Berührungsängste? Gibt's nicht für Liberty Walk alias LB-Works. Der Kult-Tuner verpasst jedem Auto eines seiner ikonischen Bodykits, wenn es sich auch nur ansatzweise anbietet. Besonders stark scheint es den Japanern in den Fingern zu jucken, wenn ein Projekt mit einer italienischen Komponente gesegnet ist. Und wenn das umgebaute Endergebnis Anlass für – mindestens – angeregte Debatten bietet. Das Liberty-Walk-Line-up für den gerade zu Ende gegangenen Tokyo Auto Salon bestätigt das eindrucksvoll.
Bei der Tuning-Messe in der japanischen Hauptstadt präsentierte die Truppe aus Owariasahi in der Präfektur Aichi neben dem bereits im Herbst 2023 auf der SEMA in Las Vegas gezeigten Programm für den Nissan Z drei neue Bodykits mit Italo-Bezug: Eins für eine italienische Sportwagen-Ikone, ein weiteres, das einen japanischen Kleinwagen wie eine italienische Sportwagen-Ikone aussehen lässt, und ein drittes für einen kleinen Hot-Hatch-Rabauken, der auf dem besten Wege ist, eine italienische Sportwagen-Ikone zu werden.
Liberty Walk Lamborghini Countach
Lamborghini ist eine der Lieblingsmarken von Liberty Walk. Ob Aventador, Huracan, Murcielago, Gallardo oder Urus: Was auch immer in jüngster Vergangenheit von Sant'Agata Bolognese aus auf die Straßen der Welt rollte, erhielt das typische LB-Works-Treatment. Ein Bodykit für den Countach – also den wahren Countach, nicht die vor wenigen Jahren aufgelegte Werks-Replika auf Aventador-Basis – fehlte dagegen im Portfolio. Zumindest bis jetzt, denn genau dieses enthüllte Liberty Walk auf dem diesjährigen Tokyo Auto Salon.
Nun präsentiert sich der Sportwagen-Superheld der Achtziger- und Neunzigerjahre mit extrem breiten Radläufen, Lufthutze auf dem Dach sowie Heckflügel und -diffusor im XXL-Format. Wie ein solcher sieht auch die Frontschürze mit ihren drei Lufteinlässen und dem seitlichen Aerodynamik-Leitwerk aus. Neue Schwellerleisten mit Lufteinlass verbinden die Breitbau-Kotflügel optisch, während in den Radhäusern tief geschüsselte und mit Toyo-Proxes-Semislicks bezogene Y-Speichen-Felgen aus dem Hause Rohana Wheels rotieren.
Dass Liberty Walk auch Fahrwerk (extrem tiefergelegt), Abgasanlage (mit vier über den Diffusor gezogenen Endrohren) und Interieur (mit Carbon-Schalensitzen und Renngurten von Sparco) umfassend modifiziert hat, ist unverkennbar, auch wenn die Japaner dazu keine Details verraten. Den Preis für den Umbau halten sie ebenfalls vor der Öffentlichkeit geheim – den gibt es nur auf Anfrage.
Liberty Walk Autozam AZ-1 als Ferrari-F40-Klon
Ein weiteres LB-Works-Highlight auf dem Tokyo Auto Salon war ein Bodykit für den Ferrari F40... könnten zumindest diejenigen meinen, die nur kurz die entsprechenden Fotos in Augenschein nehmen. Beim genaueren Hinsehen wird dagegen klar, dass das zweite dort enthüllte Auto nur so tut, als sei es eines der legendären Maranello-Supercars mit Biturbo-V8. Tatsächlich könnte die Basis zahmer nicht sein: Ein von Suzuki entwickelter und gebauter Autozam AZ-1 aus den Neunzigern, auch bekannt als Suzuki Cara, der mit seinen Gullwing-Flügeltüren zwar recht spektakulär aussieht, unter seiner Coupé-Karosserie jedoch brave Kei-Car-Technik mit lediglich 64 PS präsentiert.
