Die Ducati Multistrada V4 S nimmt im MOTORRAD-Dauertest insgesamt 100.000 Kilometer unter die Räder. Hier erfahrt ihr, wie es der Multi V4 über die Distanz ergeht.

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Die Ducati Multistrada V4 reißt im MOTORRAD-Dauertest 100.000 Kilometer ab. "Jetzt sind wir endgültig im Automobilbau angekommen!" Werkstattchef Gerry Wagner führt die Dauertest-Eingangsmessungen der High-End-Reiseenduro durch. Dazu gehören neben dem Verplomben wichtiger Schraubverbindungen eine Kompressions- und Druckverlustmessung. Und dafür müssen die Zündkerzen raus. Und wie das heutzutage eben ist, ist die Ducati zum einen sehr kompakt und verschachtelt aufgebaut und zum anderen die Verkleidung weitgehend ohne sichtbare Verschraubungen montiert. So gilt es bei jedem der rund zwei Dutzend zu entfernenden Bauteile erst einmal herauszufinden, wo und wie es verschraubt, verclipst, verzapft oder versonstwast ist.

Video: Pro und Contra: Ducati Multistrada V4

Kilometerstand 70.550, 7/2024 (René Correra)

Im Juli ging es mit der Multistrada in die Berge nach Südtirol. Einige Hundert Kilometer gingen für An- und Abreise drauf und gestalteten sich wie gewohnt maximal angenehm: Radarsystem in jeglicher Hinsicht top, Windschutz ebenso und bei gemütlichem Autobahn-Richttempo schmeichelt der Motor fein und fordert gar nicht sooo oft neuen Kraftstoff. Einmal in den Bergen angekommen, zeigt sich die Multistrada V4 dank leichtfüßigem und präzisen Handling erwartungsgemäß als hervorragendes Tool für Kurven und Spitzkehren.

Der zuletzt von uns hemdsärmelig wieder gangbar gemachte rechte Lüfter des Kühlers Lüfter wurde in der Werkstatt auf Garantie ersetzt, die immer mal wieder rupfende Kupplung wurde inspiziert. Und weil der Schließmechanismus des Koffersystems mittlerweile auffällig schwergängig ist, brach uns leider der Bart des Funkschlüssels beim Kofferhandling ab. Dieser wurde in der Werkstatt ersetzt.

Aktuell größter Kritikpunkt: der Tankdeckel. Dieser muss auf der Ducati Multistrada V4 trotz Keyless-System noch ganz konventionell auf- und zugeschlossen werden. Mittlerweile ist bei Ducati
auch eine handsfree-Variante zu exakt 291,34 Euro erhältlich, die wir kurzerhand bestellten, montierten und regelmäßig nicht richtig schließen konnten. Und selbst wenn, schickte der Digital-Deckel
trotzdem gerne eine Fehlermeldung ins Cockpit. Nun hat sich also Ducati im Rahmen des Werkstatttermins selbst der Sache angenommen und den Deckel erneut getauscht. Mit Erfolg.

Kilometerstand 66.800, 6/2024 (Jens Kratschmar)

Nach über 50.000 Kilometer nach der letzten Fahrt, ist die Ducati Multistrada V4 S so gut und stark wie bekannt. Einzig die Schalter sind etwas speckig geworden und natürlich zeigen sich deutliche Gebrauchsspuren. Motor und Getriebe weiter top, Kupplung rupft kalt deutlich. Verbrauch weiterhin zu hoch. Interessant: Selbst bei 21 Grad Außentemperatur nach 8 Kilometern Stadtverkehr wird das Wasser 120 Grad heiß. Inklusive roter Warnung und Fehlermeldung im Cockpit. Ursache: rechter Lüfter hing wohl im Lager fest. Lösung: Von Hand frei gedreht und plötzlich liefen beide Lüfter. Die Probleme mit dem nicht korrekt schließendem Tankdeckel ist mit festem Händedruck unkomfortabel zu lösen.

