Stellt ein Tierarzt eine unheilbare Krankheit fest, steht er vor einer besonderen Herausforderung. Denn viele Tierhalter haben eine sehr innige Beziehung zu ihrem Hund oder ihrer Katze. Gemeinsam heißt es nun, den besten Weg für das Tier zu finden. Warum heutzutage nicht mehr nur das Einschläfern eine Rolle spielt, sondern auch die Hospiz- und Palliativbegleitung vor dem Sterben immer wichtiger geworden ist.
Ältere Tierärzte können sich sicherlich noch daran erinnern: Wenn ein Haustier unheilbar krank war, kam recht schnell die Frage auf, wann es eingeschläfert werden soll. Das ist inzwischen beinahe unvorstellbar. Vor allem Hunde und Katzen wachsen vielen Tierhaltern sehr ans Herz und werden als Familienmitglieder angesehen. Von Tierärzten wird daher erwartet, dass sie einfühlsam vorgehen und alle Optionen im Detail besprochen werden.
Ein guter Tierarzt weiß, was es bedeutet, einem Tierhalter die Nachricht vom baldigen Tod seines Tiers mitzuteilen. Viele brechen in Tränen aus und wollen den Befund erst einmal nicht glauben.
Die Aufgabe des Tierarztes ist es, verständlich und emphatisch die Situation und das unausweichliche Ende zu kommunizieren. Dies liegt nicht jedem und das ist auch durchaus nachvollziehbar. Daher gibt es für Tierärzte spezielle Schulungen, die sich mit Trauerbegleitung und Stressbewältigung beschäftigen.
Die Lebensqualität des Tiers steht im Vordergrund
Wenn der Tierarzt die traurige Nachricht überbracht hat, sollte gemeinsam das weitere Vorgehen besprochen werden. Im Fokus sollte hierbei stets die Lebensqualität des Tiers stehen. Hierfür kann der Tierarzt auf Skalen zurückgreifen, die Faktoren wie Schmerz, Appetit, Aktivität und Teilnahme am sozialen Leben beinhalten.
Diese gilt es, von nun an fortwährend zu betrachten und abzuwägen, um den richtigen Zeitpunkt für eine Euthanasie zu bestimmen. Hilfreich hierfür ist in jedem Fall eine Einschätzung des Tierhalters, denn er kann täglich beobachten, wie aktiv ein Hund oder eine Katze am Leben noch teilnimmt.
Ein neues Lebensprognose-Tool soll Tierärzten dabei helfen, diese Fragen zusammen mit den Haltern zu beantworten und ein fundiertes Ergebnis zu erhalten. So soll bestmöglich entschieden werden, ob es schon Zeit für eine Euthanasie ist oder ob dem Tier noch lebenswerte Lebenszeit bleibt.
Tierärzte helfen auch dabei, einen sogenannten Palliativplan zu erstellen, um Deinem Haustier seinen letzten Weg so angenehm wie möglich zu gestalten, wenn eine lebensbedrohliche Krankheit diagnostiziert wurde. Das können neben der Schmerzbehandlung auch zum Beispiel Massagen ober Physiotherapie sein, klären die "VCA Animal Hospitals" sowie "American Animal Hospital Association" auf.
Immer häufiger spielen aber auch finanzielle Probleme und Überforderung eine Rolle bei manchen Haltern, die für das Einschläfern ihres Haustiers plädieren. Das gilt es zu verhindern und zu vermeiden. Eine rechtzeitig abgeschlossene Tierkrankenversicherung wie DeineTierwelt Protect kann vor hohen Tierarztkosten schützen.
Tierarzt beurteilt den Zustand des Tieres
Die Aufgabe des Tierarztes ist es, die Situation objektiv zu beurteilen, denn viele Hunde- und Katzenbesitzer neigen bisweilen dazu, den Abschied so lange wie möglich hinauszuzögern. Schmerzmittel sind irgendwann nicht mehr in der Lage, das Leid eines Tieres zur Genüge zu lindern.
In diesem Fall ist es die Pflicht eines Tierarztes, auf die nicht mehr akzeptable Situation hinzuweisen. Im Sinne des Tierschutzes ist er dazu angehalten, unnötiges Leid von Tieren fernzuhalten. Sieht er diesen Bestand als gegeben, sollte er mit dem Tierhalter über einen Termin für das Einschläfern sprechen. Die Entscheidung liegt letztlich beim Tierhalter.
Studie untersucht die Erfahrungen von Kleintierveterinären
"Angenommen, Sie fürchten sich zu sehr vor dem Tod und stehen dem Ereignis mit völliger Ablehnung entgegen, dann kann sich Ihre Gefühlslage auf das Tier übertragen und den Prozess des Abschieds behindern. Den Sterbenden zu begleiten, bedeutet auch, ihn loszulassen", erklärt die Tierärztin Dr. med. vet. Ute Busch aus Klein Machnow auf ihrer Webseite. Bei diesem schwierigen Prozess möchte sie mit ihrer Praxis unterstützen und leitet Sterbebegleitung. Dabei betont sie: "Die gedankliche Auseinandersetzung unterstützt Sie bei der anschließenden Trauerbewältigung und bei dem Neuanfang ohne Tier."
Svenja Springer, Wissenschaftlerin am Messerli Forschungsinstitut der Vetmedizin Wien, hat sich in einer Studie damit beschäftigt, wie Tierärzte mit dem Lebensende von Kleintieren umgehen. Während früher vor allem das Einschläfern von unheilbar kranken tierischen Patienten im Vordergrund stand, leisten Veterinäre heute eine umfängliche Sterbebegleitung. Es geht heute um die beste Hospiz- und Palliativversorgung der todkranken Haustiere, fasst der österreichische "Kurier" zusammen.
Hospiz- und Palliativversorgung von sterbenden Tieren im Vordergrund
Die Euthanasie wird in den meisten Fällen mit besonderer Sensibilität durchgeführt. Denn viele Tierärzte sind selbst Tierhalter und können sich in die schmerzhafte Lage gut hineinversetzen. Auch Tierärzten geht es sehr nahe, wenn sie Tiere einschläfern müssen, auch wenn es sie von ihrem leid erlöst.
Sie sind bemüht, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen und den Prozess des Einschläferns so sanft und stressfrei wie möglich zu vollziehen. Üblicherweise erhält das Tier zuerst ein Beruhigungsmittel, bevor es schließlich die tödliche Spritze bekommt. Svenja Springer zitiert einen der interviewten Tierärzte mit den Worten: "Für mich ist die Tiermedizin nicht erledigt, wenn ich eine Diagnose habe, dass es unheilbar ist, sondern da geht es für mich dann erst los."
Es bedarf einer emphatischen Beziehung, aber dennoch einer gewissen emotionalen Distanz, um erfolgreich arbeiten zu können. Dies alles ist mit einem höheren Zeitaufwand verbunden, den Tierärzte in ihr Geschäftskonzept mit einplanen sollten.
Auch im Anschluss daran stehen Tierkliniken mit Rat und Tat zur Seite. Sie können die Beseitigung des Tierkörpers organisieren. Zumeist haben die Tierhalter aber schon im Vorhinein den weiteren Verlauf geplant. In Frage kommt zum Beispiel eine Einäscherung, das Vergraben des Tiers im Garten oder die letzte Ruhe auf einem Tierfriedhof. © Deine Tierwelt
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