Mit dem neuen EX90 will Volvo Maßstäbe in Sachen Sicherheit setzen. Doch weil die Software Probleme macht, kommt der große Elektro-SUV vorerst ohne zentrale Features. Wir durften ihn trotzdem bereits aus der Beifahrer-Perspektive erleben.

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Der Volvo EX90 soll bis zu 585 Kilometer elektrisch fahren, bidirektional laden, voll vernetzt stets aktuell bleiben und mit vielen Sensoren Insassen und Umgebung schützen. Er ist das erste Modell auf einer neuen Plattform für reine E-Autos und damit auch ein Blick in die Zukunft der Marke. Bis 2030 soll jeder neue Volvo über einen reinen E-Antrieb verfügen, zehn Jahre später soll die gesamte Firma CO₂-neutral sein. Dazu gehören auch kurze Wege: Den EX90 baut die schwedische Geely-Tochter zunächst im Hauptmarkt USA und später auch in China.

Video: Die wichtigsten Fakten zum neue Volvo EX90 (2023)

Software-Probleme und Verzögerungen

Die Fertigung sollte ursprünglich Ende 2023 anlaufen. Der Produktionsstart verzögerte sich allerdings, da Volvo bei seinem Prestige-Modell mit Software-Problemen kämpft. Inzwischen rollen zwar die ersten Exemplare im US-Bundesstaat South Carolina von den Bändern, doch diese entsprechen noch nicht dem technischen Stand, den Volvo für den EX90 angekündigt hatte. Demnach werden die ersten Fahrzeuge ohne eine voll funktionsfähige Lidar-Technologie und zwei Assistenzsysteme, welche die Sicherheit an Kreuzungen verbessern sollen, ausgeliefert. Auch die Funktionen, elektrische Energie vom Auto auf ein Haus zu übertragen und über Siri-Sprachbefehle auf iPhones zuzugreifen, fehlen anfangs. All das soll aber zeitnah – spätestens 2025 – per Over-the-Air-Updates nachgeschoben werden, wie ein Sprecher auto motor und sport auf Nachfrage bestätigte. Die Kundinnen und Kunden der entsprechenden Autos seien von Volvo darüber bereits informiert worden.

Die Software-Schwierigkeiten wurden vom Markenchef bereits im Juli in einem Telefongespräch mit Analysten, in dem es um die Finanzergebnisse des zweiten Quartals ging, indirekt bestätigt. "Der Sinn eines software-definierten Fahrzeugs mit Over-the-Air-Update-Funktionen besteht darin, die Software kontinuierlich zu aktualisieren. Wir können das tun", sagte Jim Rowan damals den Medienberichten zufolge. Er denke, dass die Kundinnen und Kunden dies voll und ganz verstehen und im Laufe der Zeit die Vorteile ernten werden. Zudem sehe Volvo "keine größeren Verluste bei den Vorbestellungen oder Vorabverkäufen".

Wir durften den vollelektrischen XC90-Nachfolger bereits kennenlernen. Aus der Beifahrer-Perspektive jedenfalls. Zum Fahren gebe es den EX90 ab August. Danach sollen die Autos zügig zu den Händlern rollen, sodass die ersten Kunden im Herbst mit ihrem neuen Elektro-SUV vom Hof fahren können. Viele Details zum EX90 sind ja bereits bekannt. Etwa, dass er auf der neuen Elektro-Plattform SPA2 basiert, die er mit dem Polestar 3 teilt – weshalb das Schwestermodell von den gleichen Produktionsverzögerungen betroffen ist.

So fährt der Volvo EX90

Unser Testwagen ist ein Twin Motor Performance mit 380 kW – oder 517 PS – ausgerüstet. Dabei leistet der vordere Motor 180 kW, jener an der Hinterachse 200 kW; System-Drehmoment 910 Nm. Beim Twin Motor mit 300 kW kommt derselbe Motor vorn zum Einsatz, der hintere Motor dagegen kommt auf maximal 120 kW.

