50 Jahre nach Gründung der Motorrad-Marke Can-Am wurden sie angekündigt: die neuen Motorrad-Modelle Pulse und Origin, ein Naked Bike und eine Enduro – beide elektrisch, mit E-Power von Rotax aus Österreich. Für 2025 sind sie nun wirklich "ready". MOTORRAD hat alle technischen Daten und Hintergrund-Infos.
Nur 2 Jahre nachdem Can-Am als Motorradmarke gegründet worden war (1972), wurde 1974 auf einer Can-Am die Amerikanische Motocross-Meisterschaft in der Klasse bis 250 Kubik gewonnen. Doch schon 1987 war es vorbei mit der Motorrad-Produktion. Beim kanadischen Konzern Bombardier Recreational Products (BRP) konzentrierte man sich fortan auf das Kerngeschäft: Jetskis, Motorschlitten, Quads und leichte Offroad-Fahrzeuge (ATV). 2007 folgte das erste Onroad-Fahrzeug mit dem Label Can-Am: das Dreirad Spyder mit zwei Rädern vorn und einem Rad hinten, später zusätzlich als Ryker.
Neue Can-Am Motorräder ab 2025
50 Jahre nach der Vorstellung der ersten Can-Am Motorräder, also 2022, wurden neue Motorräder von Can-Am angekündigt. Zwar erst für 2024, doch die Ankündigung passte schön zum 50. Jubiläum der Marke. Sowohl die Entwicklung der neuen Technik als auch der internationalen Motorradmärkte führte zur Verschiebung der Markteinführung auf 2025. Seit Mitte August 2024 liegen die technischen Daten und die Preise für die Can-Am Pulse und die Can-Am Origin vor.
Rotax E-Power mit maximal 35 kW (48 PS) für A2
Als elektrischer Antrieb für die Can-Am Pulse und Origin kommt der in Österreich entwickelte Rotax E-Power zum Einsatz. Rotax gehört ebenfalls zur kanadischen BRP-Gruppe. Als Mittelmotor schwerpunktgünstig und nahezu ideal an der Lagerung der Einarmschwinge positioniert, ist der flüssigkeitsgekühlte Elektro-Antrieb für 35 kW (48 PS) Spitzenleistung konfiguriert. Passend zur europäischen Stufenführerschein-Kategorie A2, zumal Can-Am die formal relevante Dauer-Nennleistung mit 20 kW (27 PS) angibt.
Can-Am Pulse und Origin optional auch mit 11 kW (15 PS) für A1 und B196
Von beiden Modellen, Can-Am Pulse und Origin, wird es jeweils eine A1-Variante mit nominal 11 kW (15 PS) geben, in Europa nutzbar ab 16 Jahren mit Führerscheinklasse A1 oder mit Pkw-Führerscheinerweiterung (in Deutschland B196).
In circa 4 Sekunden auf 100 km/h, Höchstgeschwindigkeit rund 130 km/h
Weitere Performance-Eckdaten zu Can-Am Pulse und Origin sind die maximal 72 Nm Drehmoment sowie die 129 km/h Höchstgeschwindigkeit und die angeblich circa 4 Sekunden von 0 auf 100 km/h – ohne Schalten, wohlgemerkt. Zusätzlich stehen eine Schlupfregelung und ein langsamer Rückwärtsgang zur Verfügung.
Video: So testet Can-Am die Elektromotorräder
Einarmschwinge mit sauber integriertem Kettenantrieb
Technisch vergleichsweise aufwendig und in der Praxis umso nutzerfreundlicher ist die im Gehäuse der Einarmschwinge voll gekapselte Kette als Endantrieb zum Hinterrad. Sie läuft optimal geschützt im Ölbad, und federbelastete Kettenspanner halten den Durchhang auf niedrigem Niveau konstant. Entsprechend großzügig fallen die Inspektionsintervalle aus: nur alle 16.000 Kilometer.
Flüssigkeitsgekühltes Akku-Pack mit 8,9 kWh für bis zu 160 Kilometer Reichweite
Das ebenfalls flüssigkeitsgekühlte und mittragend eingebaute Akku-Pack der Can-Am Pulse und Origin hat 8,9 kWh Kapazität, was laut Hersteller für bis zu 160 Kilometer (Pulse) oder bis zu 145 Kilometer (Origin) reicht. Mit einberechnet ist die Energierückgewinnung mit einstellbarer und regelbarer Motorbremswirkung. Über das eingebaute Ladegerät (6,6 kW) kann auf Level 1 oder Level 2 geladen werden, was zwischen circa einer und fünf Stunden dauert, je nach verfügbarem Anschluss und Restladung.
Video: Test-Talk: Can-Am Ryker
Naked Bike Can-Am Pulse wiegt 177 Kilogramm
Als Naked Bike hat die Can-Am Pulse eine Upside-down-Telegabel von KYB mit 140 Millimeter Federweg vorn und ein vorspannbares Federbein von ZF Sachs mit 140 Millimeter Federbein hinten direkt an der Einarmschwinge. Die Aluminium-Gussräder sind in den Formaten 110/70-17 vorn sowie 150/60-17 hinten bereift und mit jeweils einer Bremsscheibe samt Zangen von J.Juan und ABS kombiniert. Weitere Eckdaten zum Fahrwerk der Can-Am Pulse: Radstand 1.412 mm, Lenkkopfwinkel 62,8 Grad, Nachlauf 101 mm, Sitzhöhe 784 mm und Gesamtgewicht 177 kg.
