• Wandern bei strahlender Wintersonne - in den sozialen Medien sieht das einfach aus.
  • Doch Fehler und falsche Ausrüstung können schnell tödlich enden, wie die bittere Bilanz der Saison zeigt.

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Immer mehr Menschen zieht es auch im Winter zu Fuß in die Berge. Doch bei Schnee und Eis können sonst einfache Wege zu schwierig begehbaren, gefährlichen Routen werden, wie ein Blick in die vergangene Saison zeigt.

Ungewöhnlich viele Todesfälle beim Wandern und mehr Lawinentote als in den Vorjahren: Diese Bilanz zogen im oberbayerischen Bad Tölz die Bergwacht Bayern und der Lawinenwarndienst zum Ende der Wintersaison.

Insgesamt mussten die ehrenamtlichen Helfer rund 5.500 Mal ausrücken. Vier Menschen starben in Lawinen, die höchste Zahl der vergangenen zehn Jahre. Zwei von ihnen waren Wanderer. Insgesamt verunglückten 19 Wanderer und Bergsteiger tödlich - ein neuer Höchststand.

Diese Fehler endeten tragisch

In mehreren Fällen rutschten Menschen auf Schnee und Eis aus und stürzten in die Tiefe. Die einen waren mit Turnschuhen unterwegs, die anderen änderten die Route und folgten einer App oder starteten bei ungünstigen Wetterbedingungen. Die für winterliche Verhältnisse nötige Ausrüstung - Eispickel, Steigeisen oder Grödeln als abgespeckte Version - hatten viele Wanderer nicht dabei.

Selbst wenn es in den Tälern schon grünt, liegt in der Höhe Altschnee - das bedeutet Rutschgefahr. In hohen Lagen können auch jetzt noch Lawinen kommen, wenn es am Nachmittag warm wird und der Schnee sich vom Boden löst.

Bergwacht sieht Probleme durch soziale Medien

Immer wieder fehle die Wahrnehmung für Gefahren und die Kompetenz, sich entsprechend angepasst zu verhalten, warnte der stellvertretende Landesleiter der Bergwacht Bayern, Jürgen Bummer. "Die Leichtigkeit der digitalen Bilderwelt in den sozialen Medien suggeriert häufig eine allgegenwärtige Verfügbarkeit und Machbarkeit von Gipfelzielen, unabhängig von allen weiteren Faktoren und persönlichen Fähigkeiten." Mehr als 200 Mal mussten die Bergwachtler Menschen retten, die nicht weiter konnten oder sich verstiegen hatten, aber unverletzt waren.

Unfälle oft vermeidbar

"Es ist gut und wichtig, wenn insbesondere junge Menschen die Natur und die Berge für sich entdecken und wertschätzen lernen", sagte Bummer. "Umso tragischer ist es, wenn schwere oder sogar tödliche Unfälle passieren, die mit einer größeren Sensibilität für alpine Gefahren leicht vermeidbar gewesen wären."

An den Tagen um Ostern rutschte ein Ehepaar aus Sachsen-Anhalt, unterwegs in Turnschuhen und mit unzureichender Ausrüstung, an einem verschneiten Wegabschnitt im Zugspitzgebiet in den Tod. Im Februar machten sich zwei Wanderer bei Schnee und Wind zu einer Hütte bei Oberstdorf auf und verliefen sich. Einer erfror, der andere starb im Krankenhaus. Im März stürzten ein Pärchen und ein 35-jähriger Mann aus Ostbayern an der Maiwand bei Flintsbach am Inn tödlich ab.

Mit rund 5.500 Einsätzen musste die Bergwacht von Anfang Dezember bis Ende April öfter ausrücken als in der vergangenen Saison, aber ähnlich oft wie vor der Corona-Zeit. In den Skigebieten liefen wieder die Lifte. Dort ereigneten sich die meisten Unfälle. Rund 3.500 Skifahrer und Skifahrerinnen sowie 725 Snowboarder brauchten Hilfe.

Weniger Schnee, geringere Lawinengefahr? Ein Trugschluss

Beim Skitourengehen, das seit der Pandemie noch mehr zum Trendsport geworden ist, passiert gemessen an der Zahl der Sportler eher wenig. In dieser Saison gab es hier knapp 130 Einsätze, in der vergangenen Saison bei geschlossenen Skigebieten gut 200.

Dabei gehen deutlich mehr Menschen als früher auf Tour. "Wir sehen das auch an den Klickzahlen auf unserer Homepage, sie sind doppelt so hoch wie früher", sagte Christoph Hummel von der Lawinenwarnzentrale am Landesamt für Umwelt. Bis zu 1,5 Millionen Mal wurde die Seite früher geklickt, jetzt sind es bis zu drei Millionen Klicks.

Zwei Tourengeher starben im hochalpinen Gelände im Berchtesgadener Land in Lawinen. Schneefälle und Wind sorgten Ende Januar bis Mitte Februar für gefährliche Situationen. "Das war die Phase, in der wir eine heikle Lawinenlage hatten", sagte Hummel. Dass es in diesem Winter eher wenig Schnee hatte, habe die Lawinengefahr nicht verringert. "Schneearme und windige Winter sind immer unfallträchtig. Wenn die Schneedecke dünn ist, gibt es einen ungünstigen Schneedeckenaufbau." Zudem gilt der Wind als Baumeister der Lawinen. Er verfrachtet und verdichtet den Schnee, der aber oft nicht gut mit dem Untergrund verbunden ist - das führe zu Schneebrettgefahr. (dpa/af)


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