Hubraum, Leistung und Laderaum: Wir empfehlen diese 5 starken und seltenen Youngtimer-Kombis von Audi bis Opel mit vier, acht und zehn Zylindern.

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Hubraum ist für viele durch nichts zu ersetzen, ein Plus an Leistung unter der Motorhaube kann ebenfalls nicht schaden. Wer es exzentrisch mag, wählt statt einer PS-starken Limousine lieber einen Kombi mit der Extraportion Kraft. Fünf haben wir für Sie ausgewählt, welche die pure Unvernunft zum Regelfall werden lassen. Denn kaum etwas ist so reizvoll, wie ein grundsätzlich vernünftiges Auto mit einem unvernünftig starken Antrieb zu fahren.

Michael Schröder über den Audi S6 Plus

  • V8-Motor, 4.172 ccm , Leistung 326 PS, Gewicht 1.745 kg, Höchstgeschwindigkeit 250 km/h, Bauzeit 1996 bis 1997, Preis 27.000 Euro (guter Zustand, Quelle: Classic-Analytics)

Eigentlich sieht er ziemlich brav aus, dieser blaue Avant. Eben ein klassischer Familienkombi, der sich gut vor jeder Doppelhaushälfte machen würde. Aber so sind sie, nein, so waren sie bei Audi einmal: Keine dicke Hose, so wie man es heute ganz offensichtlich am liebsten trägt, sondern nur die Räder etwas breiter, das Fahrwerk etwas tiefer und ein kleines, unscheinbares "S6"-Logo, dem ein noch unscheinbareres "Plus" hinzugefügt wurde. Fertig war das erste von der Quattro GmbH gebaute Auto, wo man sich bisher nur mit der Veredelung von haus- eigenen Modellen beschäftigt hatte.

Als Basis für diesen intern als Q1 bezeichneten High-Performance-Superkombi durfte der allradangetriebene S6 herhalten, der bereits über einen 290 PS starken 4,2-Liter-V8 verfügte. Dank erhöhter Verdichtung, schärferer Nockenwellen und größerer Ventile standen nun 326 PS in den Papieren, womit dieser Motor sogar stärker war als die Maschine im RS2. Wie dem auch sei, auf einmal musste man sich daran gewöhnen, dass so ein scharfgemachter "A6" mit Tempo 250 auf der linken Spur zum Porsche-Jäger wurde. Ohne freiwillige Selbstbeschränkung läuft dieser Kombi, Verzeihung, Avant, sogar 265 km/h. Geschaltet wird im S6 Plus übrigens ausschließlich manuell.

Dass von diesem Power-Avant nur 855 Exemplare gebaut wurden, sei an dieser Stelle rasch noch erwähnt. Und natürlich, dass fast alle S6-Plus-Modelle entweder die Außenfarbe Nogaroblau oder Misanorot tragen.

Kai H. Klauder über den BMW M5 (E60/E61)

  • V10-Motor, 4.999 ccm, Leistung 507 PS, Gewicht 1.830 kg, 250 km/h Höchstgeschwindigkeit, Bauzeit 2005 bis 2010, Preis ab 45.000 Euro (guter Zustand, Quelle: Classic-Analytics)

Zehnzylinder sind ja schon per se eine selten anzutreffende Ausprägung der Motorenbaukunst. Im Motorsport (Peugeot 905, Toyota TS010) oder bei Supersportwagen (Lamborghini Gallardo, Porsche Carrera GT) schon eher anzutreffen, doch in der Großserie sehr selten. Wenn wir mal von den dieselnden VW Touareg und Phaeton absehen – doch darf man hier von Großserie sprechen? BMW verbindet 2005 beim Fünfer der E60-Baureihe (Touring: E61) auf grandiose Weise die Welten des Motorsports mit denen der Großserie – und dieses Modell ist daher einer meiner absoluten Lieblinge.

Der neu entwickelte Motor S85 übernimmt zahlreiche Detaillösungen aus den Formel-1-Erfahrungen. Ob Einzeldrosselklappen, Ionenstrom-Klopfregelung (eine Saab-Entwicklung), Doppel-Vanos, querkraftgeregelte Ölsumpfschmierung, "Bedplate-Gusstechnik" mit Grauguss-Inlays für die Kurbelwellenlagerung – die Liste der Innovationen ist lang. Resultat ist ein 507-PS-V10, der bis 8250/min dreht und über einen breiten Drehzahlbereich ein Drehmoment-Plateau liefert – bis 520 Nm bei 6100/min.

Klingt toll? Dabei haben wir über den Klang noch gar nicht gesprochen. Kurzum: Er ist einzigartig und verdient wie kaum ein anderer Motor das Adjektiv "geil"! Nicht ohne Grund gibt es bei YouTube Soundvideos mit mehr als vier Millionen Aufrufen. Gänsehaut pur. Und noch ein Detail: Das sequenzielle Siebenganggetriebe stellte neue Geschwindigkeitsrekorde für Schaltvorgänge auf. Ein Wahnsinns-Youngtimer. Jetzt kaufen!

Peter Michaely über den Chrysler 300C Touring SRT-8

  • V8-Motor, 6.063 ccm, Leistung 431 PS, Gewicht 2.035 kg, 265 km/h Höchstgeschwindigkeit, Bauzeit 2004 bis 2010, Preis 17.500 Euro (guter Zustand, Quelle: Classic-Analytics)

Für mich war er schon immer die rasende Trutzburg, der Fels in der Brandung des Alltagsverkehrs, zumal als Kombi, genannt Touring. Der bullige Retro-Look und die schießscharten-ähnlichen Fenster verleihen bereits einem normalen 300C die Präsenz eines Wildwest-Forts, doch wer auf echtes Bullenreiten steht, kann den Stier im 431 PS starken Topmodell SRT-8 mit 6,1-Liter-Hemi-V8 bei den Hörnern packen. Riesige 20-Zöller schon als Serienausstattung und kaum Chrom runden seinen breitbeinigen Revolverhelden-Auftritt ab.

