• Es war damals eine Sensation: Vor zwei Jahren schossen Forscherinnen und Forscher das erste Foto eines Schwarzen Lochs.
  • Nun ist ihnen erneut ein einzigartiger Schnappschuss gelungen: Zum ersten Mal konnten sie hautnah beobachten, wie in einem Schwarzen Loch ein Radiojet geboren wird.

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Die meisten Galaxien besitzen ein dunkles Herz: ein Schwarzes Loch mit der millionen- oder gar milliardenfachen Masse unserer Sonne. Für Jahrzehnte träumten Himmelsforscher davon, einen Blick in die Umgebung dieser supermassereichen Objekte zu werfen. Mit dem Event Horizon Telescope (EHT), einem Zusammenschluss von Radioteleskopen in aller Welt, ist das seit kurzem möglich – und wird nun schon zur Routine.

Wie ein internationales Forscherteam im Fachblatt "Nature Astronomy" berichtet, gelang mit dem EHT erstmals ein hochauflösender Blick in das Zentrum der nächstgelegenen Radiogalaxie Centaurus A. Radiogalaxien sind Galaxien mit hoher Strahlung im Radiofrequenzbereich.

Ungeheuer gewaltiger Radiojet wird geboren

"Das erlaubt uns zum ersten Mal, einen extragalaktischen Radiojet auf Skalen zu untersuchen, die kleiner sind als die Entfernung, die das Licht an einem Tag zurücklegt", erläutert Michael Janssen vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn. "Wir sehen hautnah, wie ein ungeheuer gewaltiger Jet, ausgehend von einem supermassereichen Schwarzen Loch, geboren wird."

Schwarze Löcher ziehen mit ihrer Schwerkraft Materie aus ihrer Umgebung an – aber nicht alles fällt in sie hinein. Gebündelt durch starke Magnetfelder schießt ein Teil der Materie an den Polen eines Schwarzen Lochs in zwei energiereichen Strahlen mit hoher Geschwindigkeit weit ins All hinaus.

Jets senden nur an ihrem Rand Radiostrahlung aus

Janssen und seine Kollegen konnten mit dem EHT diese Jets jetzt 16-mal genauer abbilden als je zuvor. Bemerkenswert für die Forscher ist dabei, dass die Jets nur an ihrem Rand Radiostrahlung aussenden, nicht in ihrem Inneren. Das stelle einige der bisherigen physikalischen Modelle für die Materiestrahlen infrage, so die Wissenschaftler.

Vor zwei Jahren hatte das EHT erstmals ein Bild der Umgebung eines supermassereichen Schwarzen Lochs geliefert: Die Aufnahme vom Zentrum der 53,5 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxie M87 zeigte den sogenannten Ereignishorizont eines Schwarzen Lochs – die Grenze also, über die Materie nur hineinfallen, aber nicht wieder entkommen kann.

Das Schwarze Loch im Zentrum der 13 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxie Centaurus A liegt mit einer Masse von 55 Millionen Sonnenmassen zwischen M87 mit 6,5 Milliarden Sonnenmassen und dem Zentrum unserer Milchstraße mit vier Millionen Sonnenmassen.

Ähnliche Prozesse bei Schwarzen Löchern

"Damit überbrücken wir die gewaltige Lücke im Massenbereich zwischen M87 und dem galaktischen Zentrum", so Janssen und seine Kollegen. Wie das Team zeigt, stimmt die Struktur des Jets in Centaurus A - bis auf die entsprechend der Masse geringere Größe - sehr gut mit jener in M87 überein.

Mehr noch: Selbst die Materiejets von Schwarzen Löchern, die aus Sternen entstanden sind, ähneln jenen von supermassereichen Schwarzen Löchern in Galaxien wie M87 und Centaurus A. Unabhängig von der Masse scheinen also, so die Wissenschaftler, bei allen Schwarzen Löchern sehr ähnliche Prozesse abzulaufen.

Die Bedeutung des EHT für die Erforschung der Schwarzen Löcher sei gewaltig, betont Heino Falcke von der Radboud-Universität Nijmegen in den Niederlanden, einer der Initiatoren der EHT-Kollaboration: "Die neuen Ergebnisse zeigen, dass das Event Horizon Telescope eine Fundgrube für Daten über die reiche Vielfalt von Schwarzen Löchern darstellt." (ff/dpa)

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