Wenn eine tragende Stute ihr Fohlen verliert, ist das erst einmal ein Schock. Danach kommen viele Fragen: Warum? Hätte es verhindert werden können? Hier 7 Fakten, die Du zum Abort bei Stuten wissen solltest…

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Ein eigenes Fohlen – davon träumen viele Besitzer einer Stute. Wer den Schritt wagt, muss viel beachten. Auch wenn Du alles richtig machst, kann es passieren – und Deine Stute verliert ihr Fohlen. Nur: warum? Und kann sie danach noch Fohlen bekommen? Hier die wichtigsten Fakten zum Abort bei Stuten.

1) Abort – leider keine Seltenheit

Wie beim Menschen auch, gilt bei Pferden: Wird die Schwangerschaft beendet, bevor der Fetus außerhalb des Uterus lebensfähig ist, spricht man von einem Abort. Solche Fehlgeburten bei Stuten sind leider gar nicht so selten. Mediziner gehen von einer Abortrate zwischen 5 bis 15 Prozent aus, erklärt "MSD Tiergesundheit". Und: Grundsätzlich kann ein Abort während der gesamten Schwangerschaft auftreten. Doch eine sehr frühe Fehlgeburt bleibt meist unbemerkt. Erst ab dem vierten Monat werden aufgrund der Größe der Frucht die Fehlgeburten oft erst wahrgenommen.

2) Symptome für einen Abort

Mediziner unterscheiden zwischen einer akuten und einer chronischen Fehlgeburt bei Stuten. Ein akuter, also plötzlicher Abort, zeigt dabei meist keine Symptome. Ein chronischer, also langsamer Abort, zum Beispiel durch Viren ausgelöst, hat dagegen meist folgende Symptome:

  • vorzeitige Laktation
  • Koliksymptome
  • Scheidenausfluss
  • Störung des Allgemeinbefindens
Abort bei Pferden ist leider keine Seltenheit.
Abort bei Pferden ist leider keine Seltenheit. © Foto: Adobe Stock/Buffy1982 (Symbolfoto)

3) Häufiger Auslöser – das Herpesvirus

Nach einem Abort sollte unbedingt nach der Ursache geforscht werden. Doch es gibt keine Garantie, dass Mediziner den Grund wirklich finden. Dazu gibt es Studien – mit unterschiedlichen Ergebnissen. Danach kann in 5 bis sogar 42 Prozent der Fälle keine Abortursache festgestellt werden. Sicher ist, dass in rund 25 Prozent der Fällen eine Infektion der Auslöser war. Dabei wurde mit 42 Prozent eine EHV1-Infektion nachgewiesen. Die Aborte treten in der Regel zwischen dem siebten und dem zehnten Trächtigkeitsmonat auf.

Gut zu wissen: Mit einer Impfung gegen EHV kann einer Fehlgeburt aufgrund dieser Infektion vorgebeugt werden.

4) Abort durch Bakterien

Leider können auch Bakterien zu Fehlgeburten führen. Dazu gehören:

  • ß-hämolysierende Streptokokken
  • Escherichia coli
  • Pseudomonaden
  • Klebsiellen
  • Leptospiren
  • Staphylokokken
  • Chlamydien

Die Bakterien dringen über den Gebärmutterhals in den Uterus ein. Dort lösen sie eine akute oder eine chronische Entzündung der Plazenta aus. Nur selten gelangen Keime übers Blut in die Gebärmutter. Bei bakteriellen Fehlgeburten gilt leider: Sie können in jeder Phase der Trächtigkeit zu einem Abort führen.

Die gute Nachricht: Bei frühzeitiger Diagnose und Therapie besteht die Möglichkeit, einen durch bakterielle Infektionen drohenden Abort zu verhindern.

5) Auch Zwillingsträchtig kann zu Abort führen

Ebenfalls häufig gibt es sogenannte nicht-infektiöse Abortursachen. In einer umfangreichen Studie zu Fohlenverlusten in der deutschen Vollblutzucht zwischen 1968 und 1990 zeigte sich: Bei diesen Fehlgeburten lag als Ursache eine Zwillingsträchtigkeit auf Platz 1. Aber auch Verdrehungen der Nabelschnur, Veränderungen der Gebärmutterschleimhaut, Störungen der Plazentafunktion, schwere Allgemeinerkrankungen, schwere Mangelernährung sowie Stress können zu einer Fehlgeburt führen.

Auch Stress kann zu einer Fehlgeburt führen.
Auch Stress kann zu einer Fehlgeburt führen. © Foto: Adobe Stock/vchalup (Symbolfoto)

6) Hormontherapie nach Fehlgeburt

In der Zucht wird Stuten nach Fehlgeburten oft der Hormonersatz Altrenogest verabreicht. So soll der Verlauf künftiger Trächtigkeiten positiv beeinflusst werden. Ein Forscherteam um Christine Aurich von der Vetmeduni Vienna fand wissenschaftliche Hinweise dafür, dass Altrenogest tatsächlich Probleme beim Wachstum des Embryos ausgleicht. Zwar hat das künstliche Hormon keine Wirkung in frühen Stadien der Trächtigkeit hat. Aber: Später hilft es, Probleme bei der Entwicklung des Fötus und insbesondere seiner Kontaktaufnahme mit der mütterlichen Gebärmutter auszugleichen. Eine Garantie für eine Trächtigkeit ist das Ersatzhormon nicht. Laut der Studie beeinflusst Altrenogest nicht die Wahrscheinlichkeit, mit der Stuten trächtig werden. Das gilt zumindest in den 22 Tagen nach der Befruchtung.

7) Stuten können selbst abtreiben

Tschechische Forscher fanden heraus: Stuten können ihren Nachwuchs offenbar selbst abtreiben. Bei ihrer Studie stellten sie fest, dass Stuten, die von einem fremden Hengst gedeckt wurden, sich nach ihrer Heimkehr auffallend oft mit einem "heimatlichen" Hengst paaren. Klappt die Paarung nicht, kommt es auffallend oft zu einer Fehlgeburt. Die Forscher vermuten: Die Stuten können ihre Schwangerschaft bewusst abbrechen. Der Grund: Das "fremde" Fohlen könnte durch den Heimat-Hengst getötet werden. Da Stuten dies wissen, wollen sie sich die Anstrengung der Geburt ersparen.

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Das erklärt auch, warum es bei Fremdbedeckungen auffallend oft zu Fehlgeburten kommt. Danach gaben Züchter an, dass fast jede Stute nach einer Bedeckung durch einen fremden Hengst ihr Fohlen verlor. "Dagegen hatte keine der Stuten, die von einem Hengst aus dem Heimatstall gedeckt wurde, eine Fehlgeburt", so Studienleiter Dr. Ludek Bartos gegenüber "BBC News".  © Pferde.de

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