3 Jahre geisterte die Aprilia Shiver 900 in vielen Spielarten als Studie durch China. 2025 kommt sie dort in den Handel – unter ihrer Originalbezeichnung und gar nicht mal preisgünstig.

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Am Ende überraschen die Produkt-Strategen aus China: Anstatt unter anderer Marke oder mit einem neuen Konzept kommt die Aprilia Shiver 900 zurück – und zwar als Aprilia Shiver 900. Etwas modernisiert und aufgefrischt, soll sie in China Erfolge feiern. Der hohe Preis könnte dem im Weg stehen. Doch der Reihe nach, denn diese Geschichte ist reich an Wendungen.

Konzept von Zongshen/Cyclone mit Aprilia-Technik

Cyclone ist aufmerksamen Lesern durch die RX 6 mit dem 650er-Norton-Twin bekannt. 2021 hieß ein Konzept der Chinesen RA 9, später RA 900. Es basierte auf der Aprilia Shiver 900 oder Dorsoduro 900 und sollte laut Aussagen von Zongshen, der Mutterfirma von Cyclone, Ende 2022 präsentiert werden. Im Winter 2023 meldete der chinesische Piaggio-Partner Zongshen das Design von 2 Naked Bikes an. Das eine ist eine exakte Kopie der alten Aprilia Shiver 900, das andere ist eine Mischung aus Shiver und Triumph Street Triple. Doch nicht unter Cyclone, sondern mit einer anderen alten italienischen Marke auf den Gussteilen: Gilera.

Neue Shiver 900 von Gilera?

Die Bilder 2023 zeigten klar, dass unter der Marke Gilera die alte Technik von Aprilia stand. Der V2 mit der charakteristischen Wasserpumpe am vorderen Zylinderfuß ist unverwechselbar. Ebenso der Hybrid aus Stahlrohr- und Aluminium-Rahmen mit dem außermittig angeschraubten Federbein. Selbst Formen und Dimensionen der Front mit dem bekannten Shiver-Scheinwerfer waren exakt nach Vorbild gezeichnet.

Video: Im Video: Zongshen Cyclone RA900

Weiteres neues Modell von Gilera?

Daneben wirkte das zweite neue Modell von Gilera eigenständig. Deutlich kantiger und reduzierter, mit Anleihen bei KTM und Triumph. Technisch hingegen klar auf Basis der Aprilia Shiver 900, und durch den fehlenden Schnabel war das definitiv keine Supermoto-eske Dorsoduro. Interessant damals: Der V2 sollte mehr Hubraum bekommen.

V-Twin in China mit rund 1.000 Kubik

Die damals gezeigten Modelle von Cyclone übernahmen den Rahmen und den Motor komplett von Aprilia, selbst die exzentrische Federbeinlage war gleich. Der V-Twin, bei Aprilia mit 896 Kubik, sollte auf 987 Kubik wachsen und auf 112 PS bei 9.500 Touren erstarken. Das Drehmoment wurde mit 98 Nm bei 7.500/min angekündigt. Doch dann war nie wieder die Rede davon.

Neue Aprilia Shiver 900 in China

Anfang 2025 wurde in China bekannt, dass nicht nur die Technik der Aprilia Shiver 900 ein Comeback feiert, sondern das komplette Modell. Und das sogar unter der Marke Aprilia. Jedoch leicht modernisiert, mit einem neuen LED-Scheinwerfer nebst Blinkern und einem Keyless-System. Chassis, Fahrwerk und Motor sind im Grunde Stand 2020 der damals noch in Deutschland angebotenen Aprilia Shiver 900: 896 Kubik, 95 PS bei 8.750/min, 90 Nm bei 6.500/min, Fahrwerkskomponenten von KYB mit 120 Millimeter Federweg vorn und 130 Millimeter hinten bei fahrfertig 220 Kilo.

Motorrad-Elektronik auf dem Stand von 2025

Unter der bekannten Karosse der Aprilia Shiver 900 legten die chinesischen Piaggio-Partner von Zongshen nach: ABS und Traktionskontrolle sind bei der neuen Shiver schräglagenabhängig, mit einem entsprechenden System von Continental. Die 3 Fahrmodi für das Ansprechverhalten des Motors sind wie schon zuvor Teil des Elektronik-Pakets.

Hoher Preis der neuen Shiver 900

Sehr auffällig an den Daten der neuen Aprilia Shiver 900 aus und für China ist der Preis. Schon allein hubraumbedingt rangiert die 900er im hohen bis sehr hohen Preissegment. Ab 68.800 Yuan, umgerechnet rund 10.000 Euro, ist die neue-alte Aprilia Shiver 900 in China zu haben. Zum Vergleich: Statistisch verdient ein Angestellter in Peking 13.000 Yuan pro Monat, die Shiver wäre demnach ein halbes durchschnittliches Jahresgehalt.

Kommt die Aprilia Shiver 900 auch nach Europa und Deutschland zurück?

Ob die Aprilia Shiver 900 nach dem Comeback in China wieder nach Europa und Deutschland kommt, ist bislang nicht bekannt. Und unwahrscheinlich, denn es gibt einen Grund, aus dem Aprilia entschied, sie vom Markt zu nehmen, und der kann nicht nur Euro 5 lauten. Heute wie damals ist die Shiver 900 im Vergleich mit den Mitbewerbern mit 95 PS "zu schwach", mit 220 Kilo "zu schwer" und mit knapp über 10.000 Euro zu teuer. Gerade im Aprilia-internen Vergleich mit den neueren 660er-Modellen.

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Fazit

Interessanter Schachzug von Piaggio und dem chinesischen Partner Zongshen: Die technisch einwandfreie Basis der alten 900-Twins in China erneut – oder endlich – Geld verdienen zu lassen. Die V2-Motoren waren in Shiver und Dorsoduro eine Wucht und dürften sich heute immer noch relativ flott fahren lassen. Nach einigen Ideen und Konzepten wie der Cyclone RA 9/RA 900 oder als Gilera Shiver scheint 2025 klar: Die Shiver 900 kommt als Aprilia zurück, besser: feiert in China ihr Debüt. Allerdings als Premium-Modell, denn mit umgerechnet knapp 10.000 Euro ist die Aprilia Shiver 900 in China kein Schnäppchen.  © Motorrad-Online

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