Der gängigen Theorie nach sollten Bewegung und Anordnung kleiner Satellitengalaxien zufällig verteilt sein. Nur: Die um große Galaxien kreisenden Sterneninseln halten sich offenbar nicht daran.
Ein unerwartet gleichmäßiger Tanz von Zwerggalaxien verblüfft Astronomen: In einer Art Galaxienballett umkreisen die kleinen Sterneninseln die große Galaxie Centaurus A am Südhimmel. Die Zwerggalaxien bewegen sich dabei scheinbar in einer Scheibe nahezu alle in derselben Drehrichtung.
Diese Beobachtung stellt ein gängiges Modell der Strukturentwicklung im Universum infrage, wie die Forscher um Oliver Müller von der Universität Basel im US-Fachblatt "Science" berichten.
Auch die Milchstraße hat Satelliten
Auch unsere Heimatgalaxie, die Milchstraße, besitzt mehrere Satellitengalaxien. Mindestens acht von ihnen kreisen ebenfalls in einer Scheibe gemeinsam um unsere Heimatgalaxie.
Eine ähnliche Beobachtung haben Astronomen bei unserer Nachbarin, der Andromeda-Galaxie gemacht, bei der 15 Begleiter in einer Scheibe liegen.
Sie gehört aber wie die Milchstraße zur sogenannten Lokalen Gruppe, und Wissenschaftler waren bislang davon ausgegangen, dass es sich bei der scheinbar koordinierten Bewegung der Satellitengalaxien um einen Sonderfall in dieser Gruppe handelt.
Die 13 Millionen Lichtjahre entfernte Galaxie Centaurus A ist nun das erste Beispiel so einer unerwarteten Choreographie außerhalb der Lokalen Gruppe.
Beobachtung weckt Zweifel am gängigen Modell
Das weckt Zweifel am gängigen Modell, das die Entwicklung von Strukturen im Kosmos beschreibt und dabei auch Vorhersagen zu den Bewegungen von kleineren Galaxien macht, dem sogenannten Lambda-Cold-Dark-Matter-Modell. Dieser sonst sehr erfolgreichen Theorie zufolge sollte die Bewegung und Anordnung der Satellitengalaxien zufällig verteilt sein.
14 von 16 untersuchten Satellitengalaxien von Centaurus A folgen jedoch - ähnlich den Begleitern unserer Milchstraße - einem gemeinsamen Bewegungsmuster auf einer Scheibe.
Nach dem gängigen Modell dürfte dies zufällig nur bei etwa einem halben Prozent der Satellitengalaxien-Systeme in unserer kosmischen Umgebung vorkommen.
"Das bedeutet, uns fehlt noch etwas", erläutert Ko-Autor Marcel Pawlowski von der Universität von Kalifornien in Irvine in einer Mitteilung seiner Hochschule. "Entweder fehlt den Simulationsrechnungen eine entscheidende Zutat, oder das zugrundeliegende Modell ist falsch. Diese Arbeit kann als Unterstützung für die Suche nach alternativen Modellen angesehen werden." © dpa
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