Las Vegas - BMW stellt ein sprechendes Auto in Aussicht, der Elektronik-Riese Sony bereitet mit einem neuen Markennamen seine Attacke auf die Platzhirsche vor: Der Wandel der Autobranche treibt den Wettbewerb auf neue Wege. Die Digitalisierung macht das Auto zu einem Computer auf Rädern - und der Fokus auf künstliche Intelligenz und digitale Dienste statt PS bestimmt die Zukunft.
BMW bot zur Eröffnung der Technik-Messe CES in Las Vegas (bis 8. Januar) eine üppige Show: Ein Kurzfilm mit
Auf den ersten Blick ist der BMW i Vision Dee nur ein digitales Spielzeug mit eingebautem Showeffekt. So lässt sich die reale Umwelt mit dimmbaren Scheiben ausblenden.
Sie wird dann durch eine Animation auf der komplett als Projektionsfläche genutzten Frontscheibe ersetzt. Wie weit sich der Fahrer dabei in die digitale Realität wagt, soll er mit einem so genannten Mixed Reality Slider stufenweise selbst bestimmen können.
Lichtorgel im Spielerparadies
Für die Messepremiere des im Stil eines dramatisch modernisierten BMW 2002 gezeichneten Autos hat sich BMW einen weiteren Clou ausgedacht und die sogenannte E-Ink-Technologie von 2022 noch einmal optimiert.
Statt bislang nur zwischen Schwarz und Weiß kann die Außenhülle nun auf Knopfdruck zwischen 32 Farben wechseln und schillert so mit den Leuchtreklamen im Spielerparadies Las Vegas um die Wette.
Neue Klasse kommt zurück
Doch mit der Studie wollen die Bayern mehr als nur die Blicke der Messegäste fangen. Dieses Auto sei ein weiterer Ausblick auf die Neue Klasse, so BMW-Chef Oliver Zipse. Er stellte ab 2025 eine neue Architektur für die elektrifizierte Modellpalette in Aussicht.
Der Begriff ist ein Rückgriff auf eine neue prägende Modellreihe, die BMW in den 1960ern startete. Die ersten Fahrzeuge sollen eine Limousine im Stil des 3ers und ein SUV wie der X3 werden.
Die Neue Klasse soll nicht nur einen Sprung bei der Digitalisierung machen und viel mehr als nur bei Assistenz und Infotainment reale und virtuelle Welten verschmelzen lassen. Sondern sie soll auch neue Maßstäbe bei der Energieeffizienz setzen, um bis zu 30 Prozent mehr Ladetempo und ein Drittel mehr Reichweite zu bieten.
Sony und Honda stellen gemeinsame Automarke vor
Bei Sony gab es kurz zuvor deutlich weniger Pomp als bei BMW. Konzernchef Kenichiro Yoshida ließ recht sachlich einen Prototypen herausrollen - schon zum dritten Mal in Las Vegas. Inzwischen arbeitet Sony daran in einem Gemeinschaftsunternehmen mit dem Autobauer Honda. Und die beiden Partner ließen keinen Zweifel daran, dass sie es ernst meinen. So gibt es im Vorlauf zum für 2026 angesetzten Marktstart einen eigenen Markennamen: Afeela.
Sony und Honda zeigen auf der CES einen Prototypen eines Elektroautos der neuen gemeinsamen Marke Afeela.
Sony wolle bei Afeela unter anderem die Stärken bei künstlicher Intelligenz, Unterhaltung und Kamera-Sensoren ausspielen, sagte der Chef von Sony Honda Mobility, Yasuhide Mizuno. Das neue Fahrzeug lehnt an das Design der beiden vorherigen Sony-Prototypen an, erinnert etwa in der Heckpartie aber etwas mehr als bisher an einen Porsche. Der Wagen soll 45 Kameras und andere Sensoren bekommen, unter anderem für automatisierte Fahrfunktionen. Ein ungewöhnliches Detail ist ein Display zwischen den Front-Scheinwerfern, das Informationen für Menschen vor dem Auto anzeigen kann.
Anders als beim BMW-Konzept wird das Armaturenbrett komplett von Bildschirmen ausgefüllt. Sony, das im Videospielegeschäft mit der Playstation ist und auch eine Musik-Firma und ein Hollywood-Studio hat, will für die Unterhaltung im Wagen sorgen.
In der Autobranche geht seit Jahren die Sorge um, Tech-Giganten wie Apple und Google könnten mit ihrer Vormachtstellung bei Smartphone-Plattformen mit der Zeit auch die Schlüsselposition in den Fahrzeugen übernehmen. Speziell gelten einigen Herstellern Apples Carplay und Googles Android Auto, die gewohnte Smartphone-Bedienung vom Handy ins Cockpit bringen, potenziell als trojanisches Pferd der Online-Riesen. Denn es zeichnet sich ab, dass große Teile des künftigen Geschäfts über digitale Dienste statt beim Autoverkauf reingeholt werden. © dpa
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