Kilometerstand 61.420, 4/2024 (60.000-km-Inspektion)

Ducati fahren war schon immer ein finanziell forderndes Vergnügen. Die jüngst erledigte 60.000-Kilometer-Inspektion an der Ducati Multistrada V4 S bestätigt das aufs Neue. Satte 1.991,58 Euro waren zu bezahlen. Das ist mehr als das Doppelte des 45.000er-Services und erklärt sich damit, dass bei dieser Laufleistung zum ersten (!) Mal das Ventilspiel kontrolliert werden muss, was sehr schraub- und somit zeitaufwendig ist. Nochmals zeitaufwendigere Einstellarbeiten waren erfreulicherweise nicht notwendig, alle 16 Ventile befanden sich laut Aussage der Werkstatt "aber so was von" innerhalb der Sollwerte. Auch die Ersatzteilpreise für die Ducati Multistrada V4 S haben Oberklasse-Niveau: Ein Satz Bremsbeläge vorn kostet 112,20 Euro, der hintere nochmals 2,55 Euro mehr. Und die Zündkerzen gehen mit je 34,65 Euro auch nicht gerade als Occasion durch. Da hätte eigentlich ein Spritzer Kriechöl drin sein können, ohne den der Tank gerne mal zu bleibt.

Die ausführliche Dauertest-Habzeitbilanz gibt es in MOTORRAD 25/2023

Kilometerstand 51.982, 10/2023 (Philipp Genikomsidis)

Hightech oder Handling, Power oder Stauraum? Nicht oder – UND! Ducati Multistrada V4 S heißt das Schweizer Taschenmesser. Okay, so kompakt wie die weltberühmten Multifunktionswerkzeuge aus unserem Nachbarland ist sie nicht. Aber dafür genauso rot, scharf, vielfältig und für jedes Abenteuer zu gebrauchen. Und für alles andere auch. Autobahnetappen zum Beispiel, die sich durch den radargesteuerten, aktiven Abstandstempomaten und den Totwinkelwarner äußerst kommod gestalten. Zum Komfort trägt auch die Verkleidung samt hoher Scheibe bei, die den Fahrer effektiv vor kleineren Regenschauern und kühler Alpenluft abschirmt. Nach nicht ganz zwei Jahren Redaktionsalltag ist bereits über die Hälfte der angepeilten 100.000 Dauertest-Kilometer abgespult. Auch Fuhrparkleiter Tobi weiß die Qualitäten der "dicken Roten" zu schätzen. Die Koffer schlucken problemlos das Gepäck von zwei Personen plus diverse Regenkombis. Und am Pass? Zirkelt die Ducati Multistrada V4 mit spielerischer Leichtigkeit durch sämtliche Radien, feuert druckvoll aus den Ecken. Offensichtliche Abnutzungserscheinungen nach gut 1,3 Erdumrundungen? Nada. Wäre da nicht der Durst des V4, der mit 5,9 Litern Super auf 100 Kilometern einigermaßen hoch ausfällt.

Kilometerstand 41.600, 5/2023 (Peter Mayer)

MOTORRAD-Chef Uwe Seitz musste die Ducati Multistrada V4 mit üblen Schleifgeräuschen abstellen. Der Grund waren defekte Radlager hinten, die bereits die Felge beschädigt hatten, weswegen diese getauscht wurde. Danach ging es mit MOTORRAD-Autor Thomas Schmieder zwecks Urlaub in Richtung Italien. Die Erholung litt ein wenig, als das Display öfter mal Unterspannung anzeigte, was Fremdhilfe zum Starten erforderte. Wieder zurück gab es einen neuen Stromspender und MOTORRAD-Redakteur Peter Mayer fuhr mit der Ducati Multistrada V4 in Richtung Isle of Man. Bei der Übernachtung am Hafen in Liverpool standen beide Bikes direkt neben der beleuchteten Hotel-Drehtür. Dennoch war am nächsten Morgen die Multi verschwunden. Bilder der Hotelkameras zeigten, wie drei vermummte Gestalten mit roher Gewalt das Lenkschloss knackten und die Ducati Multistrada V4 aus dem Bild schoben. Der nette junge Mann auf dem Foto links fand sie am nächsten Morgen gut versteckt hinter einem Container.

