Die Babyboomer werden sich erinnern: Wer Anfang der 1980er-Jahre auf der Suche nach dem ersten Auto für kleines Geld war, der orientierte sich vor allem an der TÜV-Plakette. Nicht nur, weil sie die Funktionsfähigkeit der wichtigsten Komponenten garantierte, sondern auch, weil sie als behördliches Mindesthaltbarkeitsdatum Auskunft über die voraussichtliche Restnutzungsdauer eines Autos gab – und deshalb großen Einfluss auf den Kaufpreis hatte.
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Sicherheit? Danach fragte keiner, der gerade den Führerschein in der Tasche, aber kaum was auf der hohen Kante hatte. Denn das, was man sich als fahrbaren Untersatz leisten konnte, stammte meist noch aus Zeiten des höchsten Blutzolls auf Deutschlands Straßen, mit 21.332 Verkehrstoten im Jahr 1970 als traurigem Allzeit-Höhepunkt. Stabile Fahrgastzellen, ABS, ESP oder Airbags gab es nicht.
Nein, früher war nicht alles besser, wie der kurze, an dieser Stelle aber nötige Rückblick zeigt. Denn auch wir beschäftigen uns im Folgenden mit typischen Einsteiger-Gebrauchtwagen zu Preisen zwischen 4000 und 10.000 Euro, die meist älter als zehn Jahre sind. Mit dem Unterschied, dass sie in Sachen Sicherheit noch immer eine ganz passable Figur machen – sofern man bei der Auswahl auf die wichtigsten Punkte achtet.
Was macht eine sichere Fahrgastzelle aus?
Das entscheidende Kriterium für die passive Sicherheit von Autos ist eine stabile Fahrgastzelle, die im Falle eines Unfalls nicht kollabiert, sondern den Insassen mit ihrer steifen Struktur und mit definierten Knautschzonen ausreichend Überlebensraum bietet. Das ist heute selbst bei Kleinwagen der Fall, wie die zahlreichen Fünf-Sterne-Bewertungen bei den Euro-NCAP-Crashtests beweisen. Die guten Noten verdanken sie allerdings nicht mehr nur den unnachgiebigen Fahrgastzellen mit den darauf abgestimmten Rückhaltesystemen, sondern auch ihren modernen Assistenzsystemen. Sie fließen heute stark in die NCAP-Noten ein – nach dem Motto: Der beste Unfall ist derjenige, der erst gar nicht passiert.
Auf solche Assistenzen müssen Käufer älterer Gebrauchtwagen zwar verzichten, nicht aber auf Autos mit einem guten passiven Insassenschutz. Denn eine stabile Karosseriestruktur verliert auch nach Jahren nichts von ihren Eigenschaften, sofern sich der Rost nicht durchs Blech gefressen hat – was bei den meisten Autos ab Mitte der 2000er-Jahre nicht mehr der Fall ist, wenn sie ein Mindestmaß an Pflege erhalten haben.
Es ergibt also wenig Sinn, sich ausschließlich an den Sterne-Bewertungen von Euro NCAP zu orientieren, zumal sich diese sowieso nur innerhalb bestimmter Jahrgänge vergleichen lassen. Außerdem haben die Aussagen zur Sicherheit lediglich im Rahmen der jeweiligen Testbedingungen Gültigkeit, die natürlich nicht alle Unfallszenarien im realen Verkehrsgeschehen abbilden können.
Beim Crashtest nicht nur auf die Sterne achten
Trotzdem: Im Hinblick auf die Fahrzeugsicherheit gibt es keine besseren Vergleichsmöglichkeiten, die öffentlich zugänglich sind. Daher lohnt die Online-Suche im umfangreichen Archiv der europäischen Organisation Euro NCAP auf jeden Fall, denn dort kann man sich (in englischer Sprache) im Detail über die Ergebnisse aller seit 1998 gecrashten Autos informieren.
Im Archiv findet man auch die Bewertung unseres Fotomodells, eines VW Golf der fünften Generation. Den gepflegten Kompakten von 2005 mit erst 41.000 Kilometern haben wir hier beispielhaft ausgewählt, weil er mit seinen 18 Jahren zu jenen weitverbreiteten Einsteigerautos zum erschwinglichen Preis gehört, die man sicherheitsbewussten Käufern noch immer getrost empfehlen kann. Nicht nur wegen der Bestnoten, die der Golf im Jahr 2004 bei Euro NCAP dank seiner widerstandsfähigen Karosserie und der sauber darauf abgestimmten Rückhaltesysteme in Gestalt von Front-, Kopf- und Seitenairbags sowie Gurtstraffern einheimste. Sondern auch wegen dessen Anpassungsfähigkeit an die Statur von Fahrer oder Fahrerin.
Wie sitzt man richtig im Auto?
Tatsächlich ist es die tadellose Ergonomie, mit welcher der blaue Golf Leonie Meister und Papa Edwin spontan begeistert. Trotz ihrer 1,86 Meter findet die 20-Jährige aufgrund der großzügigen Verstellmöglichkeiten von Sitz, Kopfstützen und Gurt die optimale Sitzposition hinter dem in Höhe und Weite justierbaren Lenkrad. Gut so, denn wer entspannt am Volant – natürlich mit Servo-Unterstützung – sitzt, ermüdet nicht so schnell, bleibt konzentrierter und fährt auf Dauer definitiv sicherer.
