Ferrari setzt ein klares Zeichen, wer seinen Supersportwagen in schrillen Farben oder mit extravaganten Designs versehen will, könnte künftig bei den Italienern auf Granit beißen.
Ferrari-Chef Benedetto Vigna kündigte an, dass die Marke verstärkt auf eine einheitliche Ästhetik achten wird. Zu ausgefallene Lackierungen oder zu gewagte Personalisierungen könnten bald nicht mehr erlaubt sein. Dieser Schritt sorgt für Diskussionen – während Puristen und Ferrari-Fans ihn begrüßen, fühlen sich manche Käufer in ihrer Individualität eingeschränkt.
Ferrari verteidigt sein Erbe
Lange Zeit galt das klassische "Rosso Corsa"-Rot als die unangefochtene Farbe eines Ferrari. Es war mehr als nur eine Farbe – es war ein Symbol für Geschwindigkeit, Leidenschaft und Exklusivität. Doch in den letzten Jahren haben sich die Wünsche der Kunden verändert: Bunte Sonderlackierungen, Tarnfarben oder gar Neon-Designs tauchen vermehrt auf den Straßen auf. Während manche diese Vielfalt als Ausdruck von Individualität und Exklusivität betrachten, sieht Ferrari darin eine Bedrohung für das Markenerbe.
"Wenn du einem Kind die Aufgabe gibst, ein Auto zu malen, wird es zum roten Stift greifen", soll Enzo Ferrari einst gesagt haben. Diese Philosophie will Ferrari offenbar bewahren. "Wir haben intern darüber nachgedacht, vielleicht die Farbkombinationen vorab festzulegen. Wir werden sicher keine seltsamen Autos bauen", erklärte Vigna gegenüber der britischen Zeitung "Telegraph". Damit soll sichergestellt werden, dass Ferrari-Modelle weiterhin eine gewisse optische Einheitlichkeit bewahren und das ikonische Design nicht durch exzentrische Farbwahl in den Hintergrund tritt.
Der Grund für die neuen Restriktionen ist einfach: Ferrari sieht sein Markenimage in Gefahr. Während in den vergangenen Jahrzehnten die meisten Ferrari-Modelle in Rot ausgeliefert wurden, entfallen heute nur noch rund 40 Prozent der Bestellungen auf diese ikonische Farbe. Stattdessen entscheiden sich immer mehr Käufer für ausgefallene Lackierungen – darunter goldene Metallic-Töne, knalliges Pink oder Camouflage-Optik. Besonders letzteres sorgt in Maranello für Unmut.
Ferrari hat das letzte Wort
Ferrari ist bereits dafür bekannt, genau darauf zu achten, was mit seinen Fahrzeugen nach dem Verkauf passiert. Kunden, die sich nicht an die inoffiziellen "Ferrari-Regeln" halten, riskieren den Verlust des Neukundenstatus.
Prominente Beispiele gibt es genug: DJ Deadmau5 musste seinen blau lackierten "Purrari" mit Nyan-Cat-Design ändern, nachdem Ferrari eine Unterlassungserklärung geschickt hatte. Auch Boxer Floyd Mayweather und Sänger Justin Bieber stehen auf einer inoffiziellen "Schwarzen Liste" der Marke, weil sie ihre Fahrzeuge zu schnell weiterverkauften oder optisch drastisch veränderten. Wer auf dieser Liste landet, hat kaum eine Chance, je wieder einen Neuwagen aus Maranello zu bekommen. Ferrari schützt seine Marke nicht nur durch exklusive Kaufbedingungen, sondern auch durch gerichtliche Maßnahmen, wenn es sein muss.
Ein weiteres Beispiel ist der Ferrari Purosangue, das erste SUV der Marke, dessen Produktion stark limitiert wurde. Kunden, die ihr Modell direkt nach dem Kauf weiterverkaufen wollten, wurden kurzerhand aus der Kundenkartei gestrichen. Ferrari geht es nicht nur um den Schutz seines Markenimages, sondern auch um die Exklusivität der Fahrzeuge – wer sich einen Ferrari sichert, soll sich bewusst sein, dass es sich um ein Privileg handelt und nicht um ein reines Konsumgut.
Personalisierung ja, aber nur im Ferrari-Stil
Benedetto Vigna betont, dass Ferrari weiterhin ein hohes Maß an Individualisierung ermöglichen wird, jedoch innerhalb eines bestimmten Rahmens. Wer sich für einen Ferrari entscheidet, kann nach wie vor aus einer Vielzahl von Farben und Materialien wählen – jedoch nur solange diese die Designphilosophie der Marke respektieren.
"Es gibt einige Kombinationen, die bei einem potenziellen Zweitbesitzer nicht beliebt oder geschätzt werden", so der Ferrari-CEO. Das bedeutet: Wer sich ein Ferrari-Modell sichert, sollte sich bewusst sein, dass allzu wilde Gestaltungsideen von den Verantwortlichen abgelehnt werden könnten. Die strikten Regeln sollen sicherstellen, dass ein Ferrari auch nach Jahrzehnten noch als klassisches und ikonisches Fahrzeug angesehen wird, ohne durch kurzfristige Designtrends an Wert zu verlieren.
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Ob diese Strategie langfristig erfolgreich sein wird, bleibt abzuwarten. Sicher ist, dass Ferrari mit diesem Schritt sein Markenerbe bewahren und verhindern möchte, dass seine Fahrzeuge zu schrillen Modeerscheinungen verkommen. Ferrari bleibt sich treu: Wer einen der begehrten Supersportwagen fährt, soll das Gefühl haben, Teil einer langen Tradition zu sein – und nicht eines kurzlebigen Trends.
In der Fotoshow zeigen wir den Test des Ferrari SF90 XX Stradale © auto motor und sport
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