Kilometerstand 41.000, 4/2023 (Jens Möller-Töllner)

Der Termin für die 45.000er-Inspektion beim Servicepartner stand bereits. Doch unsere Dauertest-Ducati-Multistrada V4 S hatte erst 41.000 km auf der Uhr. Was tun? Statt mit dem Auto fahre ich dann eben mit der Duc nach Hamburg – und die Ducati Multistrada V4 S gab sich sofort als Top-Kilometerfresser für lange Autobahn-Etappen. Die Sitzposition passt selbst langen Menschen (1x 2 Meter und 1x 1,85 Meter) super, vorn wie hinten sind die Bänke lang und breit genug, um den eigenen Hintern zu bewegen, ohne die Sitzfreiheit des anderen einzuschränken. Und weil das Topcase der Multi ein ordentliches Rückenpolster besitzt, blieben Klagen in Sachen Rückensupport aus der zweiten Reihe aus. Ebenfalls richtig gut – bei heißem Wetter fast schon zu perfekt – fällt der Windschutz hinter der nachgerüsteten Scheibe von MRA samt Spoiler aus. Das Ding schirmt der Wind von vorn so gut ab, dass wirklich kein Luftzug mehr am Helm ankommt. Bei hochsommerlichen Temperaturen fehlt einem da fast die Luft zum Atmen. Da die Höhenverstellung der Scheibe aber selbst bei Autobahn-Tempi problemlos und einhändig zu bedienen ist, blieb die Scheibe zumeist in der unteren Stellung und schon wirbelte wieder ein wenig Luft um den Helm herum.

Klasse auf der Autobahn funktioniert auch der adaptive Tempomat. Der regelt bis 160 km/h automatisch nach drei festlegbaren und auch während der Fahrt änderbaren Stufen automatisch das Tempo zu vorausfahrenden Fahrzeugen. Ist die Spur frei, zieht die Ducati Multistrada V4 S eine unerschütterliche Schneise in den Fahrtwind, liegt mit hoher Stabilität trotz Koffern und Topcase auf der Bahn. Allein mit Koffern wären zudem 180 km/h erlaubt, mit Topcase ist das Tempo auf 160 km/h limitiert. Taucht nun ein langsameres Fahrzeug vor der Multi auf, erkennt der vordere Radar dieses und der Tempomat drosselt das Tempo, ist das Fahrzeug auf dem Radar-Blickfeld wieder verschwunden, steigert die Multi auf ebenso wundersame Weise die Geschwindigkeit wieder automatisch. Unterm Strich funktioniert das richtig gut, allerdings bei Fahrspurwechsel bei mehrspurigen Autobahnen nicht immer ganz ohne Tücken, weil das Radar dann manchmal eine frei Lücke wahrnimmt, wo keine ist. Das System gibt Gas, ohne dass der Sicherheitsabstand zum Vorausfahrenden das hergeben würde. Daher: Das System ist ein feiner Touring-Support, allerdings kein Selbstläufer.

Bis nach Hamburg, das bedeutet gute 700 km pro Richtung. Irgendwann so nach 400 Kilometer sitzen sich die Plätze auf der Ducati Multistrada V4 S doch ein wenig durch. Gut, dass vorher Tankpausen anstehen. Über den Verbrauch der Multi V4 S ist schon viel geschrieben worden. Bei der 3-Tages-Reise in die Metropole an der Elbe und zurück, auf insgesamt 1.446 Kilometern, benötigte die Multi 91,03 Liter Sprit. Das ergibt im Schnitt einen Verbrauch von 6,29 Liter auf 100 Kilometer. Das hört sich angemessen an, vor allem, wenn man das Wunschtempo 150 bis 160 km/h zugrunde legt. Allerdings: So schnell waren wir nicht, wie uns das TFT-Display der Ducati aufklärt. Das Durchschnittstempo über die fast 1.500 Kilometer mit einem Autobahnanteil von mehr als 95 Prozent lag bei 108 km/h. Mehr ging nicht. Ob wir das trotzdem mit der Ducati Multistrada V4 S noch einmal machen würden? Sofort! Weil die Multi mit komfortablen Fahrwerk im Automatik-Modus, der logischen wie einfachen Bedienbarkeit, ihrem starken, souveränen Motor und dem innovativen Tempomaten ein klasse Reisemobil ist – auch auf kurvenarmen Autobahnetappen. Ach ja, und nur falls es interessiert: Das Konzert war richtig gut!