Beim langsamen Beschleunigen oder konstanter Geradeausfahrt ist nur der Motor an der Vorderachse im Einsatz, hinten koppelt eine Lamellenkupplung die E-Maschine dazu. Dazu kann die Kupplung die Kraft variabel zwischen den beiden Hinterrädern verteilen und so einen Torque-Vectoring-Effekt bewirken. Mit anderen Worten: Bei Kurvenfahrt wird dem Rad, das über mehr Grip verfügt, mehr Drehmoment zugeteilt. Auf der trockenen Handlingstrecke macht sich das nicht so bemerkbar, dennoch wirkt der 2,8 Tonnen schwere EX bei den schnellen Richtungswechseln recht agil, zeigt zudem keine allzu große Wankneigung.

Luftgefedert und mit Adaptiv-Dämpfern

Auch das sei unter anderem ein Verdienst der Zweikammer-Luftfedern und der adaptiven Dämpfer, mit dem das Fahrwerk unseres Testwagens ausgerüstet ist, erklärt Entwicklungsingenieur Kenneth Ekström, der uns ein paar Runden im EX90 über die diversen Teststrecken chauffiert. Kenneth arbeitet seit über 25 Jahren bei Volvo, er ist für die Fahrzeugdynamik verantwortlich und kennt jeden Winkel des Testgeländes.

Bei dynamischer Fahrt würde nur eine der beiden Luftkammern beaufschlagt, sagt er. Bei stärkeren Anregungen dagegen stünde der Federweg beider Kammern zur Verfügung. Zusammen mit den Dämpfern ermögliche das gleichermaßen sportliche wie komfortable Abstimmungen, ohne dass dabei mehr zu tun sei, als ein Fahrprogramm zu wechseln.

Wir biegen auf eine der vielen Komfortstrecken ab. In der Tat zeigt sich der EX90 beim Überfahren von Querfugen, einseitig auf die Aufhängung wirkender Vertiefungen und Erhebungen sehr souverän und kommt auch beim Überfahren größerer Unebenheiten auf einem kleinen Geländeparcours noch lange nicht an seine Grenzen. Soweit man das vom Beifahrersitz aus sagen kann.

Wohlgestaltetes Interieur

Immerhin dürfen wir uns ausgiebig umsehen im EX90. Ohne dass es dabei freilich größere Überraschungen zu entdecken gäbe. Das Interieur ist typisch Volvo: Geradlinig und geschmackssicher designt, mit reduzierten Bedienoberflächen und klaren Linien. Bequeme Sitze selbst in der zweiten und auch der dritten Reihe tragen zu diesem skandinavischen Wohlfühlflair aus, das große Volvo seit Jahrzehnten auszeichnet.

Anders als beim kleineren EX30 verfügt der EX90 jedoch über ein Display hinterm Lenkrad, das die wichtigsten Informationen darbietet. Doch bis auf den Multimedia-Lautstärkeregler sind auch beim größeren Elektro-Volvo so gut wie alle Bedienelemente in Touchscreen-Menüs gewandert. Selbst Handreichungen wie die Höhenverstellung des Lenkrads gilt es in einem Touchmenü anzuwählen. Und genau wie bei anderen E-Volvo- und Polestar-Modellen verfügt auch der EX90 über keinen Startknopf. Die Systeme fahren hoch, wenn sich ein Schlüssel dem Fahrzeug nährt und schalten sich ab, wenn sich der Schlüssel entfernt. Das sei ein Komfort-Feature, erklärt später Produktmanager Marten Wahlstedt, Kunden schätzten diese Mühelosigkeit der Bedienung.

Über zwei Tonnen Anhängelast

Kenneth demonstriert danach, dass der EX90 Twin Motor Perfomance mühelos unter fünf Sekunden auf 100 km/h beschleunigen kann, kein Wunder bei über 900 Nm Drehmoment und variabler Kraftverteilung. Der Allradantrieb und die Kraftverteilung ermögliche auch die recht hohe Anhängelast von bis zu 2,2 Tonnen – wodurch sich der EX90 von namhafter Konkurrenz unter den Vollelektro-Nobel-SUV unterscheidet. So darf etwa der Mercedes G 580 EQ gar keine Anhänger ziehen.

