- Am 14. November ist der internationale Tag des Zungenbrechers.
- Im Interview mit unsere Redaktion spricht die Gründerin der Online-Sprachlernplattform "Dein Sprachcoach", Maria Hasbolat, über den Reiz und die Vorteile dieser lustigen Wortspiele.
- Zudem gibt sie drei nützliche Tipps, wie Sie zuhause mit Zungenbrechern am besten üben können - Spaßfaktor inklusive.
"Fischers Fritz fischt frische Fische, frische Fische fischt Fischers Fritz" ist im Deutschen eines der bekanntesten Zungenbrecher. Auch in anderen Sprachen und Kulturen sind solche Wortspiele keine Seltenheit und werden meistens aus Spaß oder als kleine lustige Challenge ausgepackt. Am 14. November gebührt diesen Scherz-Sätzen eine besondere Ehre, denn dann ist offiziell der internationale Tag des Zungenbrechers.
Aus diesem Anlass hat unsere Redaktion mit der Gründerin der Online-Sprachlernplattform "Dein Sprachcoach", Maria Hasbolat, gesprochen. Sie erklärt, warum wir so einen Spaß an Zungenbrechern haben und inwiefern sie sogar im (Fremd-)Spracherwerb ein nützliches Tool sein können. Dabei erklärt die Aussprachetrainerin, worin sie noch Nachholbedarf im Sprachunterricht sieht und gibt drei Tipps, wie Sie zuhause mit den Spaß-Sätzen am besten üben können - einige Zungenbrecher für den nächsten Scherzabend mit Freunden oder der Familie inklusive.
Frau Hasbolat, jeder kennt Zungenbrecher und jeder lacht darüber, wenn ein anderer sich dabei verhaspelt. Worin liegt der Reiz dieser Wortspiele?
Maria Hasbolat: Das Tolle daran ist, dass man einfach irgendwelche Quatschsätze wiederholt, die keinen Sinn ergeben, lustig sind und sich manchmal reimen. Der Mensch hat allgemein Spaß am Reimen und Reime-Wiederholen. Nebenbei wird der Laut, der in den Sätzen immer wieder auftaucht, ganz unauffällig trainiert. Genau darin liegt der Reiz: Dass man etwas lernt oder übt, ohne es zu merken. Außerdem hat man schnell Erfolgserlebnisse. Wenn man es am Ende doch geschafft und richtig ausgesprochen hat, dann fühlt man sich wirklich gut. So kann es auch für einen Erwachsenen spannend und unterhaltsam sein.
"Es ist nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene spannend"
Welche nützlichen Seiten haben Zungenbrecher, neben dem Spaß, noch?
Es ist nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene spannend – vor allem, wenn man eine Sprache erlernt. Zungenbrecher werden zudem auch in der Logopädie oder im Deutschunterricht in der Schule eingesetzt. Kinder finden so etwas lustig. Außerdem ist ein gewisser Wettbewerbsanteil dabei, denn grundsätzlich geht es bei Zungenbrechern darum, irgendwann mal schneller zu werden.
Bei Erwachsenen, die zum Beispiel Deutsch als Fremdsprache lernen, ist es ein bisschen anders. Deutschsprachige Kinder können es sofort und es geht nur darum, Spaß dabei zu haben, die Laute richtig auszusprechen und schneller zu werden. Bei den Erwachsenen besteht ein bisschen die Gefahr darin, dass man zu früh schneller werden möchte. Deshalb sollte man zuerst darauf achten, dass man die Aussprache hinbekommt – das heißt, jeder einzelne Laut richtig ausgesprochen wird – und dann darf man sich gerne beschleunigen.
Warum nutzt man Zungenbrecher bei Erwachsenen? Worum geht dabei?
Im Aussprachetraining ist es von Vorteil, Zungenbrecher zu benutzen, weil man dabei jeden Laut separat übt. Ein Beispiel ist das deutsche "r", das man auch das Reibe-"r" nennt, weil dabei das Zäpfchen am Gaumen reibt. So wird ein ganz leichter Laut erzeugt. Gerade Menschen aus Osteuropa oder spanischsprachigen Ländern, wo es das rollende und mit der Zungenspitze produzierte "r" gibt, haben damit Schwierigkeiten. Sie versuchen es mit viel zu viel Kraft auszusprechen, was aber falsch ist. Man sollte nicht so viel Kraft investieren und verstehen, wo der Laut erzeugt wird. Wenn man diesen Laut konsequent auch mit Zungenbrechern übt, kann man sehr schnell Erfolg haben.
Welchen Zungenbrecher können Sie für das deutsche "r" empfehlen?
"Dreihundertdreiunddreißig riesige Reiter ritten dreihundertdreiunddreißig Mal um das große, runde Rastenburger Rathaus." Oder es gibt auch kurze Sätze, die man dann nochmal rückwärts wiederholt, zum Beispiel: "Lauchreis mit Rauchlachs. Rauchlachs mit Lauchreis."
