Volkswagen plant eine eigene, vom MEB abgeleitete Plattform für rein elektrisch angetriebene Kompakt-Modelle in China. Das bestätigte der für die Region zuständige Konzernvorstand Ralf Brandstätter bereits im November 2023 in einem Bericht des "Handelsblatts". Auf dem Baukasten sollen ab 2026 vier zusätzliche, nur für den chinesischen Markt bestimmte Elektroautos auf den Markt kommen. Sie sollen der unteren Kompaktklasse angehören, sich in puncto Größe also zwischen Polo und Golf einordnen, und umgerechnet zwischen 18.000 und 22.000 Euro kosten. In diesem Segment erwartet der Konzern auf dem weltweit größten Automarkt in den kommenden Jahren einen besonders intensiven Umstieg von Verbrenner- auf Elektro-Modelle.

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Verantwortlich für die Entwicklung der neuen E-Auto-Plattform, die CMP (China Main Platform) heißt, ist die in der ostchinesischen Millionenstadt Hefei angesiedelte "Volkswagen China Technology Company" (VCTC). Diese Tochterfirma wurde im Frühjahr 2023 – damals noch unter dem Projektnamen "100%TechCo" – gegründet und soll dafür Sorge tragen, dass künftige Modelle, die diesen technischen Unterbau nutzen, die Kundenbedürfnisse vor Ort besser erfüllen. Die VCTC soll ein Drittel weniger Konstruktionszeit benötigen als ihre Pendants in der westlichen Welt und die Entwicklungskosten sollen etwa ein Drittel niedriger ausfallen.

Milliarden-Investition

In sein größtes Forschungs- und Entwicklungszentrum außerhalb Deutschlands investiert der Konzern in einem ersten Schritt etwa eine Milliarde Euro. Im Frühjahr 2024 folgt die Ankündigung, in den Standort zusätzliche 2,5 Milliarden Euro zu investieren, um diesen auch für den Bau von zwei Elektromodellen zu ertüchtigen, die aktuell gemeinsam mit dem chinesischen Partner Xpeng entwickelt werden. Das erste Modell ist ein mittelgroßer SUV und soll 2026 in Produktion gehen.

In die CMP-Plattform sollen zu 95 Prozent vor Ort produzierte Komponenten eingebaut werden. Neben den Antrieben betrifft dies ebenso die Batterie. Eine entsprechende Einheitszelle mit Lithium-Eisenphosphat-Zellchemie (LFP) entwickelt VW aktuell mit seinem Partner Gotion. Die hohe Lokalisierungsquote soll die Kosten so weit senken, dass VW seine Elektroautos in China künftig profitabel anbieten kann. Denn Brandstätter erwartet vor Ort einen anhaltenden Preiskampf in diesem Segment und folglich auf absehbare Zeit ein "sehr aggressives Preisniveau".

Die Ankündigung der neuen Plattform ist eine weitere entscheidende Weichenstellung Volkswagens in China innerhalb weniger Monate. Im Sommer 2023 gab der Konzern bekannt, dass die Marken VW (mit Xpeng) und Audi (mit SAIC) enger mit einheimischen Herstellern bei der Entwicklung von Elektroautos für den dortigen Markt kooperieren. Produzieren sollen die vier neuen Elektroautos die bereits seit einigen Jahren mit den chinesischen Partnern SAIC und FAW betriebenen Joint-Ventures.

Aus China für China – zumindest vorerst

Brandstätter zufolge sei die neue Plattform vorerst nur für Modelle gedacht, die in China auf den Markt kommen. Sollte sie sich jedoch als wettbewerbsfähig erweisen, könne sie grundsätzlich auch woanders genutzt werden. Dass sie nach Europa kommt, ist jedoch höchst fraglich. Hier sollen kleine und kompakte E-Autos wie der künftige ID.2 (siehe Fotoshow) auf der MEB-Entry-Frontantriebs-Plattform aufbauen, während die MEB-Weiterentwicklung MEB+ für elektrische Kompakt- und Mittelklässler gedacht ist. Diese Brückentechnologie soll dann von der ursprünglich für 2026 geplanten SSP (Scalable Systems Platform) abgelöst werden, deren Einführung sich aufgrund diverser technischer Probleme verzögert.

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Der VW-Konzern hat auf seinem wichtigsten Markt mit anhaltenden Schwierigkeiten zu kämpfen. Zwar sei VW in China laut Brandstätter "hochprofitabel". Doch die Marke verdient ihr Geld in der Volksrepublik insbesondere mit Verbrennerfahrzeugen, deren Marktanteile stark rückläufig sind. Die Absatzzahlen des Konzerns schrumpfen in China von Jahr zu Jahr, was bereits dazu führte, dass der deutsche Autobauer seine über Jahrzehnte aufgebaute Marktführerschaft zu Jahresbeginn an den einheimischen Hersteller BYD abtreten musste.  © auto motor und sport

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