Exterieur des Volvo EX90

Im Vergleich zur Studie "Recharge" wirkt das Serienmodell deutlich SUViger und erinnert in Proportionen und Styling stärker an den XC90. Die Scheinwerfereinheiten ragen weit in die Front hinein und flankieren einen geschlossenen Grill. Die vordere Haube ist wenig ausgeprägt; unter ihr verbirgt sich ein kleiner Frunk (37 Liter). Die Windschutzscheibe steht recht flach, das Dach neigt sich indes nur leicht nach hinten hin ab. Starke Sicken sind an der Seite auszumachen, wenngleich die untere Fensterlinie fast waagerecht erscheint. Auch am Heck ist die Verwandtschaft zum XC90 erkennbar. Auffällig ist allerdings das Sensorgehäuse auf dem Dach: Der Lidar soll auch kleine Objekte erkennen, die noch Hunderte Meter entfernt sind.

Der SUV ist aerodynamisch optimiert: Die Frontmaske und die Felgen sind geschlossen, die Türgriffe versenkt. Trotzdem kommt der EX90 auf einen eher durchschnittlichen Luftwiderstandsbeiwert (cw) von 0,29.

Im Vergleich zum XC90 ist der EX90 etwas größer und deutlich schwerer: Die Karosserie ist 5,03 Meter lang, 1,74 Meter hoch und ohne Spiegel 1,96 Meter breit. Der Radstand streckt sich auf 2,99 Meter und bietet so Platz für drei Sitzreihen und Gepäck. Konfigurierbar ist der EX90 als Sechs- oder Siebensitzer. Je nachdem, ob eine oder beide hinteren Sitzreihen flachgelegt sind, bietet der Kofferraum ein Volumen zwischen 310, 1.010 und 1.915 Liter. Optional kommt der Elektro-SUV auch in einer fünfsitzigen Variante mit nur zwei Sitzreihen. Das Leergewicht gibt Volvo mit etwa 2,8 Tonnen an.

Video: Volvo EX90: Cockpit erklärt

Je nachdem, ob der Fahrer parken, fahren oder telefonieren will, schlägt eine spezielle Kontextleiste die Aktionen vor, die für die jeweilige Situation am sinnvollsten sind. Der Cockpit-Screen stellt nach wie vor die wichtigen Fahrinformationen zur Verfügung.

Antrieb: Volvo EX90 mit bis zu 517 PS

Als erstes Volvo-Modell baut der EX90 auf einer reinen E-Auto-Architektur auf. Sie erlaubt kurze Überhänge, einen flachen Fahrzeugboden und ist mit Akkus von CATL ausgerüstet. Das Modell wird im Werk von Volvo Car USA in South Carolina zusammen mit dem Polestar 3 gebaut werden. In China wird der SUV später ebenfalls produziert.

In den Allradversionen erhält der EX90 einen 111-kWh-Akku, dessen nutzbare 107 kWh für eine Reichweite von bis zu 585 Kilometern im WLTP-Zyklus gut sind. In rund 30 Minuten soll der Akku von zehn auf 80 Prozent laden können. Die Ladeleistung liegt zunächst bei maximal 250 Kilowatt, später sollen bis zu 300 kW möglich sein.

Die beiden Permanentmagnetmotoren an Vorder- und Hinterachse leisten je nach Version zwischen 300 kW (408 PS) und 380 kW (517 PS). Die Basisvariante hat 770 Newtonmeter Drehmoment, die Performance-Version kommt auf 910 Newtonmeter. Die Höchstgeschwindigkeit ist, wie bei Volvo üblich, auf 180 km/h begrenzt. Die Zeiten für den Spurt von null auf 100 km/h sind mit 4,9 bis 5,9 Sekunden angegeben.

Ergänzt wird das Antriebsportfolio um eine Single Motor-Variante. Die trägt nur noch einen Elektromotor an der Hinterachse. Der leistet 208 kW (279 PS) und bringt 490 Nm Drehmoment mit. Die 104 kWh große Batterie bürgt für eine WLTP-Reichweite von 580 Kilometer. Die Spurtzeit liegt bei 8,4 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit abgeregelt bei 180 km/h. Reduziert ist neben der Leistung auch die Anhängelast. Während die zweimotorigen Versionen bis zu 2,2 Tonnen an den Haken nehmen dürfen, darf die neue Version nur 1,2 Tonnen schleppen.

