Frugalismus – finanzielle Unabhängigkeit als Lebensziel
- Frugalismus ist eine Lebensphilosophie.
- Seine Anhänger sparen einen hohen Anteil ihres Einkommens und legen diesen zum Beispiel an der Börse an, um so früh wie möglich finanzielle Unabhängigkeit zu erlangen.
- Wir geben einen Einblick in den Frugalismus und erklären, was dabei alles berücksichtigt werden muss.
Der Frugalismus ist eine aus den USA stammende Lebensphilosophie, die auch in Deutschland bekannter wird. Seine Anhänger minimieren ihre Lebenshaltungskosten auf das Mindeste, um einen Großteil ihres Einkommens an der Börse anlegen zu können. Sie verfolgen das Ziel, weit vor dem üblichen Renteneintrittsalter von der Rendite zu leben und dadurch finanzielle Freiheit zu erlangen. Wir erklären, was dabei alles beachtet werden muss.
Was bedeutet Frugalismus?
Seit einiger Zeit gewinnt eine Bewegung namens Frugalismus in Deutschland an Bekanntheit. Ihre Anhänger streben nach finanzieller Unabhängigkeit und danach, möglichst früh keiner Lohnarbeit mehr nachgehen zu müssen, sondern Zeit für andere Dinge zu haben. Beim Frugalismus geht es darum, seine Ausgaben extrem zu reduzieren, einen hohen Anteil des Einkommens zu sparen und sämtliches gespartes Geld anzulegen, um in baldiger Zukunft von der Rendite leben zu können. Das führt zu einem von außen betrachteten frugalen, also bescheidenen Lebensstil, der der Bewegung ihren Namen verleiht.
Frugalisten wollen nicht reich werden, sondern aus dem „Hamsterrad“ ausbrechen und ein zufriedenes, selbstbestimmtes und von einem Brotjob unabhängiges Leben führen. Viele Menschen sind Frugalisten, obwohl sie niemals von dem fancy Namen gehört haben. Denn Frugalismus ist kein starres Konzept. Manche möchten mit 40 ihren Job kündigen und auf einem Selbstversorgerhof leben, andere wollen mit einem Wohnmobil Europa bereisen oder sich endlich selbstständig machen. Im Endeffekt ist mit finanzieller Freiheit die Freiheit gemeint, seine Zeit nach seinen eigenen Wünschen gestalten zu können. Es ist eine Art bedingungsloses Grundeinkommen.
Jedoch ist es vielen Menschen schlicht nicht möglich, die Hälfte ihres Gehalts oder mehr anzusparen, weil sie alles davon zum Leben brauchen oder keins haben, wie zum Beispiel Arbeitslose, Geringverdienende oder Alleinerziehende. Daher ist es ein Privileg, Frugalismus leben zu können.
Unter Frugalisten sind ETF-Sparpläne eine Möglichkeit der Geldanlage. Hierfür sind kostenlose Depots empfehlenswert, deren Anbieter keine Gebühr für die Ausführung des Sparplans verlangen. Das Depot von Comdirect beispielsweise ist drei Jahre lang bedingungslos kostenlos. Nach diesem Zeitraum entfällt die Gebühr u. a., wenn pro Quartal zwei Trades oder eine Sparplanausführung erfolgen. Comdirect ermöglicht das kostenlose Besparen von über 100 ausgewählten ETFs, für alle anderen sind 1,5 % des Ordervolumens als Gebühr zu zahlen.
Unterschied zwischen Minimalismus und Frugalismus
Frugalismus und der bereits bekanntere Minimalismus haben einige Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Ersteres hat das deutliche Ziel, den Konsum einzuschränken, um Geld zu sparen. Beim Minimalismus stehen keine finanziellen Aspekte im Vordergrund. Hierbei geht es vor allem um das Hinterfragen des persönlichen Konsumverhaltens und je nach Person um das Vermeiden von (Plastik-)Müll.
Minimalisten reduzieren ihre Besitztümer auf das absolut Notwendige, in der Hoffnung, als Folge davon geistig freier zu sein. Das kann zu höheren Ausgaben führen, weil beispielsweise hochwertige, teure Gegenstände erworben werden, die eine lange Lebensdauer haben. Aber auch Frugalisten kaufen beispielsweise bestimmte Lebensmittel oder andere Produkte in großen Mengen ein, wenn diese gerade über Cashback & Geld-zurück-Aktionen im Sonderangebot sind und sie in der Konsequenz auf lange Sicht Geld sparen.
Frugalismus – wie viel Geld brauche ich?
Der wichtigste Schritt in die finanzielle Unabhängigkeit besteht darin, herauszufinden, wie viel Geld zum Leben benötigt wird. Sobald man mindestens das Fünfundzwanzigfache dieser Summe besitzt, kann man dann jedes Jahr 4 % entnehmen und davon leben, ohne dass sich das Vermögen verringert.
Beispiel: Wer monatlich 2500 Euro ausgibt (also 30.000 Euro im Jahr), braucht ein Kapital i. H. v. 750.000 Euro, um finanzielle Unabhängigkeit zu erreichen. Das klappt natürlich nur, wenn sich die Ausgaben nicht erhöhen, weil es zum Beispiel Familienzuwachs gibt. Schwere Krankheiten, Unfälle oder ein durch eine Naturkatastrophe zerstörtes Haus sind da nicht eingeplant, genauso wie eventuelle Beiträge zur Krankenversicherung und Steuern. Daher muss ein Risikoaufschlag addiert werden. Ferner ist die Inflation zu bedenken, etwa mithilfe eines Inflationsrechners.
