Klein und elektrisch, Günstig und modern – Wortpaare, die westliche Automobilhersteller in ihren Produktplanungs-Runden offenbar einfach nicht zusammenbringen können. Stattdessen zeigt VW 2021 mit dem ID.Life ein vermeintliches Einstiegsmodell im Look einer Tupper-Dose, das immerhin 20.000 Euro kosten soll. Unterdessen läuft jetzt in China das erste Großserien-Modell mit Natrium-Batterie vom Band. Für rund 12.000 Euro das Stück.

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Es geht um den Yiwei E10X. Bei Yiwei handelt es sich um eine neu gegründete Submarke des chinesischen Herstellers JAC. Weniger neu ist das Auto an sich, das unter dem Namen E-JS1 längst vom Mutterkonzern auf dem Heimatmarkt vertrieben wird. In dieser Gestalt allerdings noch mit LFP-Akku. Das mit Natrium-Batterie ausgestattete Modell verfügt über eine Reichweite von bis zu 250 Kilometer und soll in nur 20 Minuten wieder von 10 auf 80 Prozent geladen sein. Zudem ist die Technologie von Zulieferer "HiNa Battery" weniger anfällig für kalte Temperaturen als herkömmliche Lithium-Ionen-Akkus (NMC). Das ganze Paket bringt lediglich 210 Kilo auf die Waage und verfügt über eine Kapazität von 25 kWh.

Auf der Shanghai Auto Show 2023 hatte BYD mit dem Seagull übrigens ein vergleichbares Auto vorgestellt, das auch nach Europa kommen soll. Doch selbst ein Datum für den Marktstart in China gibt es bislang noch nicht.

Bis zu 40 Prozent günstiger

Der niedrige Preis kommt wenig überraschend durch den Austausch von Elektroauto-Kostentreiber Nummer 1 zustande – eben des Akkus. Die Herstellungskosten einer Natrium-Batterie liegen bis zu 40 Prozent unterhalb vergleichbar großer Lithium-Ionen-Akkus. Auf der Performance-Seite sind gewisse Nachteile natürlich nicht wegzudiskutieren.

So ist die Energiedichte eines Natrium-Akkus wesentlich geringer, weshalb sich ein Einbau nur bei kleinen Autos mit überschaubaren Reichweiten-Zielen lohnt. Andernfalls würde der Billig-Akku zu viel Bauraum einnehmen, um mit den NMC-Reichweiten mithalten zu können. Aber war es ohnehin nicht genau das, wonach das Publikum verlangt? Kostengünstige Elektromobilität für den Alltag braucht keine 600 Kilometer pro Ladung.

VW ist Hauptanteilseigner von JAC

Tja, sowas könnten wir in Europa auch gut gebrauchen. Gerade jetzt, wo die Absatzzahlen der Stromer ins Stocken geraten, während am Horizont die düsteren Wolken einer Strafzahlung an die EU schweben. Moment mal – hat nicht Volkswagen etwas mit JAC zu tun? In der Tat ist im VW-Online-Newsroom Folgendes zu lesen:

"2017 unterzeichnete Volkswagen eine Joint-Venture-Vereinbarung mit dem chinesischen Automobilhersteller Anhui Jianghuai Automobile Group Corp., Ltd. (JAC). Die Schwerpunkte des Joint Ventures liegen in den Bereichen Forschung und Entwicklung, Produktion sowie Marketing von NEV-Fahrzeugen und Mobilitätsdienstleistungen. Die Joint-Venture-Vereinbarung hat eine Laufzeit von zunächst 25 Jahren."

Video: Der chinesische JAC e JS4 im Detail

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Tatsächlich hält VW über seine China-Dependance 75 Prozent der JAC-Anteile. Vielleicht ist es damit ja möglich, an so einen neuen Natrium-Akku ranzukommen und damit ein echtes Elektro-Einsteigermodell für den europäischen Markt aufzulegen. Nur so als Gedankenspiel. Immerhin bewirbt JAC den kleinen Stromer mit "German Bauhaus Design". Wäre also ein internationales "Geben und Nehmen".   © auto motor und sport

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