Laden: Bidirektional und smart

Den großen Speicher im eigenen E-Auto will Volvo seine Kunden auch anders als nur zum Fahren nutzen lassen. EX90-Besitzer sollen so "Teil der Energiewende werden". Akku und Batterie-Management sind von Anfang an darauf vorbereitet, Gleich- und Wechselstrom (dreiphasig) abzugeben. Mit Gleichstrom lassen sich andere E-Autos laden. Aber der EX90 wandelt den Gleichstrom aus seiner Batterie auch wieder in Wechselstrom und kann diesen dann zum Beispiel an die heimische Wallbox abgeben. Für Heimlösungen mit Solaranlagen und Stationärspeichern hält Volvo-Entwickler Lutz Stiegler auch Gleichstromlösungen für machbar und sinnvoll, weil Solarzellen und Batterien eben mit Gleichstrom funktionieren. Die entsprechenden Wallboxen seien aber derzeit noch viel zu teuer. Adapter für 230-Volt-Verbraucher sind ebenfalls geplant, genauso wie Volvo-Wallboxen und eine App fürs Energie-Management.

Die App soll es Volvo-Kunden nicht nur möglich machen, smart zu laden, wenn die Strompreise niedrig sind, sondern perspektivisch auch Energie wieder ins Haus- oder Stromnetz einzuspeisen, wenn die Solaranalage auf dem Dach zum Beispiel nachts nichts liefert. Natürlich gibt die App nur Fenster von Ladezuständen frei, die dem Akku nicht schaden und dem EX90 genug Reichweite lassen. Entwickler Lutz Stiegler zerstreut Sorgen um die Langlebigkeit der Batterie: Man habe seit 2013 Erfahrungen mit dem Verhalten entsprechender Batterien gesammelt; die Hauptalterungskomponente bei typischen Kunden (außer bei "Taxifahrern oder Handelsvertretern") sei die kalendarische. In 15 Jahren vertrage der Akku vereinfacht gesagt 150.000 oder auch 500.000 Kilometer. Insofern sei es sogar sehr sinnvoll, mehr Ladezyklen in die Lebensdauer zu packen; die von der App begrenzten Ladehübe schadeten der Batterie nicht.

Dass bidirektionales Laden noch nicht etabliert sei, liege in den meisten Ländern noch an der Gesetzgebung: Stromspeicher fürs Netz seien bislang meist stationär definiert, mobile nicht genehmigungsfähig. Wenn die gesetzlichen Voraussetzungen jetzt allmählich kommen, ist Volvo bereit. Der Standard (ISO 15118) fürs bidirektionale Laden selbst sei zwar noch jung, aber praktisch alle Autohersteller hätten sich darauf verpflichtet.

Auf dem Dach trägt der EX90, für dessen Name auch Namen ohne Ziffern und andere Kürzel im Gespräch waren, einen Lidar-Sensor (Light Detection and Ranging) vom amerikanischen Spezialisten Luminar Technologies. Das Unternehmen arbeitet auch mit Mercedes, Toyota, Nissan und Volvo-Tochter Polestar zusammen. Den Lidar unterstützen acht Kameras, fünf Radargeräte und 16 Ultraschallsensoren. Deren Signale will Volvo mit Core-Computing und intelligenter Software verarbeiten. Bei Zentral-Rechner und Software arbeitet die Geely-Tochter mit Nvidia zusammen.

Autonomes Fahren: Die Sensoren

Hardwareseitig sieht Volvo den EX90 fürs vollautomatisierte Fahren gerüstet; anfangs soll das neue Flaggschiff die Technik aber vor allem für Assistenzsysteme nutzen. Der Hersteller will so die Zahl schwerer Verkehrsunfälle um bis zu 20 Prozent verringern. Auf dem Weg zur Unternehmensvision, nach der niemand mehr in einem neuen Volvo getötet oder schwer verletzt werden soll, will der Hersteller mit Weiterentwicklungen der Software das Auto per Over-the-Air-Updates immer mehr in Richtung autonomes Fahren voranbringen. Wohl schon zum Serienstart soll der EX90 Level 3 evtl. schon bei höheren Geschwindigkeiten auf der Autobahn beherrschen als der Drive-Pilot von Mercedes.

