvielfalt reiht die Organisation der Vereinten Nationen beängstigende Fakten aneinander: Von den geschätzt acht Millionen Tier- und Pflanzenarten weltweit sei rund eine Million vom Aussterben bedroht.
Ausmaß des Artensterbens noch nie so groß
Das Ausmaß des Artensterbens war in der Geschichte der Menschheit noch nie so groß wie heute - und die Aussterberate nimmt weiter zu. Drei Viertel der Naturräume an Land wurden vom Menschen bereits erheblich verändert, in den Meeren zwei Drittel.
Immer wieder verdeutlichen die Autoren, dass der Verlust an Biodiversität kein reines Umweltthema ist, sondern auch Entwicklung, Wirtschaft, politische Stabilität und soziale Aspekte wie Flüchtlingsströme beeinflusst.
Gravierende Folgen für Menschen weltweit seien inzwischen wahrscheinlich, warnen sie. Noch sei es aber nicht zu spät für Gegenmaßnahmen, erklärte Watson, "aber nur, wenn wir sofort auf allen lokalen bis globalen Ebenen damit beginnen".
Letzter globaler Check ist 14 Jahre her
Ein ähnlicher globaler Check war zuletzt vor 14 Jahren präsentiert worden. Für die Neuauflage trugen 145 Autoren aus 50 Ländern drei Jahre lang Wissen aus Tausenden Studien und Dokumenten zusammen.
"Dass keine gesicherten Erkenntnisse über den globalen Zustand der biologischen Vielfalt, die direkten und indirekten Ursachen für das derzeitige Massenartensterben und über Alternativen bestünden, kann fortan niemand mehr behaupten", sagte Mitautor Jens Jetzkowitz von der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg. (dpa/afp/dh)
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