- In den USA könnten bald Zwölfjährige gegen Corona geimpft werden - Impfstoffe für Kinder ab sechs Monaten werden getestet.
- Klinische Studie belegt gute Wirksamkeit der Impfung von Biontech/Pfizer bei Jugendlichen.
- Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte fordert schnelle Zulassungsprüfung für Impfstoff für Kinder.
Rund ein Viertel der Erwachsenen in den USA ist bereits gegen das Coronavirus geimpft. Bis Ende Mai sollen Impfdosen für alle Erwachsenen verfügbar sein, verspricht US-Präsident Joe Biden. Nachdem die Notfallzulassung für den Impfstoff von Biontech/Pfizer in den USA und auch in der EU als einziger Impfstoff für Jugendliche ab 16 Jahren bereits bedingt genehmigt wurde, soll die Notfallzulassung nun auf die Gruppe der Zwölf- bis 15-Jährigen ausgeweitet werden.
Einen entