Berlin - Mercedes treibt die Elektrifizierung mit Macht voran und stellt in weniger als zwei Jahren jetzt das dritte Auto auf seine neue Skateboard-Plattform: Erst bekamen die Limousinen EQS und EQE die Bodengruppe mit ihrer 108,4 kWh großen Batterie drunter geschraubt. Nun bringen die Schwaben im Dezember zu Preisen ab 110.658 Euro ihr erstes dezidiertes Elektro-SUV an den Start.
Während der EQS die klassische Luxuslinie vertritt, gibt sich das SUV eher lässig. Das zeigt sich etwa an den 22-Zoll-Rädern, den markanten Verbreiterungen an den Kotflügeln oder den praktischen Trittleisten. Nicht nur beim Preis, sondern auch bei der Alltagstauglichkeit rückt der Neuling an die Spitze seines Segments. Denn das EQS SUV ist nicht nur teurer als ein BMW iX oder Audi E-Tron, sondern bietet auch mehr Platz - und auf Wunsch bis zu sieben Sitzplätze.
Mehr Platz und mehr Plätze
Zwar fällt das EQS SUV mit seinen 5,13 Metern eine Handbreit kürzer aus als die Limousine. Doch der Radstand bleibt mit 3,21 Metern unverändert. Und weil die Höhe um 20 Zentimeter wächst und die Heckklappe steil geschnitten ist, haben die Passagiere unter dem Strich mehr Platz. Zudem sieht das SUV trotz seines windschnittigen Designs wuchtiger aus als der Viertürer.
Während sich in der ersten Reihe außer dem bequemen Einstieg und der besseren Aussicht nur wenig ändert, hat sich hinten umso mehr getan. In der zweiten Reihe gibt es auf der elektrisch verschiebbaren Rückbank mehr Knie- und Kopffreiheit. Und wer eine große Familie hat oder viele Freunde, kann nun auch zu siebt auf Tour gehen. Denn für 1900 Euro baut Mercedes in den 645 bis 2100 Liter großen Kofferraum auch eine dritte Sitzreihe. Die ist nicht ganz so bequem wie im Kleinbus EQV, aber verglichen mit dem EQB reisen dort zumindest Teenager erstaunlich komfortabel.
Handlich auf der Straße, abenteuerlustig im Gelände
Auch der Fahrer kann sich über einige Vorzüge freuen. So gibt es das SUV auch mit einer Hinterachslenkung, die bis zu zehn Grad Radeinschlag ermöglicht. Damit wird der Koloss sogar beim Rangieren überraschend handlich.
Zur ebenso leichten Übung wird der Einsatz im Gelände. Schließlich hat Mercedes einen speziellen Offroad-Modus programmiert, bei dem die Luftfederung den Wagen um 2,5 Zentimeter anhebt und die Elektronik die Kraft so verteilt, dass man mühelos auch steile Schotterpisten erklimmen kann. Entscheidende Hilfe dabei: Kameras ermöglichen den Blick auf den Boden unmittelbar vor dem EQS.
Auf der Straße hat man sich an das leise Vorankommen und die spontane Beschleunigung bei E-Autos vielleicht schon gewöhnt. Doch wenn so ein Schwergewicht ruhig und gelassen durchs Gelände pflügt, dürfte das für viele eine ziemlich neue Erfahrung sein.
Hyperscreen und hohe PS-Zahlen haben ihren Preis
Um den ohnehin schon hohen Einstiegspreis zu deckeln und eine Reichweite von bis zu 540 Kilometern zu ermöglichen, beschränkt sich Mercedes beim Grundmodell auf einen Motor an der Hinterachse und spart sich den Allradantrieb. Zudem wirkt das normale Display anstelle des Hyperscreens, der nur für 8558 Euro Aufpreis zu haben ist, in dieser Klasse fast schon knauserig.
Sowieso kann man für den EQS schnell noch deutlich mehr ausgeben. Beim Antrieb etwa für den mindestens 114.466 Euro teuren 450 4Matic, der seine 265 kW/360 PS dann mit zwei Motoren auf beide Achsen verteilt. Das vorläufige Top-Modell 580 kostet satte 135.291 Euro. Seine zwei Motoren leisten zusammen 400 kW/544 PS und beschleunigen das fast drei Tonnen schwere SUV mit bis zu 858 Nm in 4,6 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Die maximale Geschwindigkeit begrenzt die Elektronik bei allen Varianten auf 210 km/h.
Auch bei der Ausstattung muss der Kunde draufzahlen: Für eine Lenkradheizung zum Beispiel 583 Euro, für Multikontursitze 1737 Euro und für das Panoramadach 1940 Euro. Und wem das noch nicht genug Luxus ist, den vertröstet Mercedes bis nächsten Sommer, wenn auf Basis des EQS SUV der erste elektrische Maybach herauskommt.
Fazit: Luxus im Leisurelook
Während die S-Klasse auf traditionelle Luxusattribute setzt, gibt sich schon der bisherige EQS ein wenig moderner. Mit dem SUV gehen die Schwaben jetzt den nächsten Schritt. Sie verpassen ihrem elektrischen Flaggschiff einen Leisurelook und rüsten es zu einem hochklassigen Familienauto um. Dabei ist das SUV gar nicht mal viel teurer als die Limousine. Etwa 3000 Euro liegen die beiden Einstiegsvarianten auseinander.
Datenblatt: Mercedes EQS SUV 580 4Matic
Motor und Antrieb | Elektroantrieb mit zwei Motoren |
Max. Leistung: | 400 kW/544 PS |
Max. Drehmoment: | 858 Nm |
Antrieb: | Allradantrieb |
Getriebe: | Eingang-Getriebe |
Maße und Gewichte | |
Länge: | 5125 mm |
Breite: | 1959 mm |
Höhe: | 1718 mm |
Radstand: | 3210 mm |
Leergewicht: | 2810 kg |
Zuladung: | 565 kg |
Kofferraumvolumen: | 645-2100 Liter |
Fahrdaten: | |
Höchstgeschwindigkeit: | 210 km/h |
Beschleunigung 0-100 km/h: | 4,6 s |
Durchschnittsverbrauch: | 20,2 kWh/100 km |
Reichweite: | 511 km |
Batteriekapazität: | 108,4 kWh |
CO2-Emission: | 0 g/km |
Kraftstoff: | Strom |
Schadstoffklasse: | k.A. |
Effizienzklasse: | A+ |
Kosten: | |
Grundpreis des EQS SUV (450+): | 110.658 Euro |
Preis des EQS SUV 580 4Matic: | 135.291 Euro |
Typklassen: | k.A. |
Kfz-Steuer: | 0 Euro/Jahr |
Wichtige Serienausstattung: | |
Sicherheit: | Zehn Airbags, ESP, Spurhalte- und Abstandsregelung |
Komfort: | Klimaautomatik, Digitale Instrumente, Sitzheizung |
© dpa
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