Ford Focus, VW Polo und natürlich der Golf: Bei den beliebtesten Gebrauchtwagen standen auch 2023 die üblichen Verdächtigen ganz oben in der Käufergunst. Weshalb sind diese Modelle so beliebt? Mit welchen Alternativen können Sie bares Geld sparen? Und welche Rolle spielt dabei die Farbe? Ein Experte gibt Tipps.
Der VW Golf ist des Deutschen liebstes Auto. Zumindest, wenn man sich den Gebrauchtwagenmarkt ansieht. Dort steht der Golf seit Jahren konstant auf Platz 1 in der Verkaufsliste. Im Jahr 2023 war das beliebteste Gebrauchtwagenmodell der VW Golf VII. Dahinter folgten der VW Polo, Ford Focus, der BMW 1er, der Seat Leon und der Ford Fiesta.
Sieht man sich die Liste der beliebtesten Gebrauchtwagen an, lassen sich einige Gemeinsamkeiten entdecken. So fallen alle in die Klasse der Kompaktwagen. Kein Zufall, wie Sascha Vidahl von der HUK Autowelt betont.
Denn auch die meisten von Vidahls Kunden würden nach einem Kompaktwagen Ausschau halten. "Der ist nicht zu klein, aber auch nicht zu groß und man kriegt noch einen Parkplatz", so der Experte.
Es gibt jedoch noch einen anderen – weniger rationalen – Grund dafür, dass gerade Golf & Co. so beliebt sind: "Die Deutschen sind Gewohnheitstiere", sagt Vidahl. Und der Golf sei nun mal "das deutsche Auto" überhaupt.
Auch beim BMW spielten die Emotionen eine große Rolle, so Vidahl. "BMW-Fahrer sind sehr treu. Die würden nie etwas anderes fahren." Den Grund sieht Vidahl im Design der bayerischen Autobauer, das er als sehr "unique", also einzigartig, empfindet: "Entweder man mag es oder man mag es nicht."
Sind die beliebtesten Autos automatisch die besten?
Beim Gebrauchtwagenkauf entscheiden also oft die Emotionen, wie Sascha Vidahl erklärt. Er empfiehlt jedoch, sich zu fragen, welche Alternativen wirklich die besten für einen selbst seien.
Mit einem typischen Budget von etwa 8.000 bis 20.000 Euro würde Vidahl sich nicht für den Golf entscheiden: "Auf Platz 1 wäre für mich die Mercedes B-Klasse. Die ist robust, für Mercedes relativ günstig und schneidet beim Tüv immer gut ab."
Gerade der letzte Punkt wird oftmals übersehen. Denn neben dem reinen Kaufpreis schlagen auch noch Folgekosten für Reparaturen und Verschleiß zu Buche. Die B-Klasse schneide dabei selbst mit über 100.000 Kilometern noch gut ab. Deshalb empfiehlt Vidahl, auf eine robuste Substanz zu achten.
Welche günstigen und guten Alternativen gibt es auf dem Gebrauchtmarkt?
Der Golf ist eine verlässliche, weil robuste Wahl, wenn es um Gebrauchtfahrzeuge geht. Doch da er so beliebt ist, liegen die Preise im Verhältnis hoch. Welche günstigeren und trotzdem empfehlenswerten Alternativen gibt es also? Sascha Vidahl hat im besonders nachgefragten Segment bis 10.000 Euro eine persönliche Top Ten erstellt:
Die besten Gebrauchten bis 10.000 Euro:
1. Mercedes B-Klasse (ab 8.000 Euro): Robust, komfortabel, geräumig. Zudem schneidet die B-Klasse beim Tüv immer wieder gut ab.
2. Mitsubishi ASX (ab 6.900 Euro): Geheimtipp für SUV-Fans, schneidet beim Tüv überdurchschnittlich ab.
3. Kia Venga: Sehr geräumiges und zuverlässiges Fahrzeug, schneidet im Tüv-Vergleich sehr gut ab.
4. Opel Adam (ab 5.900 Euro): Preis-Leistungssieger, Tüv-Sieger im Bereich Gebrauchtwagen.
5. Honda Jazz (ab 7.900 Euro): Relativ unbekannter Stadtflitzer mit viel Stauraum, extrem robust.
6. Audi A3 8V (ab 9.500 Euro): Trotz hoher Laufleistungen wenig Mängel.
7. Toyota Yaris (ab 4.000 Euro): Zuverlässige Fahrzeuge und Motoren, Fahrzeuge ab 2011 machen kaum Probleme.
8. VW Polo 6r/6C (ab 3.000 Euro): Sehr solide, lediglich Verschleiß bei Bremsscheiben.
9. Hyundai i20 (ab 6.500 Euro): Top-Werte bei der Hauptuntersuchung.
10. Renault Clio Typ AH (ab 4.000 Euro im Netz zu finden): Sehr robuster Stadtflitzer, ähnlich dem Smart.
Welches sind die wichtigsten Faktoren beim Gebrauchtwagenkauf?
Der Gebrauchtwagenmarkt hat sich in den letzten Jahren stark verändert. So sei das Budget inzwischen deutlich geringer, sagt Sascha Vidahl. "Man merkt, dass die Deutschen nicht mehr so viel Wert auf das eigene Auto legen wie früher. Dementsprechend ändert sich auch das Gebrauchtwagenverhalten und günstigere Autos stehen im Fokus."
Es gehe viel weniger um ein schönes Auto als früher. Stattdessen denken viele Käufer pragmatischer und wollen "einfach von A nach B kommen".
Außerdem würden die Fahrzeuge länger gefahren. Deshalb sei es wichtig, ein robustes Auto zu finden. 100.000 Kilometer Fahrleistung schrecken heutzutage niemanden mehr ab. Auch über 200.000 Kilometer seien nicht selten.
Welche Rolle spielt die Farbe des Wagens?
Schwarz, Weiß, Silber, Anthrazit – es sind die klassischen Farben, die auch auf dem Gebrauchtwagenmarkt dominieren. Bleibe man bei den Grundfarben, dann stünden bei der Entscheidungsfindung die technischen Details im Fokus, so Vidahl.
Den Mut zu ausgefallenen Farben hätten dagegen nur wenige. Deshalb gelte: Je auffälliger die Farbe, desto geringer der Wiederverkaufswert.
Welche Modelle versprechen einen großen Werterhalt?
Wenn es um den Werterhalt geht, liegen die deutschen Hersteller vorne: Mercedes, Audi, Volkswagen – ab einem gewissen Alter sei der Wertverlust bei diesen Marken nur noch sehr gering, so Sascha Vidahl.
Bei allen Fahrzeugen gilt grundsätzlich: Der größte Wertverlust entsteht in den ersten zwei Jahren. Oder wie ein alter Witz besagt: Sobald man vom Hof fährt, ist das Auto nur noch die Hälfte wert.
Über den Gesprächspartner
- Sascha Vidahl ist Business Development Manager bei der HUK-COBURG Autowelt GmbH in Düsseldorf.
Verwendete Quellen
- Interview mit Sascha Vidahl
- Pressemitteilung autohero: Autohero Best of 2023: Die Lieblings-Gebrauchtwagen Deutschlands
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