Der jetgetriebene Spirit of America Sonic I fuhr 1965 schneller als 966 km/h – jetzt können ihn erstmals Privatpersonen kaufen.
Der Spirit of America Sonic I ist erstmals Teil einer Auktion – nie zuvor hatten Privatpersonen die Möglichkeit, das Geschwindigkeits-Rekordauto zu kaufen. RM Sotheby’s versteigert jetzt den Salzsee-Renner, der bisher zu der Sammlung des Indianapolis Motor Speedway Museums gehört hat.
Im Dezember 1889 fuhr der französische Adlige Gaston de Chasseloup-Laubat mit seinem Elektroauto Jeantaud Duc 61,15 km/h schnell – damit stellte er den ersten verbrieften Geschwindigkeitsrekord für Landfahrzeuge auf. Seit diesem Zeitpunkt stellten Ingenieure und Fahrer permanent mit immer leistungsfähigeren Fahrzeugen immer neue Geschwindigkeitsrekorde auf. In den 1960er-Jahren griff der kalifornische Hochgeschwindigkeits-Fahrer Craig Breedlove in den Kampf um Rekorde ein – im August 1963 fuhr er mit seinem Spirit of America 407,447 mph (miles per hour/Meilen pro Stunde) schnell, was umgerechnet 655,721 km/h sind.
Jet-Zeitalter für Autos
Die Vorgänger-Rekordfahrzeuge hatten ihre Antriebsmomente direkt über die Räder auf die Straße gebracht. Breedloves Maschine bekam ihren Schub ausschließlich von einem Strahltriebwerk des Typs General Electric J47, wie es damals auch das Kampfflugzeug North American F-86 Sabre antrieb. Mit dieser Technik hatte also auf den für die Rekordfahrten genutzten Bonneville Salt Flats im US-Bundesstaat Utah das Jet-Zeitalter für Hochgeschwindigkeits-Rekord-Landfahrzeuge begonnen. Die Zeit zwischen 1963 und 1965 ging in der Geschwindigkeits-Rekord-Szene als The Battle of Bonneville in die Geschichte ein – denn Breedlove konnte sich nicht auf seinem Erfolg ausruhen.
Ihm saßen die Halbbrüder Walt und Art Arfons im Nacken. Die hatten ebenfalls Jet-Autos entwickelt – mit dem von Tom Green gefahrenen Wingfoot Express und dem von Art selbst gesteuerten Green Monster gingen sie auf Rekordjagd. Das mit einem F-104-Starfighter-General-Electric-J79-Triebwerk ausgerüstete Green Monster stürmte im Oktober 1964 mit 536,710 mph/863,751 km/h zum Rekord, im November 1965 erreichte der Renner sogar 576,553 mph (927,872 km/h). Breedlove musste nachlegen.
966 km/h auf Salzsee
Craig Breedloves Antwort war der Spirit of America Sonic I. Der Namenszusatz "Sonic" stand für das ehrgeizige Ziel, die Schallmauer zu durchbrechen – die Schallgeschwindigkeit beträgt bei trockener, 20 Grad Celsius warmer Luft 1.235,5 km/h. Im Gegensatz zu seinem dreirädrigen Vorgänger Spirit of America hat der Spirit of America Sonic I vier Räder. Sein Colaflaschen-förmiger Rumpf ist 10,36 Meter lang. Den Antrieb erledigt ebenfalls ein General-Electric-J79-Triebwerk – wie im Green Monster. Es erzeugt 52,8 Kilonewton Schub, mit Nachbrenner beträgt der Schub 79,6 kN. Den Kontakt zum ausgetrockneten Salzsee stellen geschmiedete Aluminiumräder mit Reifen von Hauptsponsor Goodyear her. Fürs Bremsen gibt es Scheibenbremsen und einen Bremsfallschirm. Das Cockpit ist sogar mit einem Bordluftversorgungs-System für den Fahrer ausgerüstet.
Am 15. November 1965 schoss Craig Breedlove dann mit dem von ihm zu einem großen Teil selbst entwickeltem Spirit of America Sonic I mit 600,601 mph (966,571 km/h) über das Salz der Bonneville Salt Flats. Nie zuvor hatte ein Mensch in einem Landfahrzeug die 600-Meilen-pro-Stunde-Grenze (965,604 km/h) durchbrochen. Einen früheren Rekord hinter dem Steuer des Spirit of America Sonic I hatte allerdings bereits am 2. November 1965 Breedloves Frau Lee eingefahren: Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 308,554 mph (496,568 km/h) war sie damals die schnellste Frau der Welt – und die erste Frau, die schneller als 300 mph (482,802 km/h) fuhr. Fun Fact: Die 1968 geborene US-Autorin Rachel Kushner betonte später in einem Artikel für die New York Times, dass Craig seine Frau vor allen Dingen zu dem Rekordversuch überredet hatte, um die Piste auf den Bonneville Salt Flats zu blockieren. Seine Konkurrenten sollten an diesem Tag keine Rekorde aufstellen können. Er selbst hatte mit dem Auto ein paar Stunden vorher mit 555,485 mph (893,964 km/h) einen Rekord aufgestellt, den ihm Art Arfons allerdings mit seinem Green Monster (576,553 mph/927,87 km/h) bereits fünf Tage später wieder weggeschnappt hatte.
Fünf Jahre Rekordhalter
Craig Breedlove unternahm mit seinem Spirit of America Sonic I noch weitere Rekordversuche – keiner davon gelang. Aber sein Rekord hielt immerhin fünf Jahre – erst am 23. Oktober 1970 war der US-Amerikaner Gary Gabelich mit seinem raketengetriebenen Blue Flame schneller. Gabelich erreichte 630,478 mph (1.014,653 km/h) und war damit als erster Mensch in einem Landfahrzeug über 1.000 km/h schnell. The Blue Flame steht heute im Auto und Technikmuseum Sinsheim. Weder Breedlove noch Gabelich durchbrachen allerdings die Schallmauer. Das schaffte erst am 15. Oktober 1997 der britische Royal-Air-Force-Pilot Andy Green mit seinem von zwei Mantelstromtriebwerken des Typs Rolls-Royce Spey angetriebenen ThrustSSC – die erreichten 760,343 mph (1.223,650 km/h) gelten dafür als ausreichend. Der Geschwindigkeits-Rekord des ThrustSSC hat bis heute Bestand.
Nach der Zeit als aktives Rekordfahrzeug ging der Spirit of America Sonic I in den Bestand des Indianapolis Motor Speedway Museums. 1980 lieh das Museum den Renner an die Ausstellung des Daytona International Speedway aus, 1995 war er Teil der Eröffnungs-Ausstellung des Petersen Automotive Museum in Los Angeles.
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Während RM Sotheby’s Auktion am 27. Und 28. Februar 2025 in Miami haben Privatpersonen erstmals die Möglichkeit, den Spirit of America Sonic I zu kaufen und damit Eigentümer eines geschichtsträchtigen 966-km/h-Rekordfahrzeugs zu werden. © auto motor und sport
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