Damit die Ferrari-Illusion gelingt, verkleidet Liberty Walk das gesamte Auto und scheut sich nicht, die Anbauteile mit zusätzlichen Luftleitelementen zu versehen. Betrachtet man die Fotos, sieht das Ganze an der Front und den Flanken überraschend harmonisch aus. Nur am Heck scheinen die Proportionen verrutscht zu sein; Flügel, Leuchten und Diffusor wirken überdimensioniert. Natürlich sitzen drei Auspuffendrohre zentral in der Heckschürze; das ist beim originalen Ferrari F40 schließlich auch so.
Das sechsspeichige, geschmiedete und umgerechnet gut 13.000 Euro teure Räderwerk des Autozam AZ-1 von Liberty Walk lehnt sich optisch an jenes der einstigen F40-Rennwagen an. Es kommt vorn im 16- sowie hinten im 17-Zoll-Format zum Einsatz und trägt ebenfalls Semislick-Pneus des Typs Toyo Proxes. Innen erkennen wir rote Sparco-Carbonschalen mit passenden Rückhaltesystemen, über deren Preise der Tuner uns leider im Unklaren lässt. Anders sieht es beim Bodykit aus: Es kostet umgerechnet etwas mehr als 20.600 Euro, wobei die Leuchten von der Kundschaft separat zu besorgen sind.
Liberty Walk Abarth 595
Als weitere Neuheit enthüllte Liberty Walk auf dem Tokyo Auto Salon seine Interpretation des Abarth 595 (siehe Fotoshow oben im Artikel). In diesem Look sieht der italeinische Rabauke aus, als könnte er direkt beim nächsten Slalom, Bergrennen oder Lauf zu einem dieser Rennsemmel-Markenpokale antreten. Besonders beeindruckend sind freilich die weit nach außen gezogenen Kotflügelverbreiterungen, die jedes italienische Innenstadt-Gässchen zum unüberwindbaren Hindernis mutieren lassen. Damit es optisch weiterhin passt, spannt Liberty Walk neue Seitenschweller zwischen die Radbehausungen. In denen rotieren auf dem abgebildeten Auto Felgen eines nicht näher benannten Typs und von unbekannter Größe, die ebenfalls mit Toyo-Proxes-Reifen ummantelt sind. Deren Dimension bleibt jedoch im Verborgenen.
Video: Kleiner Italiener ganz breit: Liberty Walk Abarth 595
Kommen wir zu den beiden Enden des Autos, das Liberty Walk etwas umständlich als LB-Works x Abas Works Abarth 595 bezeichnet. Die neue Frontschürze weist nicht nur einen großen zentralen Lufteinlass auf, sondern auch seitlich angebrachte Luftleitelemente. Neu ist obendrein die Motorhaube, die sich über den oberen Teil der Scheinwerfer legt. Das sieht ein bisschen aus wie Augenlider; die Japaner hoffen wohl, dass die Sache mit dem Kindchenschema noch immer funktioniert. Dem Hinterteil spendiert Liberty Walk neben einem mächtigen Diffusor einen ähnlich großen Dachflügel. Der wandert übrigens nicht anstelle des Originals ans Auto, sondern ergänzt diesen. Ja, werfen Sie ruhig nochmals einen Blick auf die Fotos – dieser Abarth fährt mit zwei Dachspoilern durch die Gegend.
Damit hat es sich dann aber auch mit dem Liberty-Walk-Tuning für den Italo-Knirps. Wie teuer das Bodykit ist, bestimmt – wie bei den Japanern üblich – das Material, aus dem es gefertigt wird. Kommt glasfaserverstärkter Kunststoff zum Einsatz, werden 1,507 Millionen Yen (aktuell umgerechnet gut 9.600 Euro) fällig. Besteht es dagegen aus kohlefaserverstärktem Kunststoff, sind es – Achtung, erhöhter Zahlendreher-Alarm! – 1,705 Millionen Yen (fast 10.900 Euro). Die Motorhaube, den Diffusor und den Heckflügel bietet Liberty Walk aber auch einzeln an. © auto motor und sport
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.