Die wohl beliebteste Knabberei wird 160 Jahre alt. In dieser Zeit hat der Kartoffelchip eine ganz schöne Karriere hingelegt: Mittlerweile gibt es ihn in etlichen Geschmacksrichtungen. Doch was können Sorten wie Chips "Rot-Weiß", "Light" oder "Natürlich" im Vergleich zum deutschen Klassiker, dem Paprika-Chip? Eine Blindverkostung in der Redaktion zeigt, dass das Rennen knapp ausfällt. Neben Platz 1 küren wir daher auch einen "Sieger der Herzen".
Vermutlich wurden die Kartoffelchips am 24. August 1853 erfunden. Vor 160 Jahren soll sich ein Gast des Hotels Moon Lake Lodge in den USA über zu dicke Bratkartoffeln beschwert haben. Der Koch, George Crum, hobelte die Knolle daher immer dünner, bis schließlich eine ganz neue "Delikatesse" entstand: der Kartoffelchip.
Heute sind Chips aus dem Knabber-Sortiment nicht wegzudenken. Weil die Konkurrenz zwischen den Anbietern groß ist, werden immer neue Sorten erfunden. Doch was taugen die? Unsere Redaktion hat den Test gemacht und acht Chipssorten nach Aussehen, Textur, Geschmack, Couch-Tauglichkeit, Suchtfaktor und Inhaltsstoffen bewertet.
Platz 8: Chipsfrisch Rot Weiß "Schranke" von Funny Frisch
Tüte mit 175 Gramm für 1,95 Euro
Durchschnittsnote: 3,52
Diese Sorte gehört zu den neuen Kreationen, denn selbst "Cheese & Onion" oder "Salt & Vinegar" sind mittlerweile ein alter Hut. Die Chips mit Ketchup- und Mayonnaise-Geschmack sind zugegebenermaßen gewöhnungsbedürftig. Der Geschmack wurde daher insgesamt mit mageren 3,95 bewertet. Dass die Chips nach Pommes Rot-Weiß schmecken sollten, erkannten die Testesser nicht.
Auch bei den Inhaltsstoffen kann die Sorte nicht punkten: Mit 35 Gramm Fett pro 100 Gramm gehören sie im Vergleich zu einigen anderen Sorten zu den größten Dickmachern im Chips-Regal. Auf der Verpackung wirbt der Hersteller damit, "keine künstlichen Geschmacksverstärker" zu verwenden. Auf der Zutatenliste entdecken wir jedoch Hefeextrakt - ein Geschmacksverstärker, der aber nicht als solcher deklariert werden muss. Unserer Ansicht nach Verbrauchertäuschung.
Platz 7: Natürlich Balsamico von Funny Frisch
Tüte mit 110 Gramm für 1,49 Euro
Durchschnittsnote: 3,43
Diese Chips mundeten keinem Testesser so richtig – der Geschmack wurde mit 4,6 am schlechtesten bewertet. Daher schafft es die Balsamico-Sorte nur auf den vorletzten Platz. Auch das blasse Aussehen überzeugt nicht: "Die sehen lasch aus", war die Meinung mehrerer Blindverkoster. Dafür gibt’s kein Krümeln und auch die Finger bleiben einigermaßen fettfrei: Bei der Couch-Tauglichkeit schnitten die Chips mit einer Durchschnittsnote von 2,5 am besten ab.
Mit 30 Gramm Fett pro 100 Gramm zählt der Knabberspaß nicht zu den Leichtgewichten. "Natürlich" heißen diese Chips, weil natürliches Aroma verwendet und diesmal sogar auf Hefeextrakt als Geschmacksverstärker verzichtet wurde.
Platz 6: Crunchips Western Style von Lorenz
Tüte mit 200 Gramm für 1,39 Euro
Durchschnittsnote: 3,25
Die Textur, also Knusprigkeit und Dicke, wird mit 2,8 relativ gut bewertet. Geschmacklich kommt die Kreation bei unseren Testessern aber nicht so recht an. Die Sorte wurde nicht erkannt, ein Tester tippte gar auf orientalisch gewürzte Chips. Vom Wilden Westen in den Orient - zumindest geografisch könnte diese Einschätzung nicht weiter daneben liegen.
Der Geschmacksverstärker Mononatriumglutamat hilft bei der Würze kräftig nach, doch immerhin wird er ehrlich deklariert und nicht hinter dem bereits bekannten Hefeextrakt verborgen. Die Sorte hat 35 Gramm Fett pro 100 Gramm und rangiert damit im oberen Segment der Kalorienbomben.
Platz 5: Kartoffelchips mit Paprikawürzung von Ja
Tüte mit 200 Gramm für 0,75 Euro
Durchschnittsnote: 3,24
Die Billig-Chips - immerhin kosten sie nur die Hälfte der meisten Markenchips - siedeln unsere Testesser im mittleren Bereich an. Während ein Kollege nach dem Probieren noch auf einen Markenhersteller tippte, nahmen andere Tester die Würze als zu fad wahr und identifizierten den Kartoffelsnack als Billig-Chip. Die Textur kam dagegen bei den meisten gut an. "Die richtige Dicke ist für mich eher dünn", urteilt der Redaktionsleiter - und dieses Kriterium erfüllt der hauchfeine Chip in der Tat.
