Wer Comics liest, kennt sie: die wilden Zeichenkombinationen wie "@#$%!", die in Sprechblasen auftauchen, wenn eine Figur flucht oder vor Wut explodiert. Aber haben Sie sich schon einmal gefragt, ob es für diese seltsamen Zeichenfolgen auch einen Namen gibt? Hier gibt es Antworten.
Der Fachbegriff für die fluchenden Sprechblasen ist "Grawlix". Der Begriff bezeichnet die Darstellung von Schimpfwörtern oder Flüchen durch eine Abfolge von Symbolen wie "#", "@", "%", "&" und "!". In Comics dienen sie dazu, das wütende oder aufgebrachte Gebaren einer Figur darzustellen, ohne tatsächlich anstößige Sprache zu verwenden. Sie wirken wie ein visueller Piepton und überlassen es dem Leser, die Lücken gedanklich zu füllen.
Das Grawlix: Wo es herkommt und wie es wirkt
Der Begriff wurde von dem amerikanischen Comiczeichner Mort Walker geprägt, der vor allem durch seine Comicserie Beetle Bailey (in Deutschland unter dem Titel "Schütze A" erschienen) bekannt wurde. In seinem humorvollen Buch "The Lexicon of Comicana" aus dem Jahr 1980 erklärte er viele typische Stilmittel der Comicwelt und gab ihnen offizielle Namen. So bezeichnete Walker nicht nur die Grawlixes, sondern beispielsweise auch die Schweißperlen, die Stress oder Anstrengung ausdrücken, oder die Bewegungslinien, die Geschwindigkeit visualisieren. Das Grawlix wurde zu einem seiner einprägsamsten Beiträge, weil es eine Funktion beschreibt, die jeder sofort versteht, die aber nie explizit benannt wird.
Grawlixes sind aber mehr als eine Zensurmethode. Sie verleihen dem Comic Charakter und drücken auf spielerische Weise Emotionen aus. Die Auswahl und Anordnung der Symbole kann den Tonfall des Fluchs beeinflussen und manchmal für humorvolle Überraschungen sorgen. Ein wütendes "@#$%&!" ist also weit mehr als nur die Abkürzung eines Schimpfwortes - es ist ein Element, das die Kreativität von Zeichnern und Autoren herausfordert und gleichzeitig dem Publikum Raum für eigene Interpretationen lässt.
Längst nicht mehr nur in Comics
Interessanterweise haben Grawlixes längst auch außerhalb von Comics Einzug gehalten. In sozialen Netzwerken, Memes oder Textnachrichten werden sie verwendet, um Frustration oder Ärger auszudrücken, ohne tatsächlich auf vulgäre Ausdrücke zurückzugreifen. Sie sind zu einem universellen Symbol geworden, das überall auf der Welt verstanden wird, egal welche Sprache man spricht. Das macht Grawlixes zu einem faszinierenden Beispiel dafür, wie sich ursprünglich nischenhafte Elemente der Popkultur unbemerkt in den allgemeinen Sprachgebrauch schleichen können.
Was Grawlixes so bemerkenswert macht, ist die Verbindung von Sprache und Bildsprache. Sie ersetzen Worte, stehen aber gleichzeitig für Gefühle, die in der jeweiligen Szene eine wichtige Rolle spielen. Ein Comic ohne Grawlixes wäre weniger lebendig, weniger dynamisch. Sie geben dem Fluchen etwas Spielerisches, etwas Abstraktes, das über den eigentlichen Inhalt hinausgeht und die Fantasie des Lesers anregt. Das ist wohl auch der Grund, warum dieses kleine Stilmittel seit Jahrzehnten so beliebt ist. © 1&1 Mail & Media/spot on news
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