RedNote ist eine chinesische Social-Media-Plattform, die in den vergangenen Wochen für viel Aufmerksamkeit gesorgt hat. Doch was macht RedNote so besonders, warum ist es gerade in aller Munde, und welche Rolle könnte diese App in Deutschland spielen?

Mehr zum Thema Digitales

Die chinesische Social-Media-Plattform RedNote, auch bekannt als Xiaohongshu ("Kleines Rotes Buch") erobert gerade die Appcharts. RedNote wurde 2013 in Shanghai gegründet und war ursprünglich als Reise- und Shopping-Guide gedacht. Mittlerweile hat sich die App zu einer vielseitigen Lifestyle-Plattform mit rund 300 Millionen monatlich aktiven Nutzern entwickelt.

Aufgrund des drohenden TikTok-Verbots in den USA bekam RedNote zuletzt einen immensen Zuwachs an amerikanischen Nutzerinnen und Nutzern, die sich auf die Suche nach einer Alternative zu TikTok machten. Der US-Kongress hatte zuvor das TikTok-Verbot beschlossen, da es Bedenken gab, dass die chinesische Regierung auf Nutzerdaten zugreifen und die öffentliche Meinung in den USA beeinflussen könnte.

Die amerikanischen Nutzer empfanden diese Entscheidung als einen Eingriff in ihre Freiheitsrechte und nutzten den Wechsel zu RedNote als eine Art Protest gegen diesen Beschluss. Auf RedNote bezeichnen sie sich scherzhaft als "TikTok Refugees". Die chinesische Community auf der Plattform nahm ihre amerikanischen Neuankömmlinge herzlich auf und es kursieren zahlreiche Videos über den humorvollen Austausch untereinander.

Wie funktioniert RedNote?

RedNote kombiniert Elemente aus Social Media, Community-Building und E-Commerce. Nutzer können Kurzvideos, Fotos und Texte zu diversen Themen hochladen. Die Inhalte drehen sich um Themen wie Mode, Beauty, Reisen, Fitness und Lifestyle. Im Mittelpunkt stehen authentische Erfahrungsberichte und Tipps, die von echten Menschen geteilt werden. Nutzer können diese Inhalte kommentieren, sich austauschen und so eine Community rund um ihre Interessen aufbauen.

Außerdem gib es auf RedNote Shopping-Funktionen: Produkte aus Beiträgen können so direkt über die Plattform gekauft werden.

Was unterscheidet RedNote von TikTok?

Obwohl RedNote auf den ersten Blick Ähnlichkeiten mit TikTok aufweist, gibt es wesentliche Unterschiede:

  • Community statt Viralität: Rednote zielt darauf ab, Nutzern eine Plattform zu bieten, die auf - so das Versprechen der Betreiber - vertrauenswürdigen Empfehlungen basiert. Während TikTok stark auf virale Trends und Algorithmen setzt, hebt sich Rednote durch kuratierte Inhalte ab.
  • Fokus auf Lifestyle-Themen: Während TikTok eine breite Palette an Inhalten bietet - von Comedy über Bildung bis hin zu Tanzvideos - ist RedNote stark auf Lifestyle, Mode, Beauty und Reisen spezialisiert.
  • Visuelle Ästhetik: Die Plattform ist stärker visuell orientiert, mit ansprechenden Bildern und einer klaren Ästhetik, die an Instagram oder Pinterest erinnert.
  • Content-Moderation: RedNote unterliegt strengeren Zensurrichtlinien, was dazu führen kann, dass bestimmte Inhalte wie politische Äußerungen oder ganze Accounts ohne ausführliche Erklärung entfernt werden.
  • Shopping-Integration: RedNote hebt sich durch seine nahtlose Verbindung zwischen Content und E-Commerce ab. Nutzer können Produkte, die sie in Beiträgen sehen, direkt kaufen – ein Feature, das TikTok erst kürzlich in kleinerem Umfang eingeführt hat.

Wie sicher ist RedNote?

Sicherheitsfachleute kritisieren bei RedNote, ähnlich wie bei TikTok und anderen Apps aus Fernost, Undurchsichtigkeit beim Thema Datenschutz. So sagt der Sicherheitsexperte Adrianus Warmenhoven der New York Post: "Wie TikTok unterliegt RedNote den chinesischen Datengesetzen, die Regierungsbehörden Zugriff auf Nutzerdaten gewähren können, ohne dass der Datenschutz wie in den USA gewährleistet ist."

Aus der Nähe zur Kommunistischen Partei mache RedNote laut Warmenhoven außerdem keinen Hehl. Für weitere Kritik sorgt auch, dass die Nutzungsbestimmungen der App nicht auf Englisch übersetzt sind und Menschen, die die chinesische Schrift nicht lesen können, nicht auf den ersten Blick ersichtlich sind.

Wird RedNote das "Next Big Thing" oder einfach eine weitere Plattform?

Für deutsche Nutzer, die das nicht abschreckt, könnte Rednote das Potenzial zu einer interessanten Social-Media-Ergänzung haben, besonders für Influencer und Lifestyle-affine Personen. Allerdings haben sich Plattformen wie TikTok und Instagram bereits fest etabliert, sodass Rednote vermutlich nur eine Nischenrolle spielen wird, wenn keine gezielte Anpassung an den deutschen Markt erfolgt.

Eine entscheidende Rolle für eine mögliche Etablierung hierzulande spielt auch der Datenschutz, auf den Deutschland großen Wert legt. RedNote müsste sicherstellen, dass es die strengen Anforderungen der DSGVO erfüllt, um das Vertrauen der Nutzer zu gewinnen.

Interessant für User könnte hingegen der E-Commerce-Aspekt von RedNote sein. Die nahtlose Verbindung von Shopping und Social Media entspricht dem wachsenden Interesse an Online-Shopping in Verbindung mit Social-Media-Inhalten in Deutschland.

Tiktok bietet in einigen Ländern bereits die Funktion "TikTok-Shop" an, darunter auch in den USA. In Deutschland wird diese Funktion bislang nicht angeboten.

Während Rednote spannende Ansätze bietet, ist es unwahrscheinlich, dass es TikTok komplett ablösen wird. TikTok hat eine enorme Reichweite, eine starke Markenidentität und ein etabliertes Nutzer-Ökosystem. Rednote könnte jedoch eine Ergänzung im Social-Media-Mix werden. Die Plattform hat das Potenzial, eine Nische zu besetzen, die TikTok nicht vollständig abdeckt, und könnte somit eine wachsende Rolle im digitalen Alltag spielen.

Verwendete Quellen

Vor drohendem Verbot: US-Nutzer verlassen TikTok

Vor drohendem Verbot: US-Nutzer verlassen TikTok

In den letzten Tagen sind Hunderttausende TikTok-Nutzer in den USA auf andere Social-Media-Plattformen umgezogen, viele davon ebenfalls in und aus China.
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.