Eine neue Studie stützt den Verdacht, dass sich das hochgefährliche Ebolavirus auch über die Haut verbreiten kann. Bisher war nur klar, dass der Austausch von Flüssigkeiten ein Übertragungsweg ist. Ein Team von Wissenschaftlern hat nun untersucht, wie das Ebolavirus die Haut durchdringt.
Das Ebolavirus kann zwischen Menschen wohl auch durch Hautkontakt übertragen werden. Eine US-Studie zeigt auf, wie der Erreger aus dem Blut verschiedene Zelltypen und Schichten der Haut infiziert und dabei bis an ihre Oberfläche gelangt.
"Diese Studie erforscht die Rolle der Haut als möglichem Übertragungsweg einer Ebola-Infektion", erläuterte Erstautorin Kelly Messingham von der University of Iowa in einer Mitteilung. "Sie identifiziert erstmals mehrere Zellarten der Haut, die eine solche Infektion ermöglichen."
Vorkommen, Symptome und Übertragung des Ebolavirus
Das seit den 1970er Jahren bekannte Ebolavirus verursacht in Zentral- und Westafrika immer wieder – meist lokal begrenzte – Epidemien. Der Erreger wird vor allem durch Körperflüssigkeiten wie etwa Blut, Urin, Speichel oder Erbrochenes übertragen. Symptome der Krankheit sind neben Müdigkeit, Übelkeit, Schmerzen und Fieber unter anderem lebensgefährliche innere und äußere Blutungen.
Den bislang größten Ausbruch von Ebola-Fieber gab es 2014 und 2015 in Westafrika, vor allem in den Ländern Guinea, Liberia und Sierra Leone. Dabei starben etwa 11.000 Menschen. Schon damals gab es den Verdacht, dass sich manche Patienten durch Hautkontakt mit Erkrankten und Verstorbenen infiziert haben könnten.
Neue Studie bestätigt Verdacht
Die nun im Fachblatt "Science Advances" vorgestellte Laborstudie bestätigt diesen Infektionsweg. Darin analysiert das Team um Messingham Proben von menschlicher Haut, die von gesunden Menschen stammen. Die bis zu acht Millimeter dicken Proben wurden derart in eine Schale platziert, dass nur die tiefere Schicht – die Dermis (Lederhaut) – Kontakt zum Nährmedium hatte, nicht aber die Oberhaut – die Epidermis. Dann gab das Team Ebolaviren oder ähnliche Erreger in das Nährmedium und untersuchte deren Ausbreitung bis zu 17 Tage lang.
In der Haut infizierten die Erreger gleich mehrere Zelltypen, darunter in der Dermis bestimmte Makrophagen des Immunsystems, an der Innenseite der Blutgefäße liegende, spezielle Endothelzellen, Fibroblasten des Bindegewebes sowie in der Epidermis auch Keratinozyten, also hornbildende Zellen.
Lesen Sie auch
Binnen drei Tagen gelangten die Erreger bis in die oberste Schicht der Epidermis. Das zeige, dass sich das Virus durch die Haut verbreiten könne, folgert die Gruppe. Die Epidermis wurde in sämtlichen Hautproben infiziert, allerdings in unterschiedlichem Ausmaß, wie das Team betont.
"Unsere Resultate zeigen, dass die Keratinozyten der Epidermis als zelluläre Ziele der Ebolavirus-Infektion dienen", schreibt die Gruppe. "Die Verbreitung des Virus durch die Hautschichten in die Epidermis könnte zur Präsenz infektiöser Viren auf der Hautoberfläche führen." Dies wäre ein möglicher Übertragungsweg. (dpa/bearbeitet von mak)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.