In China entsteht der wohl größte Batteriespeicher der Welt als Netzpuffer. Die Ausschreibung umfasst neben den Batterien auch Solarmodule für 51 GW. Einblick in das Giga-Projekt.

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China ist bekannt dafür, die Dimensionen bei neuen Technologien zu sprengen. Und das riesige Reich hat dabei ein klares Ziel: Bis 2060 soll das Land kohlenstoffneutral werden. Ein wichtiger Baustein auf diesem Weg ist die Energieversorgung, um die sich unter anderem die mächtige Power Construction Corporation of China (kurz: Power China) kümmert. Die hat jetzt die größte Ausschreibung in der Geschichte der Energiewirtschaft geschlossen. Es geht um Photovoltaik-Anlagen, Wechselrichter, Windkraftanlagen und Batteriespeicher im zweistelligen Gigawatt-Bereich.

LFP-Akkus mit 16 Millionen Kilowattstunden

Wie groß allein der Batteriespeicher mit einer Kapazität von 16 Gigawattstunden ist, kann man sich dabei nur schwer vorstellen. Zum besseren Verständnis: 16 GWh sind 16.000 Megawattstunden – also 16 Millionen Kilowattstunden. Würde man diese LFP-Batterien auf Elektroautos verteilen, reichte das für etwa 250.000 Fahrzeuge. Oder anders: Mit einer Akkufüllung des Gigaspeichers könnte eine Flotte von 10.000 Elektroautos ihr gesamtes Autoleben lang fahren. Ein einziges Auto käme mit einer solchen Akkufüllung 1,6 Milliarden Kilometer weit – also fünfmal zur Sonne und wieder zurück. Doch genug der Mathe-Spielchen. Der China-Speicher ist ohnehin nicht für E-Autos bestimmt, sondern soll das Stromnetz entlasten.

Scheint etwa die Sonne bei viel Wind, wird über Windräder und Photovoltaik-Anlagen extrem viel Strom produziert. Der könnte in einem großen Netzpuffer gespeichert und etwa in der Nacht wieder abgegeben werden. Die Batterien sollen der Ausschreibung nach auf Lithium-Eisenphosphat-Chemie basieren und über eine Fünfjahres-Garantie abgesichert werden. Die Ausschreibung stieß auf große Beteiligung – insgesamt gaben 76 Unternehmen ein Angebot ab. Der so entstandene Preiskampf ließ den Preis pro Kilowattstunde auf unter 60 Euro purzeln. Insgesamt wird der Speicher also rund zehn Milliarden Euro teuer.

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51 Gigawatt Photovoltaik-Anlage

Ebenso gewaltig ist die Power-China-Ausschreibung beim Thema Stromerzeugung. Hier geht es etwa um Photovoltaik-Module mit einer Gesamt-Peak-Leistung von 51 Gigawatt. Auch hier der Vergleich zur besseren Einordnung. Eine typische private Photovoltaik-Anlage auf einem Einfamilienhaus liefert rund zehn Kilowatt Peakleistung (zwischen 20 und 30 Solar-Module). Von solch typischen Hausdächern wären es also mehr als fünf Millionen Stück. Gleichzeitig umfasst die Ausschreibung die passenden Wechselrichter für das Einspeisen in das Wechselstrom-Netz.

Zur Ausschreibung gehören zudem Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 25 Gigawatt – also mehr als 2.000 große Windräder. Jetzt sondiert Power China die Angebote und wird die in die engere Wahl kommenden Lieferanten 2025 um die endgültigen Verträge konkurrieren lassen. Die Anbieter müssen strengste Sicherheits-Qualifikationen und Qualitätsstandards erfüllen und ihre Anlage über 20 Jahre lang warten. Auf Batterieseite sollen die Unternehmen zudem mindestens eine der Kerntechnologien – Batteriezellen, Wechselrichter, Batterie-Management-Systeme – selbst entwickelt haben. Am Ende werden nicht alle Teile der Ausschreibung an einem Standort gebaut. Es ist ebenso denkbar, dass Power China mit diesen Ressourcen mehrere Großprojekte plant.

Größenvergleich zu deutschen Speichern

In Deutschland sind große Lithium-Batteriespeicher noch selten. Doch bis 2030 könnten die bisher noch dezentralen und oft privaten Puffer bereits 57 Gigawattstunden aufnehmen. Der größte Strompuffer entsteht derzeit in Bollingstedt im Landkreis Schleswig-Flensburg ganz im Norden von Schleswig-Holstein. Er soll am Ende 238 Megawattstunden aufnehmen können – genug Strom, um etwa 170.000 Haushalte für zwei Stunden zu versorgen.

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Traditionell gibt es hierzulande aber auch andere Energiespeicher. Die größten sind sogenannte Pumpspeicher-Kraftwerke, die Wasser mit Strom in einen höherliegenden See pumpen, um es bei Bedarf wieder ins Tal abzulassen. Dabei wird der Strom über Turbinen zurückgewonnen. Das größte Pumpspeicherwerk befindet sich in Goldisthal/Thüringen. Es kann rechnerisch 8,5 Gigawattstunden speichern und eine Leistung von maximal einem Gigawatt abgeben.

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