Klug und noch dazu hilfsbereit: Bei Graupapageien finden Forscher Fähigkeiten, die selbst die mancher Menschenaffen übertreffen.
Graupapageien helfen Artgenossen - und zwar auch dann, wenn sie selbst nicht von dieser Hilfsbereitschaft profitieren. In einem Experiment sorgten die Vögel uneigennützig dafür, dass ihre Käfignachbarn Leckerbissen bekamen. Solche Formen der Empathie seien bislang nur bei Menschen, Menschenaffen und wenigen Säugetieren beobachtet worden, berichten Forscherinnen des Max-Planck-Instituts für Ornithologie in Seewiesen im Fachblatt "Current Biology".
Dass Papageien und Krähen ein im Verhältnis zu ihrer Körpergröße großes Gehirn haben und entsprechend klug sind, ist schon lange bekannt. Damit einher geht bei Krähen eine hohe soziale Intelligenz - etwa wenn sie zusammenarbeiten, um an Futter zu kommen. Frühere Studien haben allerdings gezeigt, dass Krähen Artgenossen nicht helfen.
Verhaltensbiologie mit Papageien
Die Verhaltensbiologin Désirée Brucks und die Ornithologin Auguste von Bayern untersuchten nun die Empathiefähigkeit von Papageien in Versuchen mit afrikanischen Graupapageien (Psittacus erithacus) und Gebirgsaras (Primolius couloni). Beide Arten lernten zunächst, Metallmarken entgegen zu nehmen, die sie durch einen Spalt gegen Futter eintauschen konnten. Um zu prüfen, wie hilfsbereit die Vögel sind, setzten die Forscherinnen jeweils zwei Artgenossen in benachbarte Plexiglas-Kammern, die durch eine kleine Öffnung miteinander verbunden waren.
Beide Kammern hatten auch nach außen hin jeweils eine Öffnung, durch die die Vögel die Metallmarken bekamen, sowie einen Spalt, durch den sie die Marken gegen Leckerbissen tauschen konnten. Bekam nun ein Graupapagei Metallmarken und war in seiner Kammer die Öffnung zum Tausch der Marken gegen Leckerbissen verschlossen, so reichte er sie meist durch die Öffnung an den benachbarten Graupapagei weiter, der dann davon profitierte. Gebirgsaras zeigten diese Hilfsbereitschaft nicht.
"Bemerkenswerterweise waren die Graupapageien grundsätzlich motiviert, anderen zu helfen. Sie verhielten sich also sehr "prosozial"", erläutert von Bayern in einer Mitteilung des Instituts. "Es hat uns überrascht, dass sieben von acht Graupapageien ihre Nachbarn spontan mit den Metallmarken versorgten – und das im ersten Versuch, so dass sie das soziale Setting der Aufgabe vorher nicht kennen und auch nicht wissen konnten, dass sie in einer anderen Rolle später getestet werden würden." Die Tiere leisteten also Hilfe, ohne direkte Vorteile für sich erzielen und anscheinend auch ohne eine Gegenleistung zu erwarten.
Verblüffende Eigenschaft von Papageien
Empathie nicht nur beim Menschen
Zudem verstanden die Vögel, wann ihre Hilfe sinnvoll war und wann nicht: So gaben sie dann keine Metallmarken ab, wenn in der Nachbarkammer der Spalt nach außen verschlossen war - der benachbarte Papagei also keine Möglichkeit hatte, die Marken gegen Leckerbissen einzutauschen. Ferner machten die Vögel keine grundsätzlichen Unterschiede zwischen fremden und bekannten Nachbarn – sie gaben lediglich mehr Marken weiter, wenn sie ihren Artgenossen kannten.
Warum Gebirgsaras nicht ähnlich handelten, muss den Ornithologinnen zufolge noch geklärt werden. Sie vermuten, dass unterschiedliche Sozialstrukturen der Arten eine Rolle spielen könnten. Überhaupt sollte untersucht werden, inwieweit Hilfsbereitschaft auch unter anderen der rund 400 Papageienarten verbreitet ist und was zur Entwicklung dieses Verhaltens geführt haben könnte. Klar sei allerdings schon jetzt, dass Empathie nicht nur bei Menschen und Menschenaffen auftrete, sondern sich auch bei Vögeln entwickelt habe.
"Unsere Ergebnisse zeigen, dass Papageien die Fähigkeit zu hilfsbereitem Verhalten und Reziprozität haben", schreiben die Autorinnen. "Tatsächlich deuten sie darauf hin, dass die Hilfsbereitschaft der Papageien stark ist, was die Möglichkeit eröffnet, dass sie sich prosozial oder sogar altruistisch verhalten, um ihren Wert als Kooperationspartner im ständigen Wettbewerb um Koalitionspartner zu signalisieren." © dpa
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