Wer kennt nicht das Gefühl, wenn einem Schmetterlinge im Bauch herumschwirren und einem alles so einfach und wunderbar vorkommt. Ja, die Rede ist von der Liebe. Woher aber kommt das Verliebtsein? Vom Herzen, aus dem Bauch, oder ist es nur ein Produkt unseres Gehirns?
Die Liebe ist keine Erscheinung der Moderne, sondern so alt wie der Mensch selbst. Warum wir uns verlieben, beschäftigt Wissenschaftler seit jeher. Forscher glauben, dass Männer und Frauen bei der Partnerwahl angeborenen Urzeitprogrammen folgen: Männer wollen junge, fruchtbare Frauen mit gutem Aussehen. Frauen hingegen suchen große, starke Kerle, die in der Lage sind, ihre Familie zu ernähren. Diese primitiven Schlüsselreize haben sich im Lauf der Evolution als biologisch sinnvoll erwiesen, um den idealen Partner zu finden und gesunden Nachwuchs zu produzieren.
Das kann aber bei Weitem nicht alles sein, schließlich verliebt sich Frau nicht in jeden breitschultrigen, großen Mann, und Mann wiederum nicht in jede ansehnliche Frau. Heute ist erwiesen, dass äußere Faktoren wie Aussehen und Status zwar unsere Aufmerksamkeit lenken, aber nicht das Geheimnis unserer Gefühlswallungen sind.
Die Macht der Hormone
Unromantisch aber wahr - sich in jemanden zu verlieben, ist zunächst ein biochemischer Vorgang. Unsere Sinne verarbeiten die Eindrücke rasend schnell. Genau genommen reichen uns drei Sekunden, um unser Gegenüber zu mustern. Wenn das Objekt der Begierde in unser unterbewusstes Beuteschema passt, beginnen die Hormone zu rauschen und das größte Sexualorgan des Menschen auf Hochtouren zu arbeiten. Mit 100 Millionen Nervenzellen ist das Gehirn eben dieses und bildet die Ausgangsbasis eines jeden Liebesglücks. Ob wir für die Reize eines anderen Menschen empfänglich sind, darüber entscheiden ganz bestimmte Botenstoffe.
Dopamin
Einer dieser Stoffe ist Dopamin. Erhält ein Mensch überraschend eine Belohnung, so wird dieser chemische Botenstoff freigesetzt. Das natürliche Aufputschmittel macht euphorisch und lenkt unsere Aufmerksamkeit auf angenehme und erfreuliche Dinge. Umgekehrt führt ein geringer Dopaminspiegel zu Lust- und Antriebslosigkeit.
Der Dopamingehalt von Verliebten ist stark erhöht. Kein Wunder also, dass Verliebte mit einem Dauergrinsen durch die Gegend rennen und ständig gut drauf sind. Eine weitere Folge dieses Glückshormons ist der "Tunnelblick". Alles um einen herum wird nebensächlich, und man hat nur noch Augen für den Partner.
Serotonin
Frischverliebte leiden an einem Serotoninmangel. Normalerweise sorgt ein ausgeglichener Serotoninspiegel für Ausgeglichenheit und innere Ruhe. Seltsamerweise fehlt frisch Verliebten dieses Hormon fast völlig. Genauer gesagt ist ihr Serotoningehalt so niedrig wie bei psychisch Kranken. Macht Liebe also krank? Aus wissenschaftlicher Sicht jedenfalls sind Verliebte suchtkrank und auch etwas "verrückt".
Überraschend ist auch, dass Serotonin als Glückshormon bekannt ist. Wie aber kann es dann sein, dass es gerade Verliebten daran mangelt? Wissenschaftler sind der Ansicht, dass Liebende sich ähnlich wie Zwangsneurotiker verhalten. Auch Verliebte können sich oft stundenlang ein und der selben Sache widmen. Erst wenn das Verliebtsein zu Liebe übergeht, normalisiert sich der Serotoninspiegel wieder.
Adrenalin
Als ob das Gefühlschaos nicht schon perfekt wäre, kommt noch ein weiteres "Rauschhormon" hinzu. Steht einem die/der Auserwählte gegenüber, bedeutet das zunächst Stress pur. Die Knie werden weich und fangen zu zittern an. Uns bleibt förmlich die Luft weg, das Herz rast, und wir fühlen uns wie kurz vor dem Kollaps. Schuld daran ist das in der Nebenniere produzierte Adrenalin. Die Reaktionen sind ähnlich wie in einer Angriffs- oder Fluchtsituation, nur, dass es sich in diesem Fall um positiven Stress handelt.
Oxytocin
Oxytocin wird auch als Schmuse- oder Kuschelhormon bezeichnet. Es soll die Bindung an den Partner herbeiführen. Dabei gilt: je mehr Oxytocin in der Phase des Verliebtseins ausgeschüttet wird, desto höher sind die Chancen, dass die emotionale Bindung an den Partner auf lange Sicht erhalten bleibt. Oxytocin scheint also auf tiefgreifende Gefühle wie Liebe und Treue einen Einfluss zu haben.
An der Emery Universitiy haben Forscher das Liebeshormon an Prärie- und Bergwühlmäusen getestet. Die beiden verwandten Arten sind sich in ihrer Lebensweise recht ähnlich, mit einem Unterschied: Bergwühlmäuse gehen nach der Paarung getrennte Wege, Präriewühlmäuse hingegen bleiben ein Leben lang mit ein und dem selben Partner zusammen.
Verabreicht man den Präriewühlmäusen einen Oxytocinblocker, verhalten sie sich wie die Bergwühlmäuse. Durch Änderungen des Erbgutes können auch Bergwühlmäusen treu bleiben. Lassen sich die Ergebnisse auf den Menschen übertragen? Kann man untreue Partner zu ewiger Treue "umpolen"?
Die Antwort lautet leider: Nein. Dazu ist das Hormonsystem des Menschen viel zu kompliziert aufgebaut. In der Regel wirken eine Vielzahl von Hormonen auf das Verhalten eines Menschen ein. Warum und und in wen sich jemand verliebt, wird wohl weiterhin ein Geheimnis bleiben.
Liebe ist also mehr als ein Überschwappen der Hormone, mehr als eine vorübergehende "Verrücktheit". Was dann? Die Sehnsucht nach dem Du, der Himmel auf Erden, ewige Treue? Finden Sie es doch einfach im Selbsttest heraus!
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