Enduro Can-Am Origin wiegt 187 Kilogramm
Als Enduro ist die Can-Am Origin zwar prinzipiell gleich aufgebaut wie ihre Naked-Bike-Schwester Pulse, allerdings mit konzeptgerechten Abweichungen. Upside-down-Telegabel und voll einstellbares Federbein, hier beides von KYB, sind vorn wie hinten für großzügige 255 Millimeter Federweg ausgelegt. Und die Drahtspeichenräder sind mit Enduro-Profil in den Formaten 90/90-21 vorn sowie 120/80-18 hinten bereift. Weitere Eckdaten zum Fahrwerk der Can-Am Origin: Radstand 1.503 mm, Lenkkopfwinkel 60 Grad, Nachlauf 118 mm, Sitzhöhe 865 mm und Gesamtgewicht 187 kg.
Video: Test-Talk: LiveWire S2 Del Mar
Großes Touchscreen-Display mit Smartphone-Connectivity und App
Erwartungsgemäß modern ist die Ausstattung der beiden Elektro-Motorräder Can-Am Pulse und Origin: LED-Leuchten und verschiedene Modi sind längst selbstverständlich, doch das große Farb-Display (10,25 Zoll Diagonale) beeindruckt mit Touchscreen und Connectivity (Bluetooth, WLAN). Dazu hat Can-Am eine App parat (BRP Go!), und das Smartphone passt in das "Handschuh"-Fach mitsamt USB-Steckdose oben an der Tank-Attrappe.
Beleuchtete Lenkerschalter und viel Original-Zubehör
Standard ab Werk sind die beleuchteten Lenkerschalter, heizbare Griffe werden als Original-Zubehör für Can-Am Pulse und Origin verfügbar sein. Ebenso Handprotektoren, Schutzbügel, diverse Windschilde, Seitentaschen und Topcases sowie die erforderlichen Teile für Sozius-Betrieb. Praktisch und ästhetisch vorteilhaft zugleich ist das integrierte Befestigungssystem, Linq Nano genannt.
Video: Im Video: LiveWire S2 Mulholland
Farben und 73-Varianten
Als Modell-Varianten mit gehobener Ausstattung gibt es die Can-Am Pulse 73 und die Can-Am Origin 73, jeweils zu erkennen an der Farbe "Sterling Silver Satin" samt aufwendigeren Dekor-Elementen. Die Standard-Farben sind jeweils Schwarz ("Carbon Black") und Weiß ("Bright White").
Can-Am Pulse und Origin – Verfügbarkeit und Preise 2025
Can-Am Pulse und Origin können ab sofort vorbestellt werden, der Auslieferungsbeginn ist für Anfang 2025 angekündigt. Das Naked Bike Pulse kostet in Deutschland ab 16.899 Euro, die Enduro Origin ab 17.499 Euro. BRP (Bombardier Recreational Products) strebt den Ausbau des Can-Am-Händlernetzes an, angeblich um bis zu 50 Prozent, wobei Deutschland einer der wichtigsten Absatzmärkte sei, so der Hersteller mit Firmenzentrale in Kanada.
BRP übernahm Alta Motors
Interessanter Hintergrund zum Thema: 2019 hatte BRP den kalifornischen Elektro-Motorrad-Hersteller Alta übernommen – und wohl zumindest teilweise dessen Know-how.
Neues BRP-Werk für Can-Am Motorcycles in Mexiko
Am 3. Oktober 2022 wurde in Querétaro, Mexiko, mit dem Bau eines neuen BRP-Werks begonnen. Dort sollten ab März 2024 die neuen, elektrischen Motorräder der Marke Can-Am produziert werden – komplett mitsamt Akkus. Inzwischen wurde der Produktionsstart auf Ende 2024 verschoben. Circa 500 neue Arbeitsplätze bietet BRP vor Ort. In der Nähe gibt es bereits ein BRP-Werk für andere Fahrzeuge und Teile.
Fazit
Can-Am – ein wohlklingender alter und fast schon wieder neuer Name im Motorrad-Geschäft. Zunächst für 2024, inzwischen für 2025 hat Can-Am 2 neue Motorräder angekündigt: das Naked Bike Pulse und die Enduro Origin – beide mit elektrischem Antrieb. Hinter Can-Am steht der große kanadische BRP-Konzern mitsamt dem österreichischen Motoren-Hersteller Rotax. Der hierfür entwickelte Rotax E-Power kommt mit Flüssigkeitskühlung auf 35 kW (48 PS) Spitzenleistung. Neben den A2-Versionen wird es A1-Versionen mit 11 kW (15 PS) geben. Das ebenfalls flüssigkeitsgekühlte, mittragend eingebaute Akku-Pack hat 8,9 kWh Kapazität, was laut Can-Am für bis zu 160 Kilometer reicht. Ladedauer: zwischen circa einer und circa fünf Stunden, je nach Restladung und verfügbarem Anschluss (Level 1 oder 2). Das Akku-Format hält das Gewicht im Rahmen: Die Pulse wiegt angeblich 177 Kilo, die Origin 187 Kilo. Bemerkenswert ist die Einarmschwinge mit sauber integriertem Kettenantrieb sowie das große Touchscreen-Display und das umfangreiche Original-Zubehör. Preise für Deutschland: ab 16.899 Euro (Pulse) und ab 17.499 Euro (Origin). In Mexiko hat BRP eigens ein neues Werk für die elektrischen Can-Am Motorcycles gebaut. © Motorrad-Online
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