Der Leapmotor T03 ist ein elektrischer Kleinwagen aus China. Ein 37,3 kWh großer Akku soll für ordentliche Reichweiten sorgen. Jetzt gibt es auch einen günstigen Preis.
Erst im Jahr 2015 wurde in China der Autohersteller Leapmotor gegründet. Sieben Jahre später sind auf dem Heimatmarkt bereits vier Modelle auf dem Markt. Eines davon ist der Kleinwagen T03.
Mit einer Länge von 3,62 Metern bietet der T03 ein parkplatzfreundliches Format, auch die Breite von 1,65 Metern hilft in engen Lücken und schmalen Altstadtgassen. Zum Vergleich: Der Dacia Spring, der übrigens von DFSK in China gebaut wird, ist mit 3,73 Metern etwas länger. Der Radstand des T03 wird mit 2,40 Meter angegeben, das Leergewicht mit 1.175 Kilogramm.
Erster Kontakt mit dem Chinesen
Während der Spring von der rumänischen Renault-Tochter als einfaches Budget-Auto angeboten wird, will der Leapmotor T03 mit moderner Technologie punkten. Auf dem chinesischen Heimatmarkt wird der Fünftürer mit einem umfangreichen Paket an Sensoren für die Fahrassistenz und einer Updatemöglichkeit für die Software Over-the-Air (über das Internet) angeboten. Der französische Importeur Eve, der den T03 nach Europa holt, weist in seiner Ausstattungsliste immerhin Einparksensoren an Front und Heck und eine Geschwindigkeitsregelanlage aus. Auch ein Infotainmentsystem samt Navigation und 10,1 Zoll großem Touchscreen ist ab Bord.
In Frankreich konnten wir den Leapmotor T03 erstmals begutachten. Der optische Eindruck passt. In einer Grundform, die entfernt an Suzuki-Kleinwagen oder auch den letzten Smart Forfour erinnert, verpackten die Designer eine unaufgeregte Linienführung ohne Extravaganzen. Zwischen den LED-Scheinwerfern steckt der Ladeanschluss unter dem Logo an der Front.
Hier wird ein mit 37,3 kWh für die Fahrzeugklasse ungewöhnlich großer Lithium-Ionen-Akku mit Strom versorgt (Dacia Spring: 27,4 kWh). Über CSS soll die Batterie am Schnelllader in 36 Minuten von 30 auf 80 Prozent ihrer Speicherkapazität gefüllt werden können. Die maximale Ladeleistung wird mit 48 kW angegeben. Mit Wechselstrom, beispielsweise an der heimischen Wallbox oder einer öffentlichen Ladesäule, soll der Leapmotor T03 dreieinhalb Stunden parken, um den Füllstand von 30 auf 80 Prozent zu erhöhen.
265 Kilometer Reichweite
265 Kilometer Reichweite mit vollem Akku werden nach WLTP-Norm angegeben, basierend auf einem Prüfstands-Verbrauch von 16,3 kWh pro 100 Kilometer. Der die Vorderräder antreibende Elektromotor leistet maximal 70 kW (95 PS) und entwickelt ein Drehmoment von 158 Newtonmetern. Auch hier blicken wir zum Vergleich ins Datenblatt des Dacia: Er bietet 33 kW (45 PS) und 125 Newtonmeter.
In 12,7 Sekunden beschleunigt der T03 aus dem Stand auf 100 km/h und wird bis zu 130 km/h schnell. Das können wir bei unserem ersten Kontakt noch nicht ausprobieren, wohl aber das Raumangebot im Rahmen unserer Sitzprobe. Vor dem 210 Liter großen Kofferraum sitzt man selbst als großer Mensch überraschend bequem im Fond. Beinraum und Kopffreiheit liegen, auch im Vergleich zu etablierten Verbrenner-Kleinstwagen wie Hyundai i10, Kai Picanto und Mitsubishi Space Star, auf sehr gutem Niveau. Hier hilft auch die Höhe des T03 von 1,58 Metern.
Navigationssystem an Bord
Der Fahrer blickt auf ein digitales Kombiinstrument hinter dem Multifunktionslenkrad, auf dem alle relevanten Informationen zu Geschwindigkeit, Akku-Füllstand und Fahrassistenz abzulesen sind. Das Infotainmentdisplay bietet eine hohe Auflösung, einige Bedienfelder für die Touch-Funktionen sind aber etwas klein geraten. Das Smartphone kann per Bluetooth verbunden werden, Apple CarPlay und Android Auto sind nicht an Bord. Eine induktive Ladeschale für das Telefon bietet der Chinese nicht, aber zwei USB-Steckplätze zur Stromversorgung. Die Materialien gefallen ebenso wie die Verarbeitungsqualität. Der Leapmotor T03 wirkt keinesfalls billig, sondern zeigt auf den ersten und zweiten Blick eine solide Qualität ohne Premium-Allüren.
