Immer wieder legen Studien den Schluss nahe, dass Menschen mit engen sozialen Beziehungen gesünder sind und länger leben. Denn gute Freunde halten Stress fern, geben Selbstbewusstsein und helfen sogar über Traumata hinweg. Freundschaften müssen aber auch gepflegt werden.

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Zeit, einmal kurz in der eigenen Erinnerung zu kramen: Wer war der erste beste Freund oder die erste beste Freundin? Welche schönen und unschönen Erlebnisse hat man miteinander geteilt? Wie lange hat die Freundschaft gehalten – und warum ist sie auseinandergegangen?

Und heute? Wen zählt man zu seinen besten Freunden? Wie tief sind die Freundschaften? Und was tut man selbst, um die Freundschaft lebendig zu halten?

Positive Auswirkungen auf die Gesundheit

Fragen, die es sich zu stellen lohnt; denn dass Freundschaften wichtig sind, würden die meisten nicht nur subjektiv bestätigen, es gibt auch immer wieder wissenschaftliche Untersuchungen, die ergeben, dass gute Freunde das körperliche und geistige Wohlbefinden steigern.

Eine der am meisten zitierten Studien zu diesem Thema kam vor einigen Jahren von Wissenschaftlern einer Universität im US-Bundesstaat Utah. Sie hatten untersucht, ob soziale Kontakte einen Einfluss auf das Sterberisiko haben und kamen zu dem Ergebnis: Wer in ein soziales Netz eingebunden war, hatte gute Chancen, länger zu leben.

Eine andere US-Studie ergab, dass Menschen mit einem großen Freundeskreis weniger zu Übergewicht neigten als jene mit wenigen oder keinen Freunden. Vor allem ältere Menschen hätten demnach bei guten sozialen Kontakten seltener Bluthochdruck und Diabetes.

Kanadische Forscher fanden zudem heraus, dass Zehnjährige, die ein erhöhtes Risiko hatten, eine Depression zu bekommen, weniger häufig erkrankten, wenn sie einen guten Freund hatten.

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Manchmal hilft es schon, einen anderen Blickwinkel einzunehmen: So üben Sie jeden Tag mehr Freude zu erleben.

Bestimmte Hirnbereiche größer und besser vernetzt

Bei kontaktfreudigen Menschen ist außerdem die Gehirnstruktur anders als bei Menschen, die sozial nicht so aktiv sind. Bei Ersteren seien manche Bereiche im Gehirn größer und besser miteinander vernetzt, fanden Wissenschaftler in Oxford heraus.

Die Frage, ob sich das Gehirn an die vielen Sozialkontakte angepasst hat oder umgekehrt die Kontaktfreudigkeit von einer bestimmten Hirnstruktur herrührt, konnten die Forscher aber nicht beantworten.

Unbestritten scheint jedoch, dass Freunde bis zu einem gewissen Grad dabei helfen, jung zu bleiben. "Denn die Lebensintensität und das Lebensglück hängen stark von der Lebendigkeit und Intensität unserer Beziehungen ab", sagt der Psychotherapeut Wolfgang Krüger im Gespräch mit unserer Redaktion. Einsamkeit und Langeweile hingegen "legen uns lahm".

Was Krüger aus der täglichen Praxis kennt, haben Forscher der Ruhr-Universität Bochum vor einigen Jahren bei Versuchen mit Ratten nachgewiesen. Sie testeten in erster Linie, wie sich Bewegung auf die Lernfähigkeit auswirkt (nämlich positiv), fanden dabei aber auch noch heraus, dass sich der Effekt bei vielen sozialen Kontakten verstärkt.

Deswegen, so Krüger, sei es sehr wichtig, auch im Alter neugierig auf seine Mitmenschen zu bleiben und zu versuchen, neue Freunde zu finden. Die Realität sehe aber meistens anders aus: "Mit 50 Jahren hat etwa die Hälfte der Menschen schon eine resignative Haltung und keine Kraft mehr, aktiv neue Freunde zu gewinnen."

Freundschaften in der Kindheit wichtig für späteres Sozialverhalten

Wer Glück hat, muss aber gar nicht groß um Freunde werben, sondern hat schon welche. Und wer noch mehr Glück hat, hat sie schon sehr lange, womöglich seit der Schulzeit.

Sehr selten dürften hingegen Freundschaften aus der Kindergartenzeit sein, obwohl in dieser Zeit der Grundstein für spätere Beziehungen gelegt wird.

Wie wichtig frühe Freundschaften sind, hat die Erziehungswissenschaftlerin Margaret Blank-Mathieu in einem Aufsatz zusammengefasst. Demnach sind Freunde für Kinder wichtig zur Stärkung der eigenen Person: Sie lernten, ihre Gefühle zu äußern und hätten jemanden, mit dem sie in Fantasiewelten eintauchen könnten.

Durch Zusammenarbeit mit anderen Kindern merkten sie zudem, dass sie auch etwas ohne die Hilfe der Erwachsenen schaffen können, und würden dadurch selbstbewusster.

Im Streit lernten sie zudem, sich manchmal durchzusetzen und manchmal zurückzustecken.

Partys feiern, Briefe schreiben

Dass aus dem Kindergarten trotzdem äußerst selten Freunde erhalten bleiben, liegt daran, dass die Beziehungen von Drei-, Vier- oder Fünfjährigen noch nicht besonders belastungsfähig sind und etwa ein Umzug oder unterschiedliche Schulen die Freundschaft bereits beenden können.

Spätere Freundschaften halten länger – vor allem Jugendfreundschaften, sagt Psychotherapeut Krüger: "Man hat einfach eine Fülle von gemeinsamen Erlebnissen und Situationen, die man zusammen durchgestanden hat, das hält ein Leben lang."

Dennoch müssen auch diese Freundschaften gepflegt werden. "Dafür braucht man vor allem Zeit und Kreativität", sagt Krüger, der sich in seinem Buch "Freundschaft: beginnen – verbessern – gestalten" mit dem Thema beschäftigt hat.

Er versuche zum Beispiel, bei jedem Treffen ungewöhnliche Fragen zu stellen, wie beispielsweise: "Was waren deine Jugendträume? Und wie kann ich dir helfen, sie vielleicht jetzt noch zu erfüllen?"

Zudem empfiehlt Krüger, wieder mehr Feste mit Freunden zu feiern und am Ende des Jahres einen "Freundesbrief" mit den Erlebnissen des Jahres zu schreiben.

Verwendete Quellen:

  • Gespräch mit dem Psychotherapeuten Wolfgang Krüger
  • Pnas.org: "Social relationships and physiological determinants of longevity across the human life span"
  • Gripinfo.ca: "Can friends protect genetically vulnerable children from depression?"
  • Studie der Ruhr-Universität Bochum: "Geselligkeit hält geistig fit"
  • Aufsatz von Margarete Blank-Mathieu: "Kinderfreundschaft: Weshalb brauchen Kinder Freunde?"
Anmerkung: Dieser Artikel erschien erstmals im Jahr 2017 zum Tag der Freundschaft. Zu diesem Anlass am 30. Juli präsentieren wir Ihnen den Text gerne auch in diesem Jahr noch einmal.
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