Bei der Katzen-Kommunikation hat die neueste Trendkatze Amerikanischer Ringelschwanz eine Art Akzent. Denn anders als bei uns Menschen die Sprache, ist es bei diesen Samtpfoten die Schwanz-Haltung, welche die vierbeinigen Artgenossen ratlos zurücklässt.
Der Katzenschwanz dient den Samtpfoten nicht nur zum Balancieren, sondern auch zur Verständigung. Ist er ganz buschig, begleitet von einem Fauchen, spricht das für eine ärgerliche Katze, zu der man lieber Abstand halten sollte. Ist er eingezogen und zwischen die Beine geklemmt, hat die Mieze Angst und unterwirft sich.
Eines der häufigsten Anzeichen für Zufriedenheit und Aufgeschlossenheit ist jedoch, wenn der Katzenschwanz senkrecht nach oben aufgerichtet und manchmal an der Spitze etwas gebogen ist. In der Katzen-Kommunikation kann diese Körpersprache als freundliche Begrüßung interpretiert werden. Jede Katzenmama und jeder Katzenpapa kennt das große Repertoire an körperlichen Signalen, das ihrem schnurrenden Mitbewohner zur Verfügung steht.
Der Katzenschwanz ist daher elementar für die Katzen-Kommunikation. Eine ungewöhnliche Schwanz-Haltung kann dagegen das soziale Leben einer Katze einschränken. – Nicht nur das zu ihren zweibeinigen Mitbewohnern, sondern auch zu den Artgenossen. Denn für die bedeutet eine ungewöhnliche Schwanz-Haltung, als ob der "vierbeinige Kollege" in einem "unverständlichen Akzent" zu ihnen spricht. Doch leider nehmen aktuelle Trends darauf wie auch auf andere Merkmale der typischen Merkmale der Katzen-Kommunikation keine Rücksicht, wie "Spektrum" berichtet.
Neue Rasse: Amerikanischer Ringelschwanz
Samtpfoten mit Salmiak-Fell, solche mit Faltohren oder faltige Nacktkatzen sind nur einige Beispiele für "den letzten Schrei" in einigen Kreisen. Eine genetische Mutation könnte jetzt einen neuen "Hype" auslösen: Ein über den Rücken aufgerollter Schwanz wie der von der Hunderasse Spitz lässt Züchter hellhörig werden. Einen Namensvorschlag für Katzen-Rassen mit diesem Merkmal gibt es bereits: "Amerikanischer Ringelschwanz" oder "American Ringtail".
Überraschende Entdeckung
Die Forscherin Morgane Van Belle von der Universität Gent/Belgien untersuchte eigentlich die Interaktion von Wohnungskatzen untereinander. Dazu analysierte sie Videos, die ihr Teilnehmer der Studie zuvor zugeschickt hatten. Überrascht stieß die Forscherin dabei auf Videos von Katzen, deren Schwanz über dem Rücken aufgerollt war. Es handelte sich um Samtpfoten aus verschiedenen Haushalten, die jeweils mit ihrem Schwanz wedeln, zucken und ihn hängen ließen, ihn aber nicht katzentypisch nach oben ausrichten konnten, berichtet das Wissenschaftsmagazin.
Laut den Besitzern sei der Schwanz schon immer derartig gebogen gewesen, was auf eine genetische Mutation hindeute. Diese Mutation ist wahrscheinlich Grundlage für eine relativ neue Züchtung von Katzen, deren Schwanz aufgerollt ist. Stellt sich die Frage, ob die Katzen durch diese Mutation Schmerzen erleiden wie die Scottish Fold mit ihren geknickten Ohren, bei denen der Knorpel und die Knochen geschädigt sind. Die Forschenden schreiben, dass es zumindest keine vorausgegangene Krankengeschichte der Tiere gebe, die auf eine Verletzung oder Schmerzen hindeuteten.
Verstehen andere Katzen die Ringelschwänze?
In der anschließenden Studie wollten Morgane Van Belle und ihr Forschungs-Team herausfinden, ob sich die gebogene Schwanz-Form auf die Katzen-Kommunikation überhaupt auswirkt. Um dem auf den Grund zu gehen, werteten sie 85 Minuten Videomaterial aus. Darin zu sehen sind die zwei Katzen mit Artgenossen (deren Schwanz-Haltung normal war) in ihrem jeweiligen Zuhause. So wollten die Wissenschaftler herausfinden, ob sich Katzen mit einer normalen Schwanzhaltung genauso gut mit den Ringelschwänzen verstehen.
