Auch in den abgelegensten Regionen der Ozeane lassen sich mittlerweile Plastikteile nachweisen. Wie lange sie dann in der Umwelt verbleiben, kann nur geschätzt werden. Forscher haben jetzt erstmals Kunststoffteile untersucht, die nachweislich 20 Jahre und länger in der Tiefsee verbracht haben. Dabei konnten sie jedoch keine Spuren von Fragmentierung oder gar Abbau feststellen.
Plastikmüll aus der Tiefsee weist nach Erkenntnissen deutscher Forscher auch nach mehr als 20 Jahren noch keinerlei Anzeichen von Zersetzung auf. Experten des Kieler Geomar Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung untersuchten nach Angaben vom Donnerstag eine Plastiktüte und eine Speisequarkverpackung, die sie bei Expeditionen in den Pazifik geborgen hatten. Deren Alter ließ sich demnach aufgrund besonderer Begleitumstände ausnahmsweise genauer klären.
An den beiden Objekten fehlten "Spuren von Fragmentierung oder gar Abbau", berichteten die Wissenschaftler nun in der Fachzeitschrift "Scientific Research". Dass sich Kunststoffe nicht auf natürlichem Weg zersetzen und deshalb sehr lange in der Umwelt verbleiben, ist ihren Angaben nach zwar allgemein bekannt. Es fehlen aber genauere Erkenntnisse dazu, wie der Plastikabbau in der Natur funktioniert.
Alter des Mülls klar bestimmbar
Dies liegt demnach auch daran, dass sich das Alter von Plastikmüll im Meer oft nicht genauer bestimmten lässt. Bei den Abfällen, die die Forscher 2015 bei einer Expedition mit dem Forschungsschiff "Sonne" in den Ostpazifik aus 4.000 Metern Tiefe holten, war das allerdings anders. So war im Innern der Plastiktüte eine alte Coladose aus einer Sonderedition zum Davis-Cup 1988 eingewickelt.
Die Wissenschaftler gingen davon aus, dass die Tüte genauso alt ist, weil die ungeschützte Aluminiumdose in den rund 30 Jahren im Meer längst korrodiert wäre. Bei dem zweiten Objekt handelte es sich um eine Quarkpackung eines deutschen Herstellers, dessen Markenname seit 1999 nicht mehr verwendet wird. Da sie zudem eine fünfstellige Postleitzahl aufwies, konnte sie zugleich nicht älter als 1990 sein, weil das System erst in diesem Jahr eingeführt wurde.
Objekte stammten von Vorgängerexpeditionen
Laut Geomar kamen die Experten zu dem Schluss, dass beide Objekte von Vorgängerexpeditionen aus den Jahren 1989 sowie 1992 oder 1996 stammen mussten. An der Stelle hatten deutsche Forscher 1989 ein Stück Meeresboden umgepflügt, um Erkenntnisse über Tiefseebergbau zu gewinnen. 1992, 1996 und 2015 steuerten dann andere Teams die Position im Ostpazifik erneut an. Sie wollten sehen, wie sich der Meeresboden erholt. Andere Verursacher schlossen die Autoren der Studie aus. Die Region liegt weit entfernt von Schifffahrtsrouten.
In ihren Ergebnissen sehen die Experten des Geomars und anderer beteiligter Einrichtungen daher nach eigenen Angaben auch ein "gutes Argument", die Einhaltung von Müllvorschriften an Bord künftig "noch genauer" im Blick zu haben. Allerdings habe sich die Mentalität seit den 90er Jahren schon deutlich gewandelt. Die Besatzungen an Bord der Forschungsschiffe achteten inzwischen "sehr genau darauf, dass kein Müll mehr über Bord geht", hieß es. (afp/kad)
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