Wer sich für einen Neuwagen entscheidet, tätigt oft – gleich nach dem Eigenheim – eine der größten Investitionen im Leben. Wir zeigen, wo Sie Geld verlieren können, wenn Sie unaufmerksam sind.

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Neuwagen sind teuer. Weil Kauf und Umgang mit ihnen aber abstrakt sind, machen sich erstaunlich viele Käufer nur wenige Gedanken über die anfallenden Kosten. Da beschweren sich manche, wenn sich die Tomaten im Discounter um ein paar Cent verteuern, zahlen aber im Autohaus bereitwillig Vierstelliges zu viel, weil sie nicht optimal vorbereitet sind. Anhand von fünf typischen Beispielen zeigen wir, wie Sie diese Fehler vermeiden können.

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1. Der lokale Händler bietet nicht immer Vorteile

Der erste Fehler wirkt im wahrsten Wortsinn naheliegend. Wer den Bedarf und Budget für ein neues Auto hat, fährt am Samstagnachmittag zum örtlichen Vertragshändler der Wunschmarke, nur um mal zu schauen. Was dort im Schauraum glänzt und nach Neuwagen duftet, gefällt – keine Frage. Mit rosaroter Brille und Broschüre im Gepäck geht es dann wieder nach Hause und nicht selten folgt am Montag darauf gleich eine Probefahrt. Ganz unverbindlich natürlich! Und siehe da: Der nette Verkäufer zieht gleich im Anschluss ein Ass aus dem Ärmel: Ein Preisangebot, welches so überraschend günstig erscheint, dass man es schlicht annehmen muss. Noch besser: Weil es sich rein zufällig auch noch um ein Bestandsfahrzeug handelt, könnte man es schon in ein paar Tagen mitnehmen. Und den Gebrauchten? Ach, bei dem guten Deal gibt man ihn bereitwillig gleich vor Ort in Zahlung – es wird schon passen.

In dieser kleinen Geschichte verstecken sich gleich mehrere Fehltritte, die Sie umgehen können, wenn Sie gleich nach der ersten Besichtigungsphase einen Blick über den Tellerrand wagen. Nehmen Sie das Preisangebot und prüfen Sie auf den Verkaufsportalen im Netz, wie viel das Wunschauto anderswo kostet. Ein paar Stunden Zugfahrt sind im Zweifel schnell vergessen, wenn Sie dafür viel Geld sparen. Vergleichen Sie auch den Listenpreis des Herstellers (im Konfigurator oder in einer aktuellen Preisliste) mit dem lokalen Sonderangebot fürs Bestandsfahrzeug. Ist der Deal wirklich günstiger? Wie viel würden Sie für einen Wagen zahlen, den Sie ganz nach Wunsch in Ihrer Lieblingsfarbe und mit genau den gewünschten Ausstattungen konfigurieren? Brauchen Sie das teure Sportpaket vom Bestandsauto überhaupt? Und wenn Sie ihren Alten in Zahlung geben: Nehmen Sie sich ein paar Tage Zeit, um einen passenden Verkaufswert zu ermitteln. Keine Angst vor dem Privatverkauf! Der Preisunterschied zwischen einer Inzahlungnahme und einem ordentlichen Privatverkauf ist häufig immens, obwohl Sie nur den Aufwand für ein paar ansehnliche Fotos und etwas Wartezeit investieren müssen.

2. Erlauben Sie etwas Wartezeit

Egal, ob Bestandsfahrzeug, Vorführwagen oder persönliche Bestellung: In vielen Fällen kann es beim Neuwagenkauf zu Wartezeiten kommen, bis Ihr neues Schmuckstück letztlich vor der Tür steht. Vorausgesetzt, Sie haben die nötige Zeit, kann das Vorteile bringen. Ist der Neuwagenkauf unter Dach und Fach, bleibt Ihnen, wie in Punkt 1 beschrieben, viel Spielraum, um Ihren Gebrauchten möglichst gewinnbringend abzustoßen. In anderen Fällen sind Angebote mit Wartezeit günstiger als ohne. Gerade bei stark nachgefragten Modellen, die in großen Stückzahlen verkauft werden, kommt das vor. Beispiel: Sie suchen einen BMW 3er als Kombi mit Vierzylinder-Diesel und Automatikgetriebe in gedeckten Außendienstler-Farbtönen und mit einer maßvollen Ausstattung. Da sind Sie nicht der Einzige! Wenn der Händler in Stadt A genau solche Autos auf Lager hat und zu soliden Preisen "zum Mitnehmen" anbietet, stehen die Chancen gut, dass man Ihnen in Stadt B dasselbe Auto mit etwas Wartezeit deutlich günstiger anbieten kann.

Sehr übersichtlich können Sie zum Beispiel auf die Angebote auf unserem Vergleichsportal zugreifen.

3. Fahren Sie Ihr Wunschauto!

"Ich fahre seit 20 Jahren einen XYZ und bin immer sehr zufrieden!" Das hört man oft, wenn es in Gesprächen oder in Internetforen heiß hergeht und der Eine die Autowahl des Anderen kritisiert. Schön, wenn Sie zufrieden sind. Aber wann sind Sie zuletzt ein anderes Modell gefahren? Umso hartnäckiger sitzt diese Überzeugung, wenn jemand meint, er handele mit seinem vermeintlichen Sparmodell viel cleverer als Käufer von Premiummarken. Wir bei auto motor und sport testen jedes Jahr hunderte Autos. Und auch, wenn die bloße Zuverlässigkeit mittlerweile immer seltener ein Problem darstellt, sind qualitative Unterschiede oft immens. Und die spüren Sie deutlich, wenn Sie einfach mal das Gewinnerauto aus dem Vergleichstest Probe fahren.