Das Herzstück der neuen Sicherheitstechnik ist der Lidar-Sensor. Er nutzt Licht in Form eines Impulslasers, um Entfernungen mit hoher Präzision und Genauigkeit zu messen. Dadurch lassen sich Gefahren früher erkennen. Der Luminar-Sensor auf dem Dach des EX90 erkennt Fußgänger in bis zu 250 Metern Entfernung. Selbst kleine und dunkle Objekte wie zum Beispiel ein Reifen auf einer dunklen Straße werden in 120 Metern Entfernung erkannt. Im Gegensatz zu Kameras ist die Technik dabei nicht auf Licht angewiesen und arbeitet bei Nacht genauso zuverlässig wie bei Tag.

Laut Volvo zeigen Untersuchungen, dass sich mit Lidar-Technik an Bord die Zahl der Unfälle mit Todesopfern und Schwerverletzten um bis zu 20 Prozent senken lassen. Kollisionen insgesamt können um bis zu neun Prozent (Die Häufigkeit der Szenarien basiert auf der Volvo Cars Traffic Accident Database) verringert werden.

Sicherster Volvo bisher

Volvo will durch die Kombination aus Sensoren, eigenentwickelter Software und Core Computing Redundanz für zusätzliche Sicherheit schaffen. Das Ergebnis sei ein Fahrzeug, das mehr potenzielle Gefahren als je zuvor erkennt – sowohl außen wie innen.

Video: Volvo EX90: Technik im Detail

"Wir glauben, dass der Volvo EX90 der sicherste Volvo ist, der jemals auf die Straße gerollt ist", sagt Joachim de Verdier, Leiter Safe Vehicle Automation bei Volvo Cars. "Wir verschmelzen die äußere Fahrzeugumgebung mit unserem detaillierten Verständnis über die Aufmerksamkeit des Fahrers. Wenn all unsere Sicherheitssysteme, Sensoren, Software und Rechenleistung zusammenkommen, schaffen sie einen präventiven Schutzschild um den Fahrer herum – und dieser wird nicht einmal merken, dass er da ist, bis er ihn braucht."

Den Fahrer ständig im Blick

Der neue EX90 wird allerdings nicht nur sein Umfeld beobachten, sondern buchstäblich auch ein Auge auf den Fahrer werfen. Das Fahrer-Monitoring-System nutzt zwei Kameras und weitere Innenraumsensoren, um das Verhalten in Echtzeit zu checken. Dabei wird zum Beispiel darauf geachtet, wie und wohin der Fahrer gerade blickt. Starrt er intensiv auf die Straße und verrät dadurch seine "kognitive Ablenkung"? Geht der Blick für längere Zeit auf die neueste Whats-App-Nachricht auf dem Smartphone? Ist das Lenkrad noch fest im Griff? All das registriert das Monitoring-System und kann im Zweifelsfall mit einer Reaktions-Kaskade eingreifen. Beginnend mit einem akustischen Warnsignal, dessen Intensität sich steigert, geht der autonome Eingriff der Fahrzeugtechnik im Zweifelsfall so weit, dass der Wagen eigenständig an den Straßenrand fährt, dort anhält und den Warnblinker setzt. Neben unaufmerksamen, müden oder gesundheitlich beeinträchtigten Fahrern soll das System auch Trunkenheit am Steuer erkennen können.

"Wir beobachten, wohin der Fahrer schaut und wie oft und wie lange seine Augen geschlossen sind", sagt dazu Emma Tivesten, Senior Technical Expert im Volvo Cars Safety Center. "Dadurch können wir viel über seinen aktuellen Gemüts- und Gesundheitszustand erfahren. Auf Grundlage unserer Forschungsergebnisse erkennt das Sensorsystem, ob die Leistungsfähigkeit des Fahrers durch Schläfrigkeit, Ablenkung oder andere Formen von Unaufmerksamkeit beeinträchtigt ist, und bietet situationsgerecht zusätzliche Hilfe an."

Die beiden Kameras fertigen dabei keine echten Bilder an, sondern "übersetzen" die optische Beobachtung in maschinenlesbare Sprache. Die Informationen aus dem Fahrer-Monitoring-System werden für eine bestimmte Zeit in der fahrzeugeigenen Blackbox gespeichert und können im Zweifelsfall auch nach einem Unfall ausgelesen werden. Volvo selbst, so Emma Tivesten auf Nachfrage, greift nicht auf diese Informationen zu.

Viersitziger Excellence als Top-Ausstattung

Für Kunden, die es sich lieber auf den Rücksitzen gemütlich machen, anstatt selbst zu fahren, hatte Volvo auf der Shanghai Auto Show 2023 die Ausstattungsvariante Excellence vorgestellt.

