Die neue Messmethode sorgt für noch spektakulärere Sprintzeiten. Tesla hat damit schon beeindruckt, jetzt zieht BMW nach.
Auch wenn der 0-100-km/h-Sprint im Alltag kaum eine Rolle spielt, gilt er vielen doch als knallharte Währung bei der Bewertung von fahrdynamischen Qualitäten von Autos. Dabei handelt es sich bei den von den Herstellern genannten Daten keinesfalls um vergleichbare Werte, denn es gibt keine Norm oder Vorschrift, die die Rahmenbedingungen für den 0-100-Sprint vorgibt.
Die Autobauer setzen hier auf eigene Vorgaben. Mal ist der Tank voll, mal nur mit wenigen Litern befüllt, mal sitzt nur ein leichter Fahrer im Fahrzeug, mal sind es zwei. Auch die Temperaturen, die aufgezogenen Reifen oder das Griplevel des Asphalts spielen entscheidende Rollen. Man könnte sagen, die Werksangaben beim Thema Beschleunigung sind durchaus volatil.
Rollender Start bringt 0,3 Sekunden
Neu ins Spiel kommen verstärkt 1-Foot-Rollout-Sprintzeiten. Bei diesem alternativen Messverfahren legt das Auto erst eine Einfahrstrecke (Rollout) mit einer Länge von 1 Fuß = 30,48 cm zurück, bevor es eine Lichtschranke passiert, die die Zeitnahme auslöst. Aus dem 0-100-Sprint wird so quasi ein Spurt aus etwa zehn km/h bis 100 km/h. Diese Praxis stammt aus dem Dragster-Rennsport, dort wird die Abweichung aber herausgerechnet. Gegenüber konventionellen Messungen aus dem Stand lassen sich die Spurtzeiten so um bis zu 0,3 Sekunden optimieren, da der Bereich mit dem größten Reifenschlupf einfach aus der Gleichung eliminiert wird.
Video: Alexander Bloch erklärt das Tesla Model S Plaid
Während beispielsweise Tesla die 1-Foot-Rollout-Spurtzeit bereits bei seinen Model S Plaid-Modellen für beeindruckende Werte genutzt hat, zieht jetzt auch BMW nach. Für den neu vorgestellten BMW iX nennen die Bayern für die Version iX M70 xDrive eine Sprintzeit von null auf 100 km/h in 3,8 Sekunden. Der nach der "1-Foot-Rollout"-Methode ermittelte Wert für den Spurt auf Tempo 100 beträgt 3,5 Sekunden.
So wird optimal beschleunigt
Vor allem bei Autos mit manuellem Schaltgetriebe spielen die Fahrkünste des Piloten eine wichtige Rolle. Schließlich muss er die optimale Einkuppel-Drehzahl beim Anfahren kennen und die Schaltpunkte zwischen den Gängen perfekt treffen, um so schnell wie möglich Geschwindigkeit aufzubauen. Bei Fahrzeugen mit Automatik oder Doppelkupplungsgetriebe unterstützt Hightech-Software den Fahrer. Falls vorhanden, erledigt die Launch Control hier den Hauptteil der Arbeit: Sie steuert die Technikeinheiten so, dass beim Anfahren mit durchgedrücktem Gaspedal die optimale Drehzahl anliegt und die Reifen bei voller Traktion in den Asphalt greifen. Sprich: Der Computer errechnet die Bedingungen für den Auto-Sprint, dann beschleunigt der Wagen mit der genau richtigen Mischung aus Grip und Reifenschlupf.
Mit dem Fortschritt der Technik hat die Automatik die Handschaltung überholt. Während früher ausgefuchste Fahrer Autos mit Handschaltung deutlich schneller auf Tempo 100 beschleunigten als Automatik-Autos, ziehen sie inzwischen gegenüber Selbstschaltern mit Launch Control den Kürzeren. © auto motor und sport
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