- Am Mittwochabend hat sich am Rande der Stadt Kiel ein Tornado gebildet.
- Mehrere Menschen wurden verletzt, vier davon schwer.
- Dabei ist die Stadt noch glimpflich davongekommen.
- Ein Anzeichen für den Klimawandel ist der Tornado einem Experten zufolge allerdings nicht.
Am Mittwochabend ist am Rande Kiels im Stadtteil Meimersdorf ein Tornado entstanden. Er zog Behörden zufolge gegen 18:00 Uhr über die Kiellinie - eine beliebte Promenade am Ufer - und verletzte mehrere Menschen, vier davon schwer.
Nach Einschätzung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) hätte der Tornado bei anderem Verlauf wesentlich größere Schäden anrichten können. Wäre er durch die Innenstadt gezogen, hätten Dachziegel wie Geschosse durch die Gegend fliegen können, sagte DWD-Tornado-Experte Andreas Friedrich am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur (dpa). "Von der Stärke her ist es nach ersten Auswertungen aber ein eher schwächerer Tornado gewesen."
Friedrich schätzte seine Rotationsgeschwindigkeit auf 118 bis 180 Kilometer pro Stunde. Das gehe mit "zerstörerischer Kraft" einher. Am Boden habe er sich aber nur mit Tempo 10 bis 20 fortbewegt. Die Spur der Schäden des im Süden der Stadt gebildeten Tornados sei Auswertungen zufolge etwa sieben Kilometer lang.
Klimaforscher: "Glück im Unglück"
Der Klimaforscher Mojib Latif vom Geomar Helmholtz Zentrum für Ozeanforschung ist ebenfalls der Ansicht, dass die Stadt noch glimpflich davongekommen ist. "Das war natürlich schon ein erschreckendes Szenario", sagte der Wissenschaftler angesichts der Bilder des Ereignisses. "Tornados haben immer ein enormes Schadenspotenzial."
Sie seien zwar kleinräumig, könnten aber ganze Straßenzüge verwüsten. "Und dann können Menschen ums Leben kommen", so Latif weiter. "Wenn sie auf dem Wasser auftreten, ist das wie eine glückliche Fügung, wenn dort nicht gerade ein Schiff fährt." Insofern hätte alles noch viel schlimmer ausgehen können.
"Glück im Unglück, würde ich sagen." Der Tornado habe zwar auch die Kiellinie erwischt. "Aber er hat sich ja im wesentlichen über dem Wasser ausgetobt."
Kieler Tornado kein Anzeichen für Klimawandel
Ein Anzeichen für den Klimawandel ist der Kieler Tornado nach Ansicht des Experten nicht. "Ich würde jetzt keine Verbindung zur globalen Erwärmung herstellen", sagte Latif der dpa. "Es ist ein seltenes Phänomen, das hin und wieder auftaucht, bedeutet aber keine neue Qualität."
Tornados auf dem Wasser sind zu dieser Jahreszeit nicht ungewöhnlich - auch nicht vor Kiel. Das Problem bei Tornados sei, dass man sie überhaupt nicht vorhersagen könne, so Latif. "Bei entsprechender Wetterlage können sie immer entstehen." Alle paar Jahre könne dies auch in Kiel vorkommen. "Wenn sie draußen auf dem Meer auftreten, dann können sie unbeobachtet bleiben - deshalb ist die Dunkelziffer ziemlich hoch."
Tornados sind Wirbelstürme. Sie entstehen bei großen Temperaturunterschieden und treten in Mitteleuropa häufig zusammen mit Gewittern auf. Dabei reicht aus der Gewitterwolke ein rüsselartiger Wolkenschlauch bis in Bodennähe. (ff/dpa)
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