Haben Sie weitere Beispiele?
Für Deutschlernende sind außerdem noch die Plosivlaute schwierig, die im Mund quasi explodieren. Das sind "p", "t" und "k". Im Deutschen werden sie aspiriert, also behaucht. In vielen Sprachen ist das nicht vorhanden. Mit Zungenbrechern kann man aber diese Art von Lauten sehr gut üben, manchmal auch mit einem Zettel vor dem Mund als Kontrollmittel. Wenn man dann einen entsprechenden Zungenbrecher aufsagt – zum Beispiel "Papa Peter packt Pakete" – dann sollte man darauf achten, dass da immer ein bisschen Luft dabei ist, sodass sich der Zettel etwas bewegt. Ein anderer lustiger Zungenbrecher ist: "Katzen kratzen im Katzenkasten. Im Katzenkasten kratzen Katzen."
Kurzes Zwischenfazit: Zungenbrecher haben Unterhaltungswert, dienen der Logopädie und werden im Fremdspracherwerb eingesetzt. Gibt es noch weitere Anwendungsgebiete?
Zum Beispiel bei erwachsenen Muttersprachlern, die viel mit anderen Menschen arbeiten sowie sprechen müssen und viel Kundenkontakt haben. Also überall dort, wo man am besten klar und deutlich artikulieren und verstanden werden sollte – egal, ob in einem Eins-zu-Eins-Gespräch oder am Telefon. Bei Letzterem ist allerdings noch schwieriger, weil man den Mund nicht sieht. Auch können Zungenbrecher für Situationen ein gutes Training sein, in denen man aufgrund von Nervosität automatisch schnell und nuschelig spricht.
"Man kann da sehr kreativ werden und eigene Quatschsätze erfinden"
Kann jeder einfach so anfangen, mit Zungenbrecher zu üben? Oder muss man etwas Spezielles beachten?
Einfach loslegen. Hauptsache, man hat Spaß an der Sache. Man kann da sehr kreativ werden und eigene Quatschsätze erfinden, um sie an Freunde zu schicken und vielleicht eine kleine Challenge daraus zu machen. Natürlich ist es am besten, die Aussprache mit einem Lehrer zu trainieren oder wenn man eine andere Person hat, die einem das erklärt und zeigt.
Wie weit sind Zungenbrecher als Methode im (Fremd)Spracherwerb etabliert?
Leider hat man an Sprachschulen in Deutschland nicht so viel Zeit für die Aussprache. Die Schüler und Schülerinnen werden mit Grammatik und Wortschatz nur so vollgepumpt. Als Lehrperson versucht man zwischendurch noch extra Inhalte beizubringen, aber das straffe Lehrprogramm lässt einem kaum die Chance dafür. Es gibt nur vereinzelt Lehrwerke, die Zungenbrecher thematisieren. Auch in anderen Schulen würde es definitiv nicht schaden, wenn man damit den Unterricht aufpeppen würde – in Form von kleinen Spielen, Gruppenarbeiten oder Wettbewerben. Das wäre meiner Meinung nach sinnvoll und nützlich für die Schüler und Schülerinnen – denn vor allem für Kindern muss man Lerninhalte spielerisch gestalten.
Kinder oder Erwachsene – bei wem funktionieren Zungenbrecher als Methode am besten?
Prinzipiell ist das sehr individuell. Es kommt sehr stark darauf an, wie der- oder diejenige motiviert ist. Bei Erwachsenen hat man den Vorteil, dass man die ganzen Hintergründe erklären kann – zum Beispiel, was und wo Artikulationsorgane sind. Allerdings brauchen sie für die Umsetzung oft mehr Zeit: Es dauert ungefähr 90 Tage, bis sich eine Gewohnheit entwickelt – bei der richtigen Aussprache ist das nicht anders. Da muss man einfach dranbleiben. Bei Kindern hingegen kann es mit Zungenbrechern, sobald sie das Prinzip einmal verstanden haben, viel schneller zu Erfolgen führen.
Haben Sie einen abschließenden Tipp?
Ich habe drei. Punkt Nummer eins: Es ist wichtig, dass man den Spaß nicht verliert und nicht zum Üben gezwungen wird. Zweitens: Man sollte erstmal darauf achten, dass die Aussprache sitzt und sich erst dann beschleunigen. Ansonsten bringt es wirklich nichts. Und als Drittes: Die Regelmäßigkeit ist das A und O. Wenn man sich jeden Tag ein paar Minuten Zeit nimmt, dann ist man schon auf der sicheren Seite. Da ist es wie beim Sport: Die Regelmäßigkeit ist deutlich wichtiger als der Umfang.
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