Im Sommer 2025 startet Tschechien ein Pilotprojekt, bei dem das Tempolimit auf ausgewählten Autobahnabschnitten angehoben wird.
Die Maßnahme ist Teil eines Testprogramms, das die Auswirkungen höherer Geschwindigkeiten auf Verkehrssicherheit und Verkehrsfluss untersuchen soll. Damit steht Tschechien zusammen mit den Niederlanden gegen den europäischen Trend, Geschwindigkeitsbegrenzungen zugunsten von Klimaschutz und Sicherheit zu senken.
Pilotstrecke D3 zwischen Tábor und České Budějovice
Der Testlauf, bei dem Tschechien das Tempolimit von 130 auf 150 km/h erhöht, wird zunächst auf einem Abschnitt der Autobahn D3 zwischen Tábor und České Budějovice (Budweis) durchgeführt. Laut der Direktion für Straßen und Autobahnen (ŘSD) eignet sich dieser Abschnitt besonders gut, da er über moderne Straßenverhältnisse verfügt und weniger frequentiert ist. Dynamische Wechselverkehrszeichen, die auf Wetter- und Verkehrsbedingungen reagieren, sollen die Verkehrssicherheit gewährleisten. Diese Schilder können die Höchstgeschwindigkeit beispielsweise bei Regen oder Nebel automatisch reduzieren.
Weitere Abschnitte, darunter die D1 zwischen Přerov und Ostrava sowie die D11 bei Hradec Králové, sind ebenfalls für eine spätere Ausweitung des Projekts im Gespräch. Die Ergebnisse der Testphase auf der D3 sollen jedoch zunächst abgewartet und umfassend analysiert werden.
Die Sicherheit steht bei diesem Vorhaben im Mittelpunkt. Verkehrsminister Martin Kupka erklärte in einem Interview mit dem tschechischen Nachrichtensender ČT24: "Wir möchten evaluieren, wie das erhöhte Limit von der Bevölkerung angenommen wird und ob es zu einer Zunahme der Unfallrate kommt." Die Ergebnisse der Testphase sollen als Grundlage für weitere Entscheidungen dienen, ob das höhere Tempolimit auf andere Autobahnabschnitte ausgeweitet oder dauerhaft eingeführt werden kann.
Wechselnde Limits je nach Verkehrs- und Wetterlage
Die Erhöhung des Tempolimits wurde durch eine Gesetzesnovelle ermöglicht, die Anfang 2024 in Kraft trat. Es ist das erste Mal seit 1997, dass die zulässige Höchstgeschwindigkeit in Tschechien angepasst wird. Damals wurde das Tempolimit von 120 auf 130 km/h erhöht.
Die Umsetzung erfordert den Einsatz moderner Verkehrstechnik. Wechselverkehrszeichen, die durch prismatische Rotationen ihre Bedeutung ändern können, zeigen den Autofahrern die jeweils geltende Höchstgeschwindigkeit an. "Bei Nebel oder starkem Regen wird die Geschwindigkeitsbegrenzung automatisch nach unten korrigiert", erläuterte Jan Rýdl, Sprecher der Straßen- und Autobahndirektion, ebenfalls gegenüber ČT24. Das Ausschreibungsverfahren für die Installation der neuen Beschilderung läuft derzeit. Der Vertrag mit dem Gewinner soll im März oder April 2025 abgeschlossen werden, sodass die Schilder bis Ende Juni installiert sind.
Kritische Stimmen zu möglichen Risiken
Die Erhöhung des Tempolimits wird nicht nur positiv aufgenommen. Oldřich Kasl, regionaler Koordinator der Verkehrssicherheitsorganisation BESIP für Prag, äußerte sich ebenfalls kritisch gegenüber ČT24: "Eine Geschwindigkeit von 150 Kilometern pro Stunde ist schon für sich genommen gefährlich. Wenn die Fahrer nicht vorausschauend handeln und keine ausreichenden Sicherheitsabstände einhalten, können Unfälle bei dieser Geschwindigkeit tödlich sein." Er betonte, dass der empfohlene Sicherheitsabstand von mindestens zwei Sekunden zum vorausfahrenden Fahrzeug bei höheren Geschwindigkeiten noch wichtiger sei. © auto motor und sport
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