Für erfahrene Fahrer mag dieser Rat banal klingen. Doch immer wieder geben Menschen hohe Geldbeträge für Neuwagen aus, nur weil der Nachbar das Modell empfohlen hat, oder der Händler ein entfernter Verwandter vom Briefträger ist. Lesen Sie unsere Tests, machen Sie sich ein unabhängiges Bild und nutzen Sie die Probefahrangebote beim Händler. So stellen Sie sicher, dass Sie für Ihr Geld auch die bestmögliche Qualität bekommen. Immer noch nicht überzeugt? Je nach Angebot können hochwertige Mainstream-Modelle ab und zu sogar günstiger sein als ein Nischenprodukt.

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4. Es gibt immer Verhandlungsspielraum

Die Sache mit dem Feilschen ist heikel. Natürlich wollen wir seriösen Autohändlern keine Wucherei unterstellen. Andererseits lassen Sie immer eine Ersparnis auf der Strecke, wenn Sie nicht nachfragen. Die Preisverhandlung hört nämlich beileibe nicht bei dem Betrag auf, den Sie letztendlich überweisen. Bei alltäglichen Autos ist es nicht unüblich, dass Ihnen der Händler auf Nachfrage einen Rabatt einräumt. Das schwankt zwischen dem Abrunden einer krummen Zahl bis hin zu vierstelligen Beträgen, wenn etwa ein Sonderangebot des Herstellers infrage kommt oder der Einzelfall etwas mehr Spielraum erlaubt. Ein guter Verkäufer wird Ihnen auch erläutern, wenn es zum Beispiel ein marginal teureres Sondermodell gibt, bei dem dafür die Ausstattung umfangreicher ist – auch das ist bares Geld wert. Und nun? Nun wird Ihnen jeder Verkäufer sagen, dass es nicht billiger geht.

Wer clever ist, sucht jetzt den konstruktiven Dialog. Wird der Neuwagen individuell konfiguriert, lässt sich möglicherweise noch die eine oder andere Sonderausstattung aus dem Hut zaubern. Wie geht der Händler mit Blick auf Vorführfahrzeuge vor? Es gibt Fälle, in denen der Käufer aushandelt, dass der frisch bestellte Neuwagen über ein paar Wochen den Schauraum ziert und dann mit Rabatt weitergegeben wird. Dieser Effekt verstärkt sich, wenn zudem noch eine Tageszulassung vorliegt. Dadurch wird ein Neuwagen nicht schlechter! Ebenfalls nicht verboten ist die Frage, ob im ausgehandelten Preis vielleicht noch die erste Inspektion als Gratisleistung herausspringt. Auch Kleinigkeiten summieren sich. Ein Satz Winterräder, den der Händler als letztes Zückerchen drauflegt, hat seinen Wert, den Sie andernfalls drauflegen müssten.

5. Recherchieren Sie gründlich

Der Fakt, dass Sie gerade auf unserer Website unterwegs sind, ist bereits der beste Anfang. Wer sich informiert, läuft viel weniger Gefahr, zu viel Geld für ein Produkt auszugeben, das im schlimmsten Fall sogar weniger hochwertig ist als andere. Das ist bis hierhin nicht anders als der gewissenhafte Kauf einer neuen Waschmaschine: Was kann das Gerät, wie viel verbraucht es, was kostet es und wie steht's mit der Garantie? Doch gerade bei den darauffolgenden Schritten kann viel Geld auf der Strecke bleiben. Wie schon dargestellt, sollten Sie sich bei einer Inzahlungnahme zwangsläufig möglichst früh den gebotenen Preis für Ihr altes Auto bestätigen lassen, um ihn mit dem tatsächlichen Marktwert zu vergleichen. Wer finanziert, sollte sich beim Händler genau die möglichen Kreditmodelle erklären lassen, und auch dann noch nicht direkt zugreifen, sondern mit diesen Erkenntnissen seine Hausbank besuchen. Häufig sind hier die Konditionen für einen Autokredit bedeutend günstiger. Ganz so einfach ist es leider doch nicht, denn manchmal gilt ein besonders niedriger Kaufpreis nur in Verbindung mit einem Kredit des Herstellers. Das müssen Sie gegenrechnen.

Und das Allerwichtigste:

Eine alte Binsenweisheit gilt noch immer: Der größte Wertverlust in einem Autoleben findet statt, wenn Sie mit Ihrem Neuwagen vom Hof des Händlers rollen – und zwar voll auf Ihre Kosten. Die Autoknappheit aus der Corona-Krise liegt lang hinter uns. Es gibt in fast allen Kategorien ein großes Angebot an Gebraucht- und Jahreswagen. Wer auf einen Neuwagen zielt, weil er gern sorgenfrei und auf neuestem Stand der Technik unterwegs sein möchte, hat mit jungen Gebrauchten praktisch keinerlei Nachteile – erst recht, wenn sie unter den klangvollen Garantiesiegeln der Hersteller laufen (Audi Gebrauchtwagen Plus, BMW Premium Selection, Mercedes Junge Sterne usw.). Fünfstellige Preisunterschiede zum Neuwagen sind keine Seltenheit, und alles, was Sie dafür opfern, ist der jungfräuliche Kilometerstand beim Losfahren oder die Wahl der Wunschfarbe. Mehr noch: Wer bereits das Budget für einen neuen Golf eingeplant hat, kann fürs selbe Geld mitunter auch Passat fahren. Spielen Sie mal alle möglichen Szenarien durch. Wir versprechen: Es lohnt sich!

Hinweis: In der Fotoshow zeigen wir Ihnen einige Modelle, bei denen beim Neuwagenkauf besonders hohe Rabatte auf Sie warten.  © auto motor und sport

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