Die letzten Modelle des Porsche Macan auf Basis des Audi Q5 (modularer Längsbaukasten) laufen derzeit im Werk Leipzig vom Band. Seit 2014 konnte der kompakte SUV einige Erfolge feiern, hat sich seit seiner Markteinführung mit mehr als 800.000 verkauften Exemplaren zu einer tragenden Säule von Porsche entwickelt. Jetzt folgt der vollelektrische Macan – und damit nach dem Taycan das zweite reine Elektroauto von Porsche. Wird damit alles anders?
Video: Der neue elektrische Porsche Macan im Ersten Check
Die Antwort muss "Ja!" heißen. Doch schlecht ist das weder für engagierte Fahrer noch für Liebhaber der knackigen Verarbeitung. Für einige könnte der E-Macan sogar interessanter werden als der Vorgänger. So viel können wir nach den ersten Begegnungen mit dem Neuen schon versprechen.
Innenraum und Platzangebot
Auch wenn die Ähnlichkeiten zwischen alt und neu nicht von der Hand zu weisen sind – nahezu alle Details der 2024er-Ausgabe hat das Team um Design-Chef Michael Mauer neu gezeichnet. Damit wächst die elektrische Neuauflage um ganze zehn Zentimeter in der Länge auf 4,78 Meter und in der Höhe um fünf Zentimeter auf 1,66 Meter. Zwischen dem auf 2,89 Meter gestreckten Radstand findet nun die Batterie im Unterboden Platz.
All diese Veränderungen sorgen am Ende dafür, dass die Passagiere im Elektro-Macan mehr Platz genießen können als beim Vorgänger. Vor allem in zweiter Reihe, wo es im Verbrenner-Modell etwas eng werden konnte, bleibt nun für Erwachsene mehr Luft zum Atmen. Durch die flach abfallende Dachlinie ist er allerdings auch kein Raumwunder. Immerhin bleiben im Kofferraum 540 Liter für Gepäck übrig. Beim Vorgänger waren es 488 Liter. Zudem versteckt sich im Frunk unter der Fronthaube ein 84 Liter großer Stauraum.
Infotainment und Connectivity
Hier erntet das neue Modell erwartungsgemäß einen weiteren Punkt. Schließlich hat sich gerade bei Porsche mit der Umstellung auf das Android-Betriebssystem extrem viel geändert. Zudem sticht der neue Macan seinen Vorgänger gleich mit zwei 10,9 Zoll großen Touchscreens über der Mittelkonsole und im rechten Bereich des Armaturenträgers aus. Auf dem kann der Beifahrer beispielsweise während der Fahrt Videos streamen. Dagegen wirkt der zentrale Touchscreen mit seiner etwas unübersichtlichen Menügestaltung im Auslaufmodell etwas betagt.
Natürlich ist im Jahr 2024 auch das Tachodisplay komplett digital animiert. Es kann also in gewissen Bereichen individualisiert oder auf die eingestellten Fahrmodi angepasst werden. Mit dem neuen Head-up-Display, das auf Augmented-Reality-Inhalte setzt, bietet der neue Macan weitestgehend einen vierten Bildschirm. Und weil der virtuell in etwa zehn Meter Entfernung vor dem Fahrer schwebt, nimmt er theoretisch die Größe eines 87-Zoll-Screens ein.
Antriebe im Vergleich
Seit der letzten Modellpflege von 2021 gibt es den Porsche Macan in drei Leistungsstufen. Das Basismodell und der Macan T werden von einem 265 PS starkem Turbo-Vierzylinder angetrieben, der Macan S (380 PS) und GTS (440 PS) dagegen von einem doppelt aufgeladenen Sechszylinder. Zur Markteinführung wird es den neuen Macan dagegen nur in zwei Varianten geben – als Macan 4 und Macan Turbo.
Beide setzen auf Allradantrieb aus zwei permanenterregten Synchronmaschinen (PSM) an Vorder- und Hinterachse. Im Macan 4 leistet das Duo zusammen 408 PS, im Turbo bringen sie es sogar auf 639 PS. Deutlicher wird der Unterschied zum Vorgänger beim maximalen Drehmoment. Das gibt Porsche beim elektrischen Macan Turbo mit 1.130 Nm an – mehr als doppelt so viel wie beim Verbrenner-GTS.
Fahrleistungen im Vergleich
Für den Sprint von null auf 100 km/h vergehen im neuen Macan Turbo nur 3,3 Sekunden – und die fühlen sich brutal an. Das konnten wir schon bei ersten Mitfahrten mit getarnten Erlkönigen auf dem Testgelände in Leipzig erfahren. Mit gigantischem Grip schießt der Allradler aus dem Stand wie von einem Heckaufprall befeuert davon. Gerade auf den ersten Metern ist der Unterschied zum Verbrenner mit 7-Stufen-PDK extrem deutlich. Das bisherige Topmodell Macan GTS braucht für den Standardsprint auf 100 immerhin nur 4,3 Sekunden.
Dafür dürfen die Verbrenner auf der Autobahn schneller fahren. Der GTS läuft 272 km/h – der elektrische Turbo wird bei 260 km/h eingefangen. Im Macan 4 mit Elektroantrieb vergehen übrigens 5,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h, bei 220 km/h wird abgeregelt. Zum Vergleich: Der bisherige Macan S schafft den Sprint in 4,8 Sekunden, läuft aber 259 km/h Spitze.
Reichweite und Ladezeiten
Das häufigste Argument für den Verbrenner kursiert um deren gewissermaßen unbegrenzte Einsatzradien. Tatsächlich schafft ein Macan S mit 65-Liter-Tank in der Theorie rund 560 Kilometer von Tankstelle zu Tankstelle. Mit dem 95-kWh-Akku aus dem PPE-Baukasten (Premium Plattform Electric) bringt es der Macan 4 ebenso nach WLTP-Maßstäben auf bis zu 613 Kilometer – der Turbo auf 591 Kilometer. Dank der guten Energie-Effizienz (Verbrauch: 16,1 kWh pro 100 Kilometer) herrscht in diesem Kapitel Gleichstand zwischen Alt und Neu.
Bei den Ladezeiten muss natürlich mehr Zeit als an der Tankstelle eingeplant werden. Immerhin gibt Porsche eine Maximal-Leistung von 270 kW am DC-Schnelllader an. In 21 Minuten soll der Ladezustand so von 10 auf 80 Prozent klettern. In der Elektrowelt ein beeindruckender Wert. Fürs Wechselstromladen, etwa an der heimischen AC-Wallbox, bringt der Elektro-Macan einen Inverter mit bis zu 11 kW Ladeleistung mit. Perspektivisch sind aber auch Varianten mit 22-kW-Lader möglich.
Macan-Preisvergleich alt gegen neu
Bisher startete die Preis-Orgie für den Porsche Macan bei moderaten 69.895 Euro. Dafür gibt es nach wie vor das Auslaufmodell mit 265 PS starkem Vierzylinder-Benziner. Der Macan S ist etwa 10.000 Euro teurer, ein GTS-Modell kostet mindestens 96.075 Euro.
Beim Elektro-Macan liegt der Basispreis bei 84.100 Euro für den Macan 4. Der Elektro-Turbo kostet sogar mindestens 114.600 Euro – und damit 18.525 Euro mehr als die Topversion des Auslaufmodells. Hier geht der Vergleich klar zugunsten des Verbrenner-Modells aus. © auto motor und sport
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