Kilometerstand 27.800, 3/2023 (Stefan Glück)

Um ihre Travelskills zu improven, wie man auf Neudeutsch sagt, bekam die V4 jüngst zusätzlich zu den schon vorhandenen Koffern ein Topcase spendiert. Look und Verarbeitung sind dem Premiumanspruch angemessen. Der Preis leider auch: Grundplatte 172,26 Euro, Gewicht 1,3 Kilogramm, Topcase 529,69 Euro, Gewicht 4,2 Kilogramm. Plus farblich passende Abdeckung 119,18 Euro, Gewicht vernachlässigbar. Dafür passt der Schlüssel auch für die Seitenkoffer.

Kilometerstand 24.270, 11/2022 (PS-Redaktion)

Beim MOTORRAD-Alpen Masters 2022 holte die Ducati Multistrada dieses Jahr erneut den Pott. So lag der Gedanke unserer hochdrehzahlorientierten Kollegen von PS so fern nicht, den sportlichen Talenten der Multi in Begleitung von BMW GS und KTM Super Adventure auf der Rennstrecke auf den Zahn zu fühlen (siehe PS 12/2022). Dank Sturzverbot überstand sie den Ausflug unbeschadet, jedoch ohne weiteren Pokal. Die nachfolgende Durchsicht beim Händler bescherte ihr ein mutmaßlich den Verbrauch senkendes neues Mapping sowie neue Radlager vorn. Das kurz danach dauerhaft leuchtende Bremslicht hatte seine Ursache darin, dass sich die Feder des Fußbremsschalters auf die falsche Seite der Halterung verirrt hatte und ihn somit schloss statt öffnete. Ein minimalinvasiver Eingriff mit der Spitzzange löste dieses kleine Problem.

Kilometerstand 17.800, 9/2022 (René Correra)

Exakt 2362,5 Kilometer zeigt der Tripzähler an, als ich die Rase-Enduro aus Bologna nach dem Spätsommerurlaub in der Tiefgarage des Verlags parke. Zustande gekommen sind die vielen Kilometer vor allem im Allgäu mit kurzen Abstechern Richtung Schweiz und Österreich. Erwartungsgemäß brillierte die redaktionsintern liebevoll Multistrudel genannte Ducati Multistrada V4 S auf großer Tour. Die dynamische Güte von Chassis und Motor wurden ja bereits hinlänglich abgefeiert und bekräftigten sich hier erneut. Wahnsinn wie dieser sehr zweizylindrige Vierzylinder vor allem obenrum anreißt, Wahnsinn wie zackig das Raumschiff um die Ecke geht, Wahnsinn wie viel Sprit dabei durchgeht. Trotz plötzlichen Herbstwetters und entsprechender Mäßigung gönnte sich The Big Red höchstens auf schnarchigen Autobahnanfahrten mal weniger als sechs Liter Brennstoff. Nach oben klettert der Durst leichter. Nunja, angesichts von Einstandskurs und großem Tank wohl trotzdem für die meisten ernsthaften Interessenten eher nebensächlich.

Apropos Autobahn

Der jüngst bemängelte Windschutz der Ducati Multistrada V4 S wurde zwischenzeitlich gepimpt. Ein größeres Windschild von MRA samt witziger Vario-Oberlippe macht hohes Dauertempo deutlich erträglicher. Zumindest, wenn man "nur" 1,80 Meter misst. Mit der geringeren Körperlänge als beim geschätzten Vorautor geht eine nicht näher bezifferte Gewichtseinsparung einher, die vielleicht dazu führt, dass ich den Touring-Fahrmodus samt Fahrwerkshärte "mittel" als genau passend für die allermeisten Situationen und Umgebungen halte. Der Sport-Modus mit spürbar mehr Griffigkeit in Gasannahme und Fahrwerk steht einer starken Ducati immer noch ziemlich gut, fügt eine Portion Drama hinzu, die zwar spannend sein kann, selten nötig ist.