So fährt der Leapmotor T03
Der überwiegend positive Eindruck des ersten, noch statischen, Kennenlernens, verfestigt sich, wenn man per Lenkradhebel die Fahrstufe D gewählt hat und leise losstromert. Wobei: leise trifft es nicht ganz. Vom Antrieb ist zwar kaum was zu hören, dafür bis etwa 30 km/h viel von jenem Warnton, den Elektroautos aussenden müssen, um Passanten über ihre Anwesenheit zu informieren. Es scheint fast so, als sei dieses an eine historische Straßenbahn erinnernde Jaulen im Innenraum lauter als auf dem Fußweg.
Ein nerviger Begleiter, der in vielen der zehn Assistenzsysteme kongeniale Begleiter hat. Dauernd bimmelt es, weil man einen km/h schneller fährt als erlaubt oder weil das Auto meint, der Fahrer sei müde oder abgelenkt. Das ist die schöne neue Welt der gesetzlich vorgeschriebenen Assistenzsysteme. Manche kann man auf dem Monitor deaktivieren, in dem eine für diese Preisklasse erstaunlich brillant auflösende Heckkamera beim Rangieren hilft. Doch bei jedem Neustart ist die Bimmelei eben wieder aktiv, sofern man nicht dran gedacht hat, sie vor dem Losfahren verstummen zu lassen.
Stadtauto mit kleinem Wendekreis
Man sitzt auffällig aufrecht hinter dem nur in der Neigung justierbaren Lenkrad, doch anders wäre das auch für Erwachsene noch knapp ausreichende Platzangebot in der zweiten Reihe wohl nicht realisierbar gewesen. Die Lenkung selbst lässt sich in drei Stufen individuellen Wünschen anpassen, in "Sport" täuscht sie mit erhöhten Handkräften so etwas wie Präzision vor, bleibt aber natürlich im Grunde eher desinteressiert, weil unpräzise und gefühlsarm.
Stört das sehr? Eher nicht. In dieser Preisklasse weiß man, dass nicht jedes Detail ausgefeilt bis nahe an die 100-Prozent-Grenze sein kann. Und im Stadtverkehr, wo der schmale und dank 9,7 Metern Wendekreis extrem praktische Leapmotor T03 wohl überwiegend bewegt werden wird, interessiert das kaum.
Mit 70 kW, in alter Währung 95 PS, und 158 Nm ist der Kleine gut bei der Musik, denn mit 1.175 Kilogramm wiegt er in etwa so viel wie ein Seat Ibiza. 12,7 Sekunden reichen aus dem Stand bis zur 100er-Marke, das städtische Limit von 50 km/h ist nach nur fünf Sekunden erreicht.
Hoher Federungskomfort, wenig Stabilität
Neben der soliden Verarbeitung gefällt auch der Federungskomfort. Der Leapmotor T03 schluckt erstaunlich viel weg und spricht auch auf Kopfsteinpflaster nicht staksig oder unwillig an. Kehrseite der Medaille: Bei flotter Kurvenfahrt neigt er sich deutlich und gerät auch schon mal ins Wanken, wenn es – etwa bei einem Ausweichmanöver – im Sekundentakt Links-Rechts-Linksherum geht. Und jenseits der 100 km/h scheint auch der Geradeauslauf leise servus zu sagen, wenn der Wind in Böen von der Seite kommt. Zweite Auffälligkeit im bei 130 km/h begrenzten Highspeed-Bereich: Der Wind streicht nicht wirklich leise um die Karosserie und macht dem Radio das Leben schwer.
Wer nur im städtischen Verkehr oder auf Landstraßen unterwegs ist, wird dies aber alles nicht als Mangel ansehen, sondern sich schnell damit arrangieren. Störender ist da wohl eher die immens hohe Ladekante zum 210 Liter fassenden Gepäckraum. Der lässt sich durch Umlegen der ungeteilten Rücksitzlehne auf 508 Liter vergrößern, aber statt einer ebenen Ladefläche muss man dann mit einer weiteren hohen Stufe klarkommen.
An der 22 kW-Wechselstrom-Wallbox tankt der Leapmotor T03 einphasig mit 6,6 kW Ladeleistung neue Energie (11 kW-Wallbox: 3,7 kW), am Schnelllader sind in der Spitze 45 kW drin. Damit ist der 37,3 kWh große Akku ausreichend schnell gefüllt, zumal der kleine Leapmotor T03 kein Stromfresser ist: In der Stadt mit leichtem rechten Fuß sollen knapp 400 Kilometer möglich sein, im gemischten Alltagseinsatz nach WLTP immer noch 265 Kilometer. Erste Testfahrten in Italien scheinen diese Angaben zu bestätigen, wenn der Bordcomputer nicht hemmungslos schwindelt.
Marktstart und Preis
Ab 18.900 Euro kostet der Leapmotor T03 mit Klimaanlage, vier elektrischen Fensterhebern, elektrisch einstellbaren Spiegel, Navigation, Rückfahrkamera und Parksensoren. Als einziges Extra gibt es mit dürfte der Stadtflitzer nicht nur dem Dacia Spring mächtig Konkurrenz machen, sondern wohl auch dem Citroen e-C3, den womöglich derselbe Händler anbietet: zum Marktstart zu Beginn des 4. Quartals 2024 gibt es den T03 bei 40 deutschen Stellantis-Stützpunkten, weitere Vertriebs- und Servicepartner sind geplant. © auto motor und sport
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