Für den Weg zur Arbeit in einer deutschen Großstadt wünschen sich viele Leute einen handlichen Kompaktwagen, der in jede freie Parklücke passt. Für die Familie dagegen braucht man eher ein Auto mit reichlich Stauraum und sicherem Fahrverhalten. Für vielen Eltern keimt daher der Wunsch nach einem günstigen gebrauchten Auto auf, das beides kann. Ein Wagen mit viel Stauraum, geringem Verbrauch und hoher Sicherheit. Der Seat Leon Typ 5F, die dritte Leon-Generation, verbindet beides. Wie machen das die Ingenieure bei Seat?
Video: Seat Leon Cupra R ST (2019)
1. Die Vorteile der Konzerntechnik
Schon seit 1986 gehört Seat zum Volkswagen-Konzern. Dass sich die technische Basis markenübergreifend ähnelt, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Daher stehen Seats Leon, Audis A3 und der VW Golf VII auf der gleichen Plattform. Was im ersten Moment nach wenig Individualität klingt, kann auf den zweiten Blick ein echter Vorteil sein. Das Baukastensystem ermöglicht einfachere und günstigere Reparaturen. Außerdem ist der Markt für Ersatzteile größer, wenn mehrere Hersteller das gleiche Bauteil einsetzen. Zusätzlich hat sich die Qualität der Plattform schon bei Vorgängermodellen als gut oder schlecht erwiesen. Somit kann der Hersteller Kinderkrankheiten vorbeugen.
2. Als Diesel sparsam und dynamisch
In der Kompaktklasse zählt der Spanier zu den dynamischen Modellen. Zum Marktstart umfasste die Modellpalette ausschließlich aufgeladene Benzin- und Dieselmotoren in fünf und vier Leistungsklassen. Das Spektrum reichte von 84 bis 184 PS. Über den Bauzeitraum von 2012 bis 2020 kamen weitere Motorisierungen dazu. Darunter beispielsweise eine 1.4-Liter-Erdgasvariante mit 16 Ventilen und 110 PS. Kurz vor Ende der Bauzeit, ab Mai 2018 erschien die leistungsstärkste Version, der 2.0 TSI Cupra ST 370 mit 370 PS, wie sich aus dem Modellnamen ableiten lässt. Allerdings verkaufte Seat diesen Sportler mit Allradantrieb nur in der Schweiz.
Doch beim gebrauchten Leon muss es nicht zwingend um eine PS-Zahl im 300er-Bereich gehen. Bereits der kleine TSI-Benziner mit 105 PS lässt sich zügig um die Ecke setzen. Übrigens: Die Vierzylinder der Baureihe EA 111, die in anderen VW-Modellen immer wieder mit Steuerkettenproblemen die Werkstatt besuchen, sind im Leon nicht mehr verbaut. Hier kommt der meist problemlose EA 211 zum Zug.
Am beliebtesten unter Leon-Enthusiasten bleibt der 2.0-Liter Dieselmotor mit 150 PS und 340 Nm. Der Motor treibt den 1.323 Kilo leichten Kompaktwagen mit einer Vehemenz an, die einen auf kurvigen Landstraßen einfach breit grinsen lässt. Trotz homogener Kraftentfaltung erinnert die Kraftentfaltung des Dieselmotors an frühe TDI-Zeiten. Wer ein gebrauchtes Modell mit Euro 6 haben möchte, muss sich an den Modellen ab 2015 orientieren.
3. Sicheres und sportliches Fahrverhalten
Trotz der Fahrfreude kommt die Sicherheit auch im gebrauchten Leon nicht zu kurz. Beim Euro-NCAP-Crashtest 2017 erreichte der Golf-Konkurrent fünf Sterne, was einem sehr guten Ergebnis entspricht. Das Auto verfügt über sieben Airbags und ESP. Außerdem drosseln die standfesten Bremsen den Leon auch aus hohem Tempo wieder sicher und zuverlässig ab. Dazu kommt ein sehr sicheres Fahrverhalten. Der Leon biegt anstandslos und präzise in die Kurven. Erst spät gerät er in leichtes Untersteuern und selbst hier lässt er sich, nachdem der Scheitelpunkt überwunden ist, wieder sicher einfangen.
