Im Amazonasgebiet in Brasilien konnten Forscher zwei neue Arten elektrischer Aale identifizieren. Schöner Zufall: Die Entdeckung wurde wenige Tage vor Alexander von Humboldts 250. Geburtstag gemacht. Der Naturforscher hatte sich zu Lebzeiten intensiv mit den Tieren beschäftigt.
Anders als bislang gedacht, gibt es nicht eine, sondern gleich drei Arten elektrischer Aale. Das schreiben Wissenschaftler im Fachjournal "Nature Communications". Der Zitteraal, in Fachkreisen als "Electrophorus electricus" bekannt, war mehr als zwei Jahrhunderte lang der einzige bekannte Vertreter seiner Gattung.
Nun konnte eine Gruppe um C. David de Santana vom Smithsonian Institute in Washington anhand von DNA-Tests zeigen, dass die Fische trotz ihrer äußerlichen Ähnlichkeit tatsächlich zu drei verschieden Spezies gehören. Die beiden neuen Arten nannten die Forscher "E. voltai" und "E. varii".
Stark unterschiedliches Aal-Trio
Die verschiedenen elektrischen Aalarten unterscheiden sich nicht nur genetisch, sie präferieren auch jeweils unterschiedliche Lebensräume. "E. electricus" ist im nördlichen Teil des Hochlands von Guayana zu finden, wohingegen "E. voltai" das brasilianische Bergland bevorzugt.
Beide leben in klaren Gewässern, die von Stromschnellen durchzogen sind. "E. varii" hält sich bevorzugt im Flachland des Amazonasbeckens auf und fühlt sich im trüben, langsam fließenden Wasser wohl.
Elektrische Aale gehören, anders als der Name und ihr Aussehen vermuten lassen, nicht zur Ordnung der Aalartigen, sondern zu den Neuwelt-Messerfischen. Dank einer wellenförmigen Flosse können sich die Tiere gezielt durch das Wasser bewegen. Die elektrischen Aale nutzen Stromstöße zum Jagen und zur Abwehr von Feinden.
Die Studie zeigt den Autoren zufolge auch, dass der Amazonas-Regenwald noch viele Geheimnisse birgt: "Wenn ein bis zu 2,5 Meter langer Fisch nach 250 Jahren wissenschaftlicher Untersuchungen gefunden wird, können Sie sich dann vorstellen, was in der Region noch alles entdeckt werden könnte?", sagte de Santana laut einer Mitteilung seines Instituts.
Schock tut weh, tötet aber keine Menschen
Bereits vor mehr als 200 Jahren widmete sich der berühmte deutsche Naturforscher Alexander von Humboldt den Zitteraalen. Im März 1800 beobachtete er während eines Forschungsaufenthalts am Amazonas, wie die Tiere aus dem Wasser sprangen und potenzielle Angreifer mit Stromstößen attackierten. Pferde und Maultiere, die zuvor in ein Wasserloch getrieben wurden, bekamen die Stöße zu spüren.
Eine der jetzt gefundenen Spezies, "Electrophorus voltai", gibt Stromstöße von bis zu 860 Volt ab und ist damit das Lebewesen, das die höchste Spannungsentladung erzeugt, wie die Forscher kurz vor Humboldts 250. Geburtstag am 14. September schreiben.
De Santana, der selbst schon mehrmals einen elektrischen Stoß abbekommen hat, betont aber: Der Schock eines elektrischen Aals besitzt zwar eine hohe Spannung, aber eine niedrige Stromstärke. Damit sei er nicht notwendigerweise gefährlich für Menschen. (lag/dpa) © dpa
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