Temporadar bekommt Best-Note

Kategorie "drama-free" ist der bereits gelobte Tempomat mit Abstandsregelung: Gelebte Stressfreiheit bis exakt 160 Sachen, so viel angenehmer macht er das ewige Hin- und Herspiel auf deutschen Autobahnen. Gleiches gilt für den Totwinkel-Warner der Ducati Multistrada V4 S, der mir nicht nur einmal brenzlige Situationen ersparte. Und wo wir schon beim Thema Sicherheit sind: Für den kleinen Trip gab es einen frischen Satz Sohlen in Form der Trailmax Meridian von Dunlop. Allzeit verlässlicher Reifen, der bei angepasster Fahrweise selbst mit Sturzregen und scharf gemachter Elektronik kaum digitale Bevormundung ausgelöst hat. Wenn es doch mal schiefgegangen wäre: no panic, die Ducati Multistrada V4 S ist dank SW-Motech mittlerweile umfangreicher bebügelt als ein Fahrschulmotorrad.

App nur semi-toll

Die Navilösung per Handy-App an der Ducati Multistrada V4 S: Ansatz gut, Ausführung naja. Gut: Brillante Kartendarstellung im großen Cockpit, kein Online-Zwang dank herunterladbarem Kartenmaterial, fixe Streckenberechnung und akzeptables Handling per Joystick am Lenker. Naja: Zwei Apps sind nötig (Telefonanbindung + Kartenmaterial), der Telefonbildschirm muss permanent aktiv bleiben, keine Möglichkeit, Routenpräferenzen bei aktiver Zielführung zu ändern und eine oft launische Verbindung zwischen Telefon und Motorrad.

Und dann frisst das Navigieren den Akku noch ratzfatz leer und kocht zumindest mein Android-Samsung nach ein bis zwei Stunden derart, dass die Navi-Apps mal aus Schutz vorm Hitzetod automatisch beendet werden. Weder ein singuläres noch ein seltenes Problem, wie ein schneller Blick in die App-Bewertungen im Google-Play-Store zeigt. Glücklicherweise fängt Motorradspaß ja nicht bei der Routeneingabe an. Und vielleicht erbarmt sich Ducati und bringt ein umfangreiches Update. Verbrauch auf der Tour im Schnitt 6,4 Liter auf 100 Kilometer.

Kilometerstand 13.124, 7/2022 (Thorsten Dentges)

Gute 2.000 Kilometer ist Reise-Leister Dentges mit der Ducati Multistrada V4 S durch Österreich gekommen. Er lobt den guten Windschutz hinter der neuen Scheibe von MRA, hat allerdings einiges Tadel für zu kleinen Koffer. Weiterhin fällt ihm bei Tempo ab 190 km/h eine ungewohnte Neigung zum Pendeln auf. Er vermutet einen abgefahrenen Vorderreifen, der noch der erste ist. Hinzu kommt ein etwas kippeliges Kurvenverhalten. Zeit, den Reifen vorn zu wechseln. Verbrauch auf 2.066 Kilometer bei 6,7 Liter pro 100 Kilometer.

Kilometerstand 12.878, 7/2022 (Jens Möller-Töllner)

Jens Möllner-Töllner bemerkt im Pendelbetrieb mit der Ducati Multistrada V4 S ab und an einen wandernden Druckpunkt der Vorderradbremse und im unteren Drehzahlbereich mahlende Geräusche aus dem Antrieb. Auffällig für ihn: Selbst bei 16 Grad Außentemperatur immer mindestens 90 Grad Wassertemperatur, Tendenz höher.