Studie zeigt, wie flexibel Katzen-Kommunikation ist
Die zusammen lebenden Katzen konnten sich gut untereinander verständigen, spielten sogar zusammen. Für die Morgane Van Belle verleiht ein eingerollter Schwanz der Katze eine Art "Akzent". Anderen Katzen fällt es schwer, diesen richtig zu verstehen.
Dennoch kommunizieren Katzen mit ihrem gesamten Körper, nicht nur mit ihrem Schwanz. Die Forscherin vermutet daher: "Vielleicht verwenden sie stattdessen andere Signale wie die Position der Ohren oder Gerüche. Das zeigt, wie flexibel Katzen in ihrer Kommunikation miteinander sind."
Ringelschwänze können Missverständnisse auslösen
"Sie kommunizieren weiterhin mit ihrem Körper, ihrem Gesicht, ihren Ohren und ihrer Körperhaltung als Ganzem. Es geht also nicht nur um den Schwanz. Obwohl dieser eingerollte Schwanz natürlich ihre Kommunikationsfähigkeit zum Teil einschränkt", pflichtet die Verhaltensforscherin Sandra Nicholson von der University Collage Dublin bei.
Trotzdem kann es bei aufgerollten Schwänzen zu Missverständnissen kommen, denn es kommt auf Nuancen an. Schwänze, die sich über den Rücken rollen, sind für unsere schnurrenden Mitbewohner eher befremdlich, da sie schwer zu lesen sind. Sie können einfach mit dieser Schwanz-Haltung nichts anfangen. Nach dem Motto: "Bro – ich versteh nicht, was Du von mir willst". Dazu kommt, dass die meisten Katzen überhaupt nicht fähig sind, ihre Schwänze in diese Stellung zu bringen.
Amerikanischer Ringelschwanz: Qualzucht oder Inspiration?
Für die Verhaltensforscherin Sandra Nicholson sei es inspirierend, wie die Samtpfoten trotz der Unterschiede normal zusammenleben. Das zeige die Fähigkeit von Katzen, ihre Kommunikation unabhängig von den bekannten Merkmalen gestalten zu können.
Eine völlig andere Meinung dazu hat jedoch die bekannte US-Katzenforscherin Brittany Florkiewicz. Für die Forscherin vom College Lyon sei die Studie ein Grund, davor zu warnen, "wie sich modische Zuchtmerkmale nicht bloß auf die körperliche, sondern auch auf die soziale Gesundheit der Tiere auswirken können."
Kommunikationsprobleme durch Zuchtmerkmale
Als Beispiele nennt sie brachyzephale Tiere wie Möpse oder Perserkatzen. Sie haben neben ihren gesundheitlichen Leiden wie Atemnot ebenfalls Probleme in der Kommunikation mit Artgenossen, da sie mit ihren kurzen Köpfen und flachen Gesichtern nicht alle arttypischen Gesichtsausdrücke machen können.
Bei Spitzen und manchen Terriern mit ihren nach oben gekringelten Ruten und aufgestellten Ohren können andere Hunde dieses Aussehen auch als dominant oder zumindest als Zeichen erhöhter Erregung deuten. Die Zuchtmerkmale sollten also von Menschen idealerweise gut durchdacht sein. Auch Hunde mit verbotenerweise kupierten Ruten haben oft Kommunikationsschwierigkeiten.
Ein zu kurzer oder gar fehlender Schwanz wie bei den Manx-, Cymric- und Bobtail-Katzen verursacht den betroffenen Tieren Leiden. Ihre Genetik ist nicht nur Ursache für das Fehlen des Schwanzes, sie führt auch zu einer Fehlentwicklung der Wirbelsäule und damit zu Beeinträchtigungen der Gesundheit, des Gleichgewichts und des Klettervermögens. Im Tiermarkt von DeineTierwelt sind sie deshalb verboten.
Sollte Deine Samtpfote ihren Schwanz plötzlich einrollen, abknicken und nicht mehr gerade halten können, solltest Du lieber einen Tierarzt aufsuchen. Denn das könnte auf eine Verletzung oder Krankheit hindeuten. © Deine Tierwelt
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