Die Deutschen sind Weltmeister – auch in Sachen Milchkonsum. Während viele zur günstigen Discounter-Ware greifen, entscheiden sich andere bewusst für teurere Markenprodukte. Sie erhoffen sich mehr Qualität und faire Preisgestaltung für die Bauern. Doch das ist ein Trugschluss.

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91 Liter Milch pro Jahr verbrauchen Deutsche pro Kopf. Es gibt teure und günstige Milch. Aber wo ist der Unterschied? Unter anderem dieser Frage ist ZDFzeit in der Sendung "Wie gut ist unsere Milch? Der große Test mit Nelson Müller" nachgegangen.

Bei Markenmilch und Billigprodukten gibt es immense Preisunterschiede: Beim Discounter kostet die No-Name-Milch 0,55 Euro, Bio-Milch das Doppelte. Die Markenmilch bei Rewe und Co. ist nochmal teurer: 1,19 bis 1,25 Euro kostet ein Liter.

Höherer Preis – bessere Qualität?

Verbraucher dürften vor allem wegen der vermeintlich besseren Qualität zur teuren Milch greifen. Aber ist das gerechtfertigt? Geschmacklich meint Sternekoch Nelson Müller allenfalls minimale Unterschiede zu erkennen. Auch seine Tester sind uneins, welche die Marken- und welche die No-Name-Varianten sind. Auch der Labortest zeigt: Bezogen auf die enthaltenen Nährstoffe ist keines der getesteten Produkte besser als das andere.

Allerdings: Bio-Milch ließ ZDFzeit bei diesen Laboruntersuchungen außen vor. Dabei unterscheidet gerade sie sich sowohl von konventionell erzeugten Marken- als auch von Billig-Produkten.

Das Max-Rubner-Institut, ein Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel, hat ein Testverfahren entwickelt, mit dem sich Bio-Milch von konventionell erzeugter unterscheiden lässt. "Die Zusammensetzung von Milch wird erheblich durch das aufgenommene Futter bestimmt." Demnach konnte gezeigt werden, dass eine für den ökologischen Landbau typische Haltung mit einem hohen Anteil an Weidefutter und geringerem Einsatz von Kraftfutter zu einem erhöhten Gehalt der Omega-3-Fettsäure a‑Linolensäure führe.

"Die Produkte sind identisch"

Billigmilch ist nicht schlechter als Markenware. Und das hat einen guten Grund: "Die Produkte sind identisch", sagt Jürgen Wolf, Werksleiter von Arla Foods, dem ZDF. Bis auf Arla will das laut ZDFzeit aber kein Hersteller zugeben.

Anders sieht es bei Bio-Milch aus: Diese werde getrennt transportiert und verarbeitet, sagt Dr. Michael Lohse, Pressesprecher des Deutschen Bauernverbandes (DBV) auf Anfrage.

Arla ist die größte Genossenschaftsmolkerei Deutschlands: Vier Millionen Liter Milch werden angeliefert und verarbeitet – täglich! Diese werden sowohl bei Discountern wie Lidl und Aldi, aber auch über die Markenmilch von Rewe verkauft.

Warum sollte man die teure Milch kaufen?

"Die Verbraucher wollen ab und zu neue, innovative Produkte. Das können die Hersteller ohne ihre Marke finanziell nicht leisten", sagt Wolfgang Rommel, Pressesprecher bei Arla Foods.

Die Käufer der teuren Marke bekommen also das gleiche Produkt wie die Käufer der Billigmilch. Der Unterschied ist lediglich, dass Verbraucher über die teure Milch der Molkerei zu mehr Gewinn verhelfen. Der landet aber nicht zwangsläufig bei den Milchbauern: Teurere Preise für den Verbraucher würden nicht eins zu eins an den Landwirt ausbezahlt, sagt Lohse vom DBV. Die Auszahlungspreise an die Bauern hingen von der Molkerei ab. "Momentan sind die Preise nicht gut und die Bauern unzufrieden. Aber das hängt mit dem gesamten Markt zusammen. Wenn viel Milch im Markt ist, ist der Preisdruck höher", sagt Lohse. "Mit derzeit 28 Cent Auszahlungspreis arbeiten die Bauern in der Regel im Verlustbereich."

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