Video: Im Video: Volvo EX90 Excellence - Interieur

Sie ist zunächst nur für den chinesischen Markt vorgesehen und soll dort in limitierter Auflage angeboten werden. Der EX90 Excellence ist als reiner Viersitzer mit zwei Luxussesseln im Fond konzipiert. Massage-Funktion, Sitzheizung, Duftspender, Ambientebeleuchtung, ein integrierter Kühlschrank sowie hochwertige nachhaltige Materialien und eine speziell auf die neuen Fond-Verhältnisse abgestimmte Highend-Audio-Anlage sorgen für das passende Luxusambiente.

Äußerlich setzt sich der EX90 Excellence von seinen Standard-Geschwistern durch speziell gezeichnete 22-Zoll-Schmiedefelgen sowie eine Zweifarblackierung ab.

Preise und Marktstart

Zu haben ist der Volvo EX90 zu Preisen ab 83.700 Euro. Dieser Basispreis gilt für die neu ins Angebot gerutschte Fünfsitzer-Variante, die nur in der Core-Basisausstattung und mit Hinterradantrieb zu haben ist. Als 6/7-Sitzer kostet die RWD-Version ab 86.000 Euro. Mit Allradantrieb und 408 PS startet der EX90 ab 91.700 Euro. 517 PS verteilt auf zwei Motoren gibt es erst ab 96.800 Euro. Die Top-Version, Volvo EX90 Performance Ultra mit großem Motorenpaket, kostet ab 107.400 Euro. Die 408-PS-Version steht mit 102.300 Euro in der Preisliste. Bestellt werden kann bereits. Die Produktion der ersten für Europa vorgesehenen Exemplare startet in Charleston im September. Kalkuliert man für die Logistik sechs bis acht Wochen ein, dürften die ersten Autos im Oktober und November in Kundenhände gelangen.

Volvo XC90 darf bis 2030 weiterleben

Ähnlich wie Porsche beim Macan und dessen neuer Elektroversion wird auch Volvo zweigleisig fahren. Auf der einen Seite gibt es den EX90 in der rein elektrischen Version. Auf der anderen Seite wird der SUV parallel mit Verbrennerantrieb angeboten – wenn auch ausschließlich als Plug-in-Hybrid. Das bestätigte der ehemalige Volvo-CEO Hakan Samuelsson gegenüber der Automotive News. "Warum sollten wir die Produktion des XC90 einstellen, wenn es immer noch eine Nachfrage nach Hybriden gibt, vor allem in den Vereinigten Staaten und China?", fragte der scheidende Chef von Volvo. So läuft der XC90 weiterhin im schwedischen Torslanda vom Band.

Bis 2030 möchte der schwedische Autobauer seine Produktpalette auf rein elektrische betriebene Modelle umbauen, ab 2025 stellen die Schweden das Werk in Torslanda auf Elektrofahrzeuge um. Bis dahin könnte der XC90 mit Verbrennungsmotor also im Angebot bleiben.

Facelift für den Volvo XC90 kommt

Der XC90 in der aktuellen Version wird seit 2015 angeboten und ist die zweite Generation des SUV. Das Modell verkauft sich in Deutschland in den vergangenen Jahren konstant. Die Zulassungen liegen seit 2016 immer – teilweise sehr deutlich – über 6.000 Fahrzeugen jährlich. Im Vergleich dazu kam der XC90 in den USA 2021 auf über 41.000 Verkäufe.

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Allerdings dürfen die Kunden keine großen Entwicklungssprünge mehr für den Schweden-SUV erwarten. Ein Facelift kommt laut Samuelsson in den kommenden Jahren, ein Update für den Antriebsstrang ist nicht geplant. Vermutlich gibt es das Modell dann künftig ausschließlich als XC90 Recharge Plug-in-Hybrid. Dieser kommt auf eine elektrische Reichweite von bis zu 72 Kilometern und verfügt über einen Antriebsstrang mit 455-System-PS. Der Preis für das PHEV-Modell beginnt aktuell (Stand Januar 2024) bei 79.990 Euro. Unter Umständen schrauben die Entwickler noch ein wenig an Reichweite, Verbrauch und Performance.  © auto motor und sport

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