Okay, die Bedeutung einer schützenden Fahrgastzelle mit passend abgestimmten Rückhaltesystemen und die ergonomisch perfekte Sitzposition hatten wir nun – fehlt noch etwas, um das Thema "passive Sicherheit" abzuschließen? Leonie nickt und zeigt auf die Mittelkonsole: "Eine Klimaanlage muss sein!" Stimmt, angesichts der immer heißeren Sommer braucht man darüber nicht mehr zu diskutieren. Bei Temperaturen über 35 Grad, in diesem Jahr keine Seltenheit, avanciert der Kühlluftspender vom angenehmen Komfort-Feature zum echten Sicherheits-Plus, nicht nur für Fahranfänger.
Wie viel Sicherheit bringen Assistenzsysteme?
Das gilt natürlich erst recht für ABS und ESP, womit wir beim Stichwort "aktive Sicherheit" angelangt wären. Während das Antiblockiersystem bereits Anfang der 1990er-Jahre auch in der Kompaktklasse Einzug hielt, wurde das elektronische Stabilitätsprogramm erst nach der Jahrtausendwende sukzessive zum Serienstandard im Markt der Massenautos. Der VW Golf V hatte den Schleuderschutz schon beim Start im Herbst 2003 serienmäßig an Bord, speziell die Kleinwagen mussten jedoch noch länger auf dieses unverzichtbare Assistenzsystem warten.
Mitunter war das ESP an bestimmte, in der Regel höhere Ausstattungslinien geknüpft, hier gilt es beim Gebrauchtwagenkauf also achtzugeben. Vorsicht auch bei sogenannten Re-Importen, denn bei unseren europäischen Nachbarn wurden viele Automodelle noch ohne ESP angeboten, die hierzulande längst damit ausgerüstet waren. Und davon kamen im Jahr 2009 wegen der Abwrackprämie überdurchschnittlich viele nach Deutschland, oft in der Basisvariante ohne ESP als besonders preisgünstiges Neuwagen-Schnäppchen.
Seit 1. November 2014 ist ESP in Europa Pflicht, ab da sind alle neu zugelassenen Pkw mit dem elektronischen Lebensretter ausgerüstet. Der kann seine Aufgabe allerdings nur dann optimal erfüllen, wenn auch der technische Zustand des Fahrzeugs in Ordnung ist.
Was gibt es in Sachen Technik für Fahranfänger zu beachten?
Das gilt insbesondere für Bremsen, Stoßdämpfer und Reifen, wobei der Zustand Letzterer viel zu oft nur anhand der Profiltiefe beurteilt wird. Entscheidender für die Funktion ist jedoch das Alter der Gummis, erkennbar an der DOT-Nummer mit dem vierstelligen Produktionscode auf der Reifenflanke. Die ersten beiden Ziffern bezeichnen die Produktionswoche, die beiden letzten stehen fürs Jahr.
Sehen Sie beim wenig gefahrenen Rentnerwagen beispielsweise die Kombination "0906", wurde der Reifen in der neunten Woche 2006 hergestellt. Damit ist er reif für den Schrott, egal wie gut das Profil noch aussehen mag. Gönnen Sie Ihrem Nachwuchs einen neuen Satz guter Markenreifen, hier gab es in den letzten 15 Jahren die größten Entwicklungssprünge. Schließlich sind es ja einzig die Reifen, die Kontakt zum Asphalt halten. Und der sollte doch bestmöglich sein, nicht wahr?
Sie sind noch immer nicht überzeugt oder schielen auf das No-Name-Billigangebot im Internet? Na, dann werden wir mal mit einem Rechenbeispiel konkreter. Und bremsen mit unserem Golf und neuen Schluffen aus 80 km/h auf einer nassen Landstraße bis zum Stillstand. Nach 35 Metern stehen wir direkt vor dem Hindernis, in das der Wagen mit den überalterten Reifen bei gleichem Ausgangstempo mit knapp 30 km/h Restgeschwindigkeit prallt, obwohl sein Bremsweg "nur" fünf Meter länger ist. Die Folgen kann sich jeder selbst ausmalen. Also, bei der Sicherheit bitte nicht am falschen Ende sparen!
Welches Zubehör braucht ein Fahranfänger wirklich?
Das sehen Sie auch so? Dann hätten wir da noch zwei Tipps, die dem Nachwuchs sicher gut gefallen werden. Da wäre zum einen die Nachrüstung mit einem Infotainment-System aus dem Zubehör mit integrierter Freisprecheinrichtung, damit die gefährliche und strikt verbotene Daddelei auf dem Handy während der Fahrt endgültig ein Ende hat. Solche Nachrüstlösungen gibt es für viele Gebrauchtwagen der Preisklasse bis 10.000 Euro als Plug-and-Play-Lösung im gleichen Design wie das Original.
Deutlich günstiger kommt unsere zweite Nachrüst-Empfehlung, die auch das Sicherheitsinteresse aller Eltern ins rechte Licht rückt. Und zwar sprichwörtlich, denn mit dem Austausch der H4- oder H7-Halogenfunzeln gegen die zugelassenen LED-Leuchtmittel von Osram oder Philips bringen Sie für rund 120 bis 160 Euro so viel mehr Licht ins Dunkel, dass Ihre Zöglinge hellauf begeistert sein werden. Logisch, denn mit dieser überschaubaren Investition hieven Sie die Scheinwerfer der Gebrauchtwagen auf den aktuellsten Stand der Lichttechnik. Der Einbau ist für geübte Schrauber kein Problem.
Vergessen Sie bei der Suche nach einem Gebrauchten für den Nachwuchs Opas Auto nicht! Das steht bei Anfängern zwar oft nicht oben auf der Wunschliste, kann aber dank guter Sicherheitsausstattung eine Empfehlung sein – insbesondere mit frischer TÜV-Plakette. © auto motor und sport
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