Kilometerstand 10.864, 6/2022

Nach knapp 11.000 Kilometer ist der erste Hinterreifen runter. Als Ersatz kommt erneut der Pirelli Scorpion Trail II auf die Felge. Sonst keine Vorkommnisse. Bei der 10.000er-Inspektion läuft mit der Ducati Multistrada V4 S alles nach Plan, mit einigen Software-Updates.

Kilometerstand 7.887, 5/2022 (Holger Hertneck)

Kollege Hertneck fährt mit der Ducati Multistrada V4 S nach Italien. Er lobt dabei die Abstimmung des Motors, der ab 3.000 Touren geschmeidig zieht. Es stören die lauten mechanischen Geräusche des V4. Lob bekommt der ausreichende Windschutz vom 1,95 Meter großen Fahrer. Tadel hingegen die schlechte Menüführung und der gelegentlich unwillig wirkende Quickshifter. Ebenfalls dürfte der sechste Gang drehzahl-senkend ausgelegt sein, da Konstantfahrt mit hohen Drehzahlen einherginge. Aber: In dieser Situation ist der Abstandstempomat und gern genutzes Feature. Verbrauch im Schnitt über 1.889 Kilometer: 6,3 Liter pro 100 Kilometer.

Kilometerstand 1.462, 3/2022 (Jens Kratschmar)

Wenn die sanfte Gewalt des V4 ab gut 7.000 Touren einen cholerischen Anfall bekommt, muss man entweder die Arschbacken zusammenkneifen oder sich das Grinsen verkneifen. Die Ducati Multistrada V4 S lässt einen dieses Muskelspiel in hoher Frequenz wiederholen. Ein Fest. Meist ein sinnloses, aber nicht folgenloses, denn du bist ohne jeden Sinn eigentlich immer zu schnell. Das beherrscht Ducatis Enduro in Perfektion. Man wähnt sich auf einem Power-Naked-Bike, so einfach geht das mit dem (zu) schnell auf der Multi. Dazu ein im Grunde bewegliches Chassis – das semi-aktive Skyhook mit dem Autoleveling ist eine Wucht und die Ausstattung den knapp 22.000 Euro Klimpergeld durchaus würdig. Allein die ersten paar Hundert Kilometer den Abstandstempomaten testen und kennenlernen: kindliche Spielfreude. Randnotiz: Polizeimotorräder mit ihrem breiten Heck erkennt das Radar sogar bei versetzter Fahrt, die Verzögerung nach einem Spurwechsel ist allerdings einen Hauch zu lang. Es klopft von innen an die Hirnrinde: das perfekte Motorrad.

Wo viel Qualm, da viel Sprit

Immer langsam. Es gibt einiges, wo die Ducati Multistrada V4 S und ich an gegenseitige Grenzen stoßen. Zunächst: Der V4 säuft. Zumindest bei mir. Landstraße im mehr oder weniger legalen Bereich bekomme ich unter 7,0 Liter nicht hin. Bei konstant 120 km/h auf der flachen Autobahn stürzen 5,6 Liter in die Brennräume. Ducati gibt realistische 6,5 Liter als Normverbrauch an. 22 Liter Tankvolumen reichen so für theoretische 338 Kilometer. Das ist weder Reise noch Enduro noch 2022. Aber nachvollziehbar: Der V4 dreht im 6. Gang mit 4.000 Touren die 100 km/h auf die Straße, volle Brause stehen aber gut 11.000 Touren an. Bei Normalfahrt kann der Hochleistungsmotor gar nicht effizienter laufen, mit so minimal geöffneten Drosselklappen.

Bremse überraschend mau

In die 320er-Scheiben vorn muss ich ordentlich reinlangen, damit der Geschwindigkeitsüberschuss sauber abgebaut wird. Leider wirkt der große Doppel-Kolben-Sattel an einem 265er-Teller hinten etwas zahnlos. Lieber mit der vehementen Motorbremse des hochverdichtenden V4 arbeiten, auch wenn der Quickshifter unter 4.000 Touren besser nicht genutzt werden sollte, da er unter runter unter Last nicht arbeitet. Das Getriebe der Ducati Multistrada V4 S dürfte es auf Dauer danken. Abhilfe: Reibpaarung ändern.

