Negative Schlagzeilen dominieren die Nachrichten. Doch gleichzeitig wird weltweit an zahlreichen Themen und Projekten geforscht, die Hoffnung machen. Wir haben drei vielversprechende Beispiele zusammengetragen. Unter anderem: Klettern kann das Leben von Menschen, die unter Depressionen leiden, spürbar verbessern.
Armband soll Tics von Tourette-Patienten reduzieren
Das Tourette-Syndrom ist eine neuropsychiatrische Erkrankung, die durch motorische oder vokale Tics gekennzeichnet ist. Diese reichen von häufigem Augenzwinkern bis hin zu komplexen Bewegungsabläufen oder Fäkalsprache (Koprolalie). Diese wird häufig mit dem Tourette-Syndrom in Verbindung gebracht, jedoch tritt sie nur bei etwa einem Drittel der Betroffenen auf.
Heilbar ist die Erkrankung nicht. Die Symptome können aber mit Medikamenten oder einer Verhaltenstherapie reduziert werden. Ein spezielles Armband könnte zukünftig das Leben von Tourette-Patienten und -Patientinnen erleichtern, die unter den nicht kontrollierbaren Tics leiden. Ein Armband stimuliert den sogenannten Medianusnerv durch elektrische Impulse. Dadurch wird die Aktivität von Hirnarealen reguliert, die für die Entstehung von Tics mitverantwortlich sind.
Forschende der Universität von Nottingham haben die Wirkung des Armbands im Rahmen einer Doppelblindstudie an 121 Personen untersucht. Das Ergebnis: Nach vier Wochen verringerte sich der Schweregrad der Tics um 35 Prozent bei denjenigen Teilnehmenden, die täglich eine aktive Stimulation durch das Armband erhielten. Die Häufigkeit der Tics ging im Schnitt um 25 Prozent zurück. Aktuell arbeiten die Entwickler des Armbands an einem kommerziell erhältlichen Modell.
Boulder-Therapie gegen Depressionen
Bouldern ist eine beliebte Sportart, bei der an natürlichen oder künstlichen Felsblöcken ohne Seilsicherung in sicherer Höhe geklettert wird. Am Uniklinikum Erlangen wird bereits seit 2013 im Rahmen des Projekts "Klettern und Stimmung" untersucht, wie sich Bouldern auf die Stimmung von Patienten und Patientinnen mit Depressionen auswirkt.
Basierend aus den Erkenntnissen wurde die sogenannte Boulder-Psychotherapie entwickelt. Diese kombiniert Elemente des Boulderns, Verhaltenstherapie, Achtsamkeits- und Entspannungsübungen. In mehreren Studien wurde die Boulder-Psychotherapie wissenschaftlich untersucht und ihre Wirksamkeit belegt. Dabei hat sich auch herausgestellt, dass sie mindestens so wirksam wie die kognitive Verhaltenstherapie ist. Ziel der Boulder-Psychotherapie ist, festgefahrene Denkmechanismen aufzulösen. Denn: Durch die kurzen Kletter-Routen erleben Patientinnen und Patienten schnell, dass sie in der Lage sind, erfolgreich Lösungen zu finden.
Start-up entwickelt Lampen aus Meeresbakterien
Aufgrund der Energiekrise werden viele Gebäude und Straßen nachts weniger beleuchtet. Neben Strom- und Kosteneinsparungen hat die gedrosselte Beleuchtung einen weiteren positiven Effekt: In einigen Regionen wird die Lichtverschmutzung verringert. Laut einer Studie nimmt diese weltweit jedoch zu – mit negativen Folgen für Menschen, Tiere und Pflanzen:
- Die künstliche Erhellung des Nachthimmels kann den Hormonhaushalt durcheinanderbringen und beim Menschen zu Schlafstörungen führen, die sich wiederum negativ auf die Gesundheit auswirken können.
- Das Flug-, Brut- und Singverhalten von Vögeln kann durch die starke nächtliche Beleuchtung gestört werden. Nachtaktive Insekten können sich nicht mehr an den Gestirnen orientieren.
- Laubbäume, die nachts starker Beleuchtung ausgesetzt sind, stellen sich nicht auf den Winter ein und behalten zu viel Wasser in den Zweigen. Dadurch werden sie anfälliger für Frostschäden.
Das Start-up Glowee hat eine Möglichkeit für eine schonendere Beleuchtung entwickelt: Biolumineszenz-Lampen. Biolumineszenz bezeichnet die Produktion und Abgabe von Licht durch Organismen. Inspiration für ihre Idee fand Gründerin Sandra Rey in der Tiefsee, wo zahlreiche Meeresbewohner entweder selbst oder durch eine Symbiose mit Bakterien leuchten.
Für die umweltfreundlich ohne Strom auskommenden Biolumineszenz-Lampen werden Meeresbakterien so verändert, dass sie in nährstoffreichem Salzwasser intensiver und länger leuchten. Die französische Stadt Rambouillet testet als erste Stadt Frankreichs die Biolumineszenz-Lampen. Im Juni gibt es eine Installation in Paris. Gebäude, Schaufenster und Straßen könnten – radikal umgedacht – zukünftig in dem grün-blauen Licht erstrahlen.
Verwendete Quellen:
- Neupulse.co.uk: Offizielle Seite
- Medrxiv.org: Offizielle Seite
- psychatrie.uk-erlangen.de: Hintergrund zu Depressionen
- alpin.de: Bouldern gegen die Depression
- Science.org: Citizen scientists report global rapid reductions in the visibility of stars from 2011 to 2022
- eib.org: Light without Electricity
- en.glowee.com: Offizielle Seite
- Bund-sh.de: Lichtverschmutzung
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