Wie wird man finanziell unabhängig?
Neben der benötigten Summe ist ein zweiter Wert wichtig: Das ist der Zeitpunkt, an dem die finanzielle Unabhängigkeit beginnen soll. Aus beiden Parametern wird dann berechnet, wie hoch der zu sparende Anteil des Einkommens sein muss, um das Ziel zu erreichen (Sparquote). Hierfür gibt es online spezielle Frugalismusrechner. Es lohnt sich, dort einmal verschiedene Zeiträume und Sparquoten auszuprobieren.
Als Nächstes stellt sich nun die Frage, wie es möglich ist, die Hälfte oder noch mehr des Einkommens zu sparen. Dazu gibt es zwei Optionen:
- Einkommen erhöhen (beispielweise durch berufliche Weiterbildung) und
- Ausgaben senken.
Die zweite Variante ist definitiv der schnellere Weg. Dazu werden penibel alle Ausgaben getrackt – handschriftlich, in einer Excel-Tabelle oder mit einer Haushaltsbuch-App. Auf diese Weise lassen sich schnell Sparpotenziale im Alltag identifizieren. Dabei hilft die 173-Regel. Wiederkehrende monatliche Ausgaben werden mit dem Faktor 173 multipliziert, um herauszufinden, wie viel Geld das in zehn Jahren wäre. Wer beispielsweise jeden Monat 100 Euro für Zigaretten ausgibt, wird in einem Jahrzehnt 17.300 Euro wortwörtlich verbrannt haben.
Budgetierung und Planung sind zwei essenzielle Elemente auf dem Weg in den Frugalismus. Aber es gibt noch viele weitere Möglichkeiten, um im Alltag Geld zu sparen:
- ungenutzte Mitgliedschaften und Verträge kündigen
- Preise von Stromanbietern, Versicherungen, Handy- und Internetprovidern vergleichen
- so viel wie möglich gebraucht kaufen
- Spontankäufe vermeiden
- keine Fernreisen mehr unternehmen
- auf ein kostenloses Girokonto wechseln
- laufende Kredite umschulden
Wer freiwillig seine Steuererklärung macht (das geht bis zu vier Jahre rückwirkend), kann sich außerdem bereits gezahlte Steuern vom Finanzamt wiederholen. Das muss nicht schwer sein, denn es gibt inzwischen eine Reihe digitaler Helfer dafür. Smartsteuer führt die Nutzenden im leicht verständlichen Interviewstil durch die Einkommensteuererklärung und berechnet direkt die zu erwartende Rückzahlung. Smartsteuer Nutzende müssen erst bei der Abgabe für diesen Service bezahlen und können die Ausgabe für Smartsteuer im nächsten Jahr von der Steuer absetzen.
Frugalismus – wie lege ich das Geld an?
Sämtliches eingespartes Geld sowie zusätzliche Einkünfte aus Verkäufen oder einer Gehaltserhöhung wird dann angelegt. Aber wie? Das Thema der Anlageplanung ist hochkomplex und stark von der persönlichen Situation der Anlegenden abhängig. Aus diesem Grund kann hier nur ein grober Überblick gegeben werden. Angehende Frugalisten sollten sich unbedingt gründlich einlesen und vor allem die folgenden zwei Fragen für sich beantworten:
- Was ist mein Anlageziel?
- Wie risikotolerant bin ich?
Denn davon hängt ab, welche Arten der Geldanlage für Sie infrage kommen. Beispielsweise haben die beliebten ETFs mit ca. 15 Jahren einen sehr langen Anlagehorizont und eignen sich daher nicht für kurzfristige Ziele. Und riskante Investitionen können zwar in kurzer Zeit eine hohe Rendite abwerfen, bergen aber die Gefahr eines Totalverlusts.
Von großer Bedeutung ist es überdies, zunächst alle offenen Kredite o. Ä. abzubezahlen, bevor es an den Vermögensaufbau geht. Je nach Bank sind Sondertilgungen oder die vorzeitige Rückzahlung der Restschuld kostenlos. Mehrere laufende Darlehen sollten in einem Kredit gebündelt werden, das ist günstiger und erleichtert die Übersicht.
Bei der konkreten Planung der Geldanlage gilt die Grundregel, das Kapital zu diversifizieren, weil dies das Risiko senkt. Dabei wird das Geld in bestimmten Mengen auf verschiedene Anlageprodukte verteilt (zum Beispiel Aktien, ETFs, Fonds, Anleihen oder Immobilien). Je nach Risikotyp enthält das Depot einen höheren oder niedrigeren Anteil an spekulativen Werten wie Kryptowährungen oder Gold. Welche Wertpapiere und Assets letztendlich ins Depot wandern, sollte jeder entweder nach gründlicher Recherche oder einer fachkundigen Beratung selbst entscheiden.
Darüber hinaus sollten die Kosten niedrig gehalten werden, beispielsweise durch ein kostenloses Depot und einen günstigen Broker. Wichtig ist ferner, dass ein Teil des Vermögens jederzeit erreichbar bleibt, auf einem Tagesgeldkonto etwa, um einen Puffer für unvorhersehbare Ausgaben zu haben. Wer auf das Guthaben noch Zinsen haben möchte, muss sich bei Banken im europäischen Ausland umsehen. Dazu dient die Plattform Weltsparen. Kunden eröffnen dort kostenlos ein Konto und können mit diesem die Tagesgeld- und Festgeldangebote vieler Kreditinstitute nutzen – zum Beispiel das der schwedischen Nordax Bank mit 0,20 % Zinsen im Jahr.
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