Janus stellt die neue Gryffin 450 auf ein besonderes Fahrwerk. Den Motor kennen SWM-Fans aus den 440er-Modellen. Seit 2025 gibt es den Scrambler in Serie.

Mehr zum Thema Mobilität

Die Janus Gryffin 450, die MV Agusta R19 von 1952 und die 1953er-BMW RS 54 sind in einem Atemzug zu nennen. Im zweiten müssen dann noch alle Vollschwingen-BMW zwischen 1955 und 1969 aufgeführt werden. Und zwar deshalb, weil alle auf eine Gabel nach dem Earles-Prinzip* vertrau(t)en. Beim Motor könnten die Unterschiede kaum größer sein: Hatten die einen das Beste und Neueste im Rahmen, lässt sich die Gryffin von einem alten Japan-Single aus chinesischer Fertigung antreiben.

Neue Janus Gryffin 450

Die neue Janus Gryffin 450 setzt im Wesentlichen die Geschichte der Janus Halycon fort und baut darauf auf. Während die Halycon für die Ära der 1930er Jahre steht, insbesondere mit ihren charakteristischen aufgesteckten Tanks, verkörpert die Gryffin mehr das Fahrgefühl und die Stilrichtung der 1950er Jahre.

Diese zeitliche Verschiebung in der Designphilosophie führt uns direkt zu einem ihrer auffälligsten Merkmale: zur Vorderradaufhängung. Auf den ersten Blick könnte man meinen, es handele sich um eine sogenannte Earles-Gabel. Diese Gabelart ist bekannt als geschobene Langarmschwinge, die das Vorderrad umrahmt und ihm Stabilität verleiht. Doch sehen wir genauer hin, stellen wir fest: Die Langarmschwinge wird dieser ersten Einschätzung nicht ganz gerecht.

Geschobene und gezogene Schwingen

Kurzer Defintions-Ausflug: Langarmschwinge und Kurzarmschwinge unterscheiden sich durch die Lage des Schwingendrehpunkts in Relation zum Radumfang. Liegt der Drehpunkt im Radius, ist die Schwinge kurz, liegt er außerhalb, ist die Schwinge lang. Da bei der Gryffin der Drehpunkt noch im Radius, allerdings an dessen äußerem Rand liegt, ist das der Definition nach eine Kurzschwinge. Der technische Unterschied zwischen der geschobenen und gezogenen Langarmschwinge ist die Lage des Schwingendrehpunkts. Liegt der hinter der Radachse wird das Rad geschoben, liegt der Drehpunkt vor der Radachse, wird gezogen – wie bei Hinterradschwingen.

Video: Im Video - Janus Gryffin 450 in Serie

21-Zoll-Vorderrad und 17-Zoll-Hinterrad

Ganz im Stil der 1950er und adrett an der Janus Gryffin 450: der Rahmen aus Stahl, mit Anleihen des Federbett-Designs von Norton, sowie die Rohrschwinge mit Unterzug als Gitterkonstruktion. Die 4 Federdämpfer bieten je 140 Millimeter Federweg an den Radachsen. Mit Raddurchmessern von 21 Zoll (53,34 cm) vorn und 17 Zoll (43,18 cm) hinten steht die Gryffin recht offroadig auf ihrem 2.75er-Vorderreifen und dem 4.60er-Hinterreifen.

Bekannter Honda-Motor aus China

Das Fahrwerk der neuen Janus Gryffin 450 ist zwar recht aufwendig gestaltet, doch der Motor, der darin steckt, recht simpel gehalten. Es handelt sich um einen Einzylinder-Motor von Shineray aus China, der in Europa bereits durch die 440er-SWM bekannt ist. Ursprünglich war dieser Motor mit 400 Kubik in der Honda Dominator 400 im Einsatz. In der Janus Gryffin 450 leistet er im Prototypenstadium 30 PS, die ein Vergaser steuert. Für die Serienproduktion ist jedoch geplant, dem Motor eine Einspritzanlage hinzuzufügen, um die Gemischaufbereitung zu optimieren. Je nach Fahrpersonal gibt es für den Motor nicht allzu viel zu bewegen, die Janus Gryffin 450 wiegt gerade einmal 149 Kilogramm.

Was kostet die Janus Gryffin 450?

Die neue Janus Gryffin 450 ist seit Frühjahr 2024 erhältlich und kostet ab 13.495 US-Dollar. Wie bei Janus üblich, stehen zahlreiche Farbvarianten und Kombinationen zur Wahl. Neben den Lackfarben können die handgezogenen Linierungen an Karosserie und Rädern, teils gegen Aufpreis, Art und Farbe der Logos oder eine andere Lackierung des Rahmens gewählt werden. Seit Januar 2025 liefert Janus die ersten Gryffin 450 aus. Nach Europa wird die Janus wohl allein schon wegen des fehlenden ABS nicht kommen.

Video: Janus Gryffin 450 Scrambler

Janus Gryffin 250

Gleiches gilt für die neue Gryffin in der 250er-Version. Diese Variante teilt sich das Chassis und das Fahrwerk mit dem größeren Modell, weist jedoch einige Unterschiede auf. Der kleinere Einzylinder-Motor dieser Version bringt es lediglich auf eine Leistung von 14 PS, das Gewicht beläuft sich auf 120 Kilogramm. Im Vergleich zur Janus Gryffin 450 ist die Machart der 250er etwas einfacher gehalten, was sich jedoch positiv auf den Preis auswirkt. 8.995 US-Dollar kostet die 250er, was einen Preisunterschied von 4.500 Dollar im Vergleich zum hochwertigeren Modell ausmacht.

*Was ist eine Earles-Gabel?

Im Jahr 1951 erhielt Ernest Richard George Earles ein Patent auf eine innovative Konstruktion, die als geschobene Langschwinge bekannt wurde und fortan seinen Namen trug. Ursprünglich wurde diese Bauweise speziell für den Rennsport entwickelt, da sie dort besonders effektiv war. Doch im Laufe der Zeit zeigte sich, dass diese Konstruktion auch in anderen Bereichen große Vorteile bot. Insbesondere bei Gespannen bewährte sich die geschobene Langschwinge. Sie übertraf die damals noch in den Kinderschuhen steckenden hydraulischen Teleskopgabeln in Bezug auf die Dämpfungseigenschaften und den Nickausgleich deutlich.

Exklusive Inhalte mit MRD+
Noch mehr MOTORRAD gibt es bei MRD+. Exklusive Tests, Fahrberichte und Vergleichstests.

Fazit

Janus aus den USA zeigte 2024 ein neues Retro-Modell, das es – wie bei diesem Anbieter üblich – als 250er und 450er geben wird: die Janus Gryffin, mit luftgekühltem Einzylinder mit 250 Kubik und 14 oder mit 450 Kubik sowie 30 PS. Auffälliges Merkmal und zugleich technische Besonderheit der Janus Gryffin ist die Vorderradaufhängung: eine geschobene Kurzschwinge. In den USA gibt es die Gryffin 450 ab 13.495 Dollar, die Gryffin 250 ab 8.995 Dollar. Nach Europa kommen die beiden Modelle schon deshalb nicht, weil kein ABS an Bord ist.  © Motorrad-Online

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.