Serienreifen etwas träge

Ab Werk rollt die Ducati Multistrada V4 S auf dem Scorpion Trail II von Pirelli. Der macht vor allem vorn seinen Job deutlich unter 10 Grad Celsius im Hinblick auf Haftung und Grip hervorragend. Einzig fühlt er sich beim zackigen Einlenken etwas träge an, besonders wenn die Schräglage höher oder erhöht wird und das Autoleveling-System des Fahrwerks aktiviert ist. Das arbeitet für meinen Geschmack grundsätzlich etwas hektisch und erinnert immer mal wieder an eine unterdämpfte Zugstufe, vor allem im Heck. Trotzdem: das semiaktive Fahrwerk ist großartig abgestimmt, selbst forsch genommene Bahnübergänge mit Senke juckt das Skyhook-System nicht einen Moment. Als Solofahrer mit 110 Kilogramm wirkt die statische Vorspannung harmonischer im Fahrwerk. Abhilfe: Reifen wechseln.

Bedienung kann herausfordern

Den größten Kratzer zieht die Ducati Multistrada V4 S beim Thema Bedienung der zahlreichen, guten Features. Beispiel: Zum Einschalten und Einstellen der Griffheizung braucht es einen Fingerdruck des rechten Zeigefingers, mindestens einen Klick mit dem linken Daumen am Joystick, ein Quittierdruck auf und mit diesem und schließlich einen längeren Exit-Druck mit dem Joystick nach links. Unter Umständen alles während der Fahrt.

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Für die Sitzheizung muss man hingegen "nur" mit dem linken Daumen mindestens drei Bewegungen ausführen. Immerhin: Beide Heizungen machen ihrem Namen selbst bei Temperaturen um die null Grad alle Ehre und den Hupenknopf findet der Daumen auf Anhieb blind. Der Rest braucht eher Geduld als Übung, da die Möglichkeiten des Bordcomputers äußerst umfangreich sind. Abhilfe: Merken und sich damit abfinden.

Aber dieser Motor!

Der V4 Gran Turismo der Ducati ist ein Gedicht. Untenrum schon saftig, hängt ab 2.500 Touren schön am Kabel, großer Fahrbereich zwischen 4.000 und 7.000 Touren. Darüber: Hölle in den roten Bereich. Dabei weder mechanisch noch akustisch – immerhin eine Duc – anstrengend oder in Sachen Power hinterlistig. Selbst im Touring-Modus – da steht das Mapping auf Mittel – tänzelt die Ducati Multistrada V4 S vorn bis in den vierten Gang leicht über die Straße. Wenn nur das mit dem Durste nicht wäre. Im Allgemeinen deckt der Touring-Modus einen sehr breiten Einsatzbereich ab, auch wenn der Chronist die Dämpfung der Gabel erhöht, was die Front noch etwas zackiger macht. Abhilfe: Vielleicht mal über eine längere Sekundär-Untersetzung nachdenken, wenn technisch sicher.

Ergonomie für 1,88 Meter Körpergröße

Großes Mopped für große Menschen. Das passt als Untertitel für die Ducati Multistrada V4 S. Mit 1,88 Metern ist üppig Platz da, die Sitzbank ist enorm groß, der Hintern kann in alle Richtungen locker verschoben werden, ohne dabei haltlos zu wirken. Der Lenker steht etwas flach vor einem. Da könnte man mal dran drehen. Leider am Ende ist die Serienscheibe, die sich zwar mechanisch einfach verstellen lässt, aber für besagte Körperlänge zu kurz ist, und zwar genauso minimal, dass der Wind den Helm sehr rüde passiert. Da dürfte der Zubehörmarkt helfen, da könnte man vielleicht auch etwas stabilere Seitenscheiben finden, da die Serienteile ab 130 recht hilflos im Wind flattern und womöglich Grund der vermeintlich hohen Windgeräusche sind. Abhilfe: Zubehör-Tourenscheibe testen (demnächst nachzulesen in MOTORRAD).  © Motorrad-Online

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