Auch die "Ja"-Chips verzichten nicht auf Geschmacksverstärker, der bei den Inhaltsstoffen als Hefeextrakt angegeben wird. Zumindest wirbt der Hersteller aber nicht auf der Verpackung damit, keine künstlichen Geschmacksverstärker zu verwenden. Mit 35 Gramm Fett pro 100 Gramm schlägt die Knabberei deutlich auf dem Kalorienkonto zu Buche.
Platz 4: Brasiliens Feuer von Rewe Feine Welt
Tüte mit 100 Gramm für 1,69 Euro
Durchschnittsnote: 3,21
Die Pfeffer-Chips gehören zu den teuersten im Test: Man bekommt im Vergleich zu den Normalo-Chips nur halb so viel Inhalt und zahlt dafür sogar einen höheren Preis. Lohnt sich das? Für eine Blind-Testerin auf jeden Fall: "Die sind am besten!" Die Chips der Rewe-Marke sind außerdem eine gute Alternative, wenn man den klassischen Paprika-Geschmack nicht mag. Auch für einen anderen Tester sind die Pfeffer-Chips der Favorit: "Sie schmecken nach Salz und Pfeffer und nicht nach Geschmacksverstärker." Den enthalten sie zwar trotzdem, dafür sind sie mit 28 Gramm Fett pro 100 Gramm fettärmer als die meisten anderen Sorten und werden in dieser Kategorie nur von einem einzigen anderen Produkt übertrumpft.
Platz 3: Kesselchips Sweet Chili & Red Pepper von Funny Frisch
Tüte mit 120 Gramm für 1,95 Euro
Durchschnittsnote: 3,19
Die Kesselchips sind zwar mit am teuersten, schneiden aber auch bei vielen Testern gut ab. Eine Kollegin zeigt sich begeistert: "Die sind so schön würzig und dick." Letzteres konnte allerdings nicht jeden Esser überzeugen: "Die sind ja zentimeterdick", urteilt ein anderer Kollege. Eine Testerin ist besonders kritisch und findet gar: "Sie schmecken alt und sehr künstlich." Trotzdem haben die Kesselchips den höchsten Suchtfaktor - was am Geschmacksverstärker liegen könnte, der auch hier nicht fehlt. Der Fettgehalt hält sich dafür mit 28 Gramm pro 100 Gramm in Grenzen.
Platz 2: Naturals Leicht fein gesalzen von Lorenz
Tüte mit 95 Gramm für 1,39 Euro
Durchschnittsnote: 3,17
"Ohne künstliche Aromen, ohne Konservierungsstoffe", und sogar Geschmacksverstärker fehlen. Kann das noch schmecken? Ja! Unsere Testesser verleihen den Naturals-Chips die Silbermedaille. Und diese sind tatsächlich so natürlich wie kein anderes Produkt im Test. Die Zutatenliste kommt ohne Zusatzstoffe aus und ist daher ungewohnt kurz: Kartoffeln, Sonnenblumenöl, Salz, Meersalz. Dazu kommt, dass die Chips zu den Leichtgewichten gehören, was den Fettgehalt angeht: Mit 24 Gramm pro 100 Gramm der Gewinner in unserer Testreihe in dieser Kategorie.
Krümel und fettige Finger braucht man ebenfalls nicht zu fürchten: Die Chips schneiden mit einer Durchschnittsnote von 2,55 bei der Couch-Tauglichkeit am zweitbesten ab. Trotzdem reicht es nicht für den Gesamtsieg.
Platz 1: Crunchips Paprika von Lorenz
Tüte mit 200 Gramm für 1,39 Euro
Durchschnittsnote: 3,14
Der Paprika-Klassiker hat den Testern am besten geschmeckt. Trotzdem kommt er in dieser Kategorie "nur" auf eine Durchschnittsnote von 3,2. Für zwei Kollegen ist er aber der explizite Knabber-Favorit:
"Die erinnern mich an meine Jugend. Sie sind einfach Old School", schwärmt ein Tester. Da verwundert es kaum, dass diese Chips süchtig machen. Eine Kollegin schwankte zwischen zwei Sorten, entschied sich aber auch für den Gewinner: "Die finde ich einen Tick besser, da könnte ich am meisten von essen."
Das allerdings sollte man in dem Bewusstsein tun, dass die Crunchips Paprika 35 Gramm Fett pro 100 Gramm enthalten und nicht ohne Geschmacksverstärker auskommen. Doch gerade das könnte ihnen zum Sieg verholfen haben, wie auch unser Volontär mit einem Augenzwinkern findet: "Glutamat ist gut."
Zumindest unsere Redaktion bleibt also dem Klassiker treu. Der Sieger der Herzen ist aber ein anderer: Der natürliche Chip. Denn keiner schafft es besser, auch Gesundheitsaposteln das Knabber-Mäulchen zu stopfen.
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