- Obwohl Spinnen durchaus nützliche Tiere sind - sie fressen zum Beispiel lästige Mücken - wollen doch nur die wenigsten Menschen sie im Haus haben.
- Viele Abwehrmittel sind allerdings nicht experimentell belegt.
- Nun haben Forscherinnen und Forscher einen neuen Ansatzpunkt: Einige Spinnenarten werden von dem Duft von Roten Gartenameisen abgeschreckt.
Der Duft von Roten Gartenameisen schreckt Spinnen verschiedener Arten ab. Zumindest in Laborversuchen mieden etwa die Große Fettspinne (Steatoda grossa) und die Westliche Schwarze Witwe (Latrodectus hesperus) Bereiche, in denen zuvor die Ameisen unterwegs gewesen waren.
Bei Gartenkreuzspinnen (Araneus diadematus) war die abschreckende Wirkung nicht so stark ausgeprägt, berichten kanadische Wissenschaftler im Fachmagazin "Royal Society Open Science". Möglicherweise lasse sich der Ameisenduft synthetisch nachbilden und zur Abwehr von Spinnen in Wohnräumen einsetzen.
Spinnen meiden ihre natürlichen Feinde
Die Angst vieler Menschen vor Spinnen gehe zum Teil zurück auf die Angst vor den wenigen giftigen Spinnenarten, die es gibt, schreibt das Forscherteam um Gerhard Gries von der Simon Fraser University in Vancouver (Kanada). Dies habe unter anderem zur Entwicklung chemischer Mittel geführt, die Spinnen von Häusern und Innenräumen fernhalten sollen.
So würden etwa Abwehrmittel auf Basis von Kastanien-Extrakten oder Zitronenöl angeboten, die Wirkung solcher Mittel sei aber experimentell nicht immer belegt. Es gebe auch keinen unmittelbaren biologischen Grund, warum Spinnen auf diese Substanzen reagieren sollten.
Natürliche Feinde zu meiden sei hingegen für Spinnen sehr vernünftig: Einige Ameisen machten Jagd auf Spinnen und es sei bekannt, dass dort, wo viele Ameisen vorkommen, weniger Spinnen leben, schreiben die Wissenschaftler. Besonders für junge Spinnen, die auf der Suche nach einem geeigneten Standort für den Bau ihres Netzes sind, sei es vorteilhaft, chemische Spuren von möglichen Feinden wahrzunehmen.
Forscher konzentrieren sich auf Rote Gartenameisen
Für ihre Studie konzentrierten sich die Forscher auf die Rote Gartenameise (Myrmica rubra), die auch in Mitteleuropa heimisch und in menschlichen Siedlungsbereichen anzutreffen ist. Die getesteten Spinnen waren neben der Großen Fettspinne, der Westlichen Schwarzen Witwe und der Gartenkreuzspinne auch die Feldwinkelspinne (Eratigena agrestis).
Bis auf die Schwarze Witwe kommen diese Spinnen auch in Deutschland und Europa vor, die Große Fettspinne ist allerdings nur selten zu finden.
Die Wissenschaftler hielten eine festgelegte Zahl an Ameisen für zwölf Stunden in jeweils einer von zwei seitlichen, mit Filterpapier ausgelegten Kammern eines Drei-Kammer-Experimentierkastens. Dann setzten sie ein Exemplar der untersuchten Spinnenarten in die mittlere Kammer und warteten, wo sie sich nach Ablauf von einem Tag aufhielt.
Das Ergebnis: Die Fettspinne, die Westliche Schwarze Witwe und die Feldwinkelspinne mieden die Kammern, in denen sich zuvor Rote Gartenameisen aufgehalten hatten.
Netze von Kreuzspinnen sind gegen Ameisen am Boden gut geschützt
Auch bei der Kreuzspinne sahen die Forscher einen abschreckenden Effekt, allerdings war der statistisch nicht bedeutsam. Dass sie nicht so stark auf den Duft der Roten Gartenameise reagiere, liege womöglich an den unterschiedlichen ökologischen Nischen, erläutern die Forscher: Die Kreuzspinnen spinnen ihre Netze oberhalb des Bodens - und damit gut geschützt vor den am Boden krabbelnden Ameisen. Die anderen Spinnenarten legen ihre Netze hingegen näher am Boden an.
Wo die Duftstoffe herkommen - ob sie von Drüsen gebildet oder über die Körperoberfläche abgegeben werden - sei bislang genauso unklar wie ihre chemische Natur, so die Wissenschaftler weiter.
Um Düfte zum Markieren von Pfaden oder zur Alarmierung von Artgenossen handele es sich vermutlich nicht, denn für beide Funktionen habe es in den Untersuchungskammern keine Notwendigkeit gegeben. "Allerdings ist die Signalkommunikation in Ameisen komplex und wir beginnen erst, diese Komplexität zu begreifen."
Substanzen könnten synthetisch nachgebaut werden
Die bemerkenswert abschreckende Wirkung des Dufts der Gartenameisen gegen die unterschiedlichen Spinnenarten rechtfertige jedenfalls die Identifizierung der chemischen Substanzen. Sobald dies geschehen sei, könne nicht nur der Ursprung der Substanzen geklärt, sie könnten auch synthetisch nachgebaut werden.
Zusammen mit anderen Abwehrmitteln könnten sie eine umweltschonende Möglichkeit darstellen, Spinnen aus menschlicher Nähe zu vertreiben. (ff/dpa)
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