Wer das sportliche Fahrgefühl noch unterstreichen möchte, sollte beim gebrauchten Leon das Schalten selbst in die Hand nehmen. Und nicht nur das, das DSG-Getriebe muss regelmäßig gewartet werden und ist eine Fehlerquelle, auf die man gut verzichten kann. Zusätzlich ist es meist in der Anschaffung etwas teurer und sorgt häufig für unsensibles Anfahren, speziell nach einem Start-Stopp-Halt.
4. Reichlich Platz im Innenraum
Ein großer Pluspunkt im Leon, im Vergleich zu anderen Kompakten ist das üppige Platzangebot auf nur 4,27 Metern Fahrzeuglänge. Vier Erwachsene kommen sowohl vorn als auch hinten gut unter. Der Kofferraum fasst 380 Liter Gepäck, was für einen kurzen Wochenendtrip zu zweit gut ausreicht. Allerdings ist die hohe Bordkante beim Ein- und Ausladen etwas im Weg. Schwere Gegenstände, wie Getränkekisten, hievt man mühsam darüber. Ab Oktober 2016 bekam die Facelift-Variante einen variablen Ladeboden, der auch die Klappkante der zweiteiligen Fondlehne überbrückt, dazu. Wer also gebraucht kauft und auf viel Platz wert legt, sollte hier auf das Baujahr achten. Doch selbst ohne dieses Extra hat der Leon reichlich Stauraum für einen Kurzurlaub mit der Familie. Im Stadtverkehr zeigt sich der Kompakte hingegen handlich und agil.
5. Infotainment
Wäre das hier eine Preisverleihung für Infotainmentsysteme, hätte das vom Leon der dritten Generation im Vergleich zum heutigen Modell mit Längen Vorsprung gewonnen. Der Infotainmentbaukasten der Nachfolgegeneration zu bedienen, gleicht einer Herausforderung. Es kann passieren, dass sich die Lautstärke nicht mehr einstellen lässt, oder sich das System ganz abschaltet. Mann vermisst Tasten und Drehregler. Das Beste: Die späten Modelle des Leon verfügen bereits über Android Auto oder Apple Carplay.
6. Geringer Verschleiß
Ein Punkt an dem Leon-Besitzer sparen können, sind die Reifen. Beim Dauertester von auto motor und sport hielt der erste Satz Sommerreifen über 41.000 Kilometer durch. Der zweite Satz war zu Testende nur zur Hälfte abgefahren. Der einzige Satz Winterreifen wies nach 35.000 Kilometern noch immer 40 Prozent Restprofil auf. Selbstverständlich ist der Verschleiß immer davon abhängig, wie sehr der Fahrer den dynamischen Gebrauchtwagen durch die Kurven jagt. Trotzdem: das hochwertige Fahrwerk und das geringe Gewicht sind keine Gummifresser.
7. Wenig Verbrauch
Doch viel mehr als das Temperament des Leon beeindruckt die Effizienz des 2.0-Liter Dieselmotors. Auto motor und Sport hatte diese Motorvariante 2017 im Dauertest. Über die Dauertest-Distanz von 100.000 Kilometern und 586 Tagen lag der Verbrauch im Schnitt bei 6,5 Liter pro 100 Kilometer. Es fiel schwer den Verbrauch auf den Maximalwert von 8,9 l/100 km und den Minimalwert von 4,7 l/100 km zu bringen.
8. Günstig in der Anschaffung
Als er auf dem Markt erschien, kostete der Leon 2.0-Liter Diesel mit Handschaltung der dritten Generation mit dem kleinsten Ausstattungspaket 24.190 Euro. Aktuell pendeln sich die Preise auf den bekannten Plattformen für gute Exemplare zwischen 16.000 und 18.000 Euro ein. Etwas günstiger als für Golf und Audi A3. © auto motor und sport
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