Für mich als langjährigen Fahrer eines Mercedes-Benz E 200 Kompressor der Baureihe W 210 ist es zudem ein Faszinosum, dass die LX-Plattform von Chrysler, auf welcher der 300C basiert, nach dem Baukastenprinzip mit vielen Komponenten dieser E-Klasse-Familie bestückt ist. Schließlich gehörte Chrysler wie Mercedes-Benz von 1998 bis 2007 zum DaimlerChrysler-Konzern, doch die viel zitierte "Hochzeit im Himmel" (O-Ton des damaligen Vorstandsvorsitzenden Jürgen Schrempp) erwies sich eher als Höllenritt: zu verschieden die Philosophien, zu unterschiedlich die Qualitätsniveaus. Beim 300C half eine Modellpflege 2007, den mäßigen Eindruck zu verbessern, gebaut wurde er bereits ab Sommer 2005 bei Magna Steyr in Österreich.

Wenn der SRT-8 losstürmt wie ein Bison, ist all das vergessen. Sein raues, ungestümes Wesen fasziniert. Bis zu 265 km/h schafft das Tier auf Rädern, muss in solchen Fällen indes häufig an die rettende Tränke. Unvernunft hat eben ihren Preis.

Heinrich Lingner über den Mini Clubman JCW

  • R4-Turbo, 1.598 ccm, Leistung 211 PS, Gewicht 1.280 kg, 230 km/h Höchstgeschwindigkeit, Bauzeit 2008 bis 2012, Preis 15.000 Euro (guter Zustand, Quelle: Classic-Analytics)

Von allen Spielarten des Anfang der 2000er von BMW neu erfundenen Mini gefällt mir der frühe Clubman bei Weitem am besten. Allein schon wegen des ungewöhnlichen Türkonzepts mit den beiden Klapptüren hinten und der dritten Seitentür rechts. Schon klar, das Marketing-Geschwätz vom angeblichen Gokart- Feeling kann man auch hier vergessen, obwohl die erste Generation tatsächlich noch sehr agil und kurvenfreudig unterwegs war, selbst wenn sie nicht mit dem JCW-Motor daherkam. "JCW" steht für "John Cooper Works", heißt aber in Wahrheit nur, dass sich der 1,6-Liter-Vierzylinder auf 211 PS aufplustert.

So befeuert düst der Mini in nur 6,8 Sekunden auf 100 km/h und erreicht 238 km/h, wenn Sie lange genug auf dem Pinsel stehen und genügend freie Autobahn vor sich haben. Ich habe es ausprobiert, damals, mit einem neuen Test-Mini auf einer der ältesten Autobahnen der Welt.

Bei Tacho 240 vernahm ich ein komisches Geräusch, konnte dann im linken Außenspiegel beobachten, wie sich die hintere schwarze Radhaus-Verbreiterung erst nach hinten wegbog, bevor sie sich komplett vom Rest des Mini befreite. In hohem Bogen segelte das Plastikteil über die drei Spuren der Autobahn, bevor es, so nehme ich an, vom nachfolgenden Verkehr zermalmt wurde. Ab und zu fällt mir das wieder ein. Dann schaue ich nach gebrauchten JCW-Clubman der Baureihe R55. Die sind recht selten und erstaunlich teuer. Ich sollte zuschlagen, wenn ich einen roten mit schwarzen Akzenten finde.

Sebastian Renz über den Opel Astra G Caravan OPC

  • R4-Turbo, 1.998 ccm, Leistung 200 PS, Gewicht 1.340 kg, 231 km/h Höchstgeschwindigkeit, Bauzeit 2002 bis 2004, Preis 12.000 Euro (guter Zustand, Quelle: Classic-Analytics)

"Opel Performance Center" klingt für uns aus der Generation GTE/GSi ja noch immer eher nach einer Briefkastenfirma auf Jersey als nach der Sportabteilung eines Autoherstellers.

1999 schickt Opel den mit 192 PS bis dahin stärksten Serien-Astra raus, wenngleich auf 3.000 zweitürige Exemplare limitiert. 2002, nach diskreter Modellpflege, reiht sich der OPC dann ganz vorne im Programm ein, nun auch als Caravan, mit 27.370 Euro gerade mal 1.710 Euro teurer als der Zweitürer. Allerdings entscheiden sich nur 624 sehr kluge Menschen für den Kombi. Dabei ist der das Lässigste, was Opel seit dem Kadett E Club Edition mit 115 PS und davor seit den Zeiten der Hinterradantreibenden hinbekommen hat.

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Sparen wir uns all das Gewese von der angeblichen Unauffälligkeit, des – würg – Unterstatements, das solchen Machtwagen ebenso oft wie offensichtlich falsch nachgesagt wird. Der Astra G OPC schaut auch als Kombi so durchsetzungsrasant aus, wie es sich für 200 Turbo-PS und 250 bei 1950 Touren sehr plötzlich zusammengeplusterten Newtonmetern gehört. Also nicht einen mit Dachreling (einst 150 Euro) oder AHK (635 Euro) suchen! Bei 231 km/h kommt kein Hänger mehr mit und zieht es eh jeden Träger vom Dach. Denn, Freunde, der Astra G OPC Caravan ist ein Familienkombi, ein Wuchtbrummi für uns Väter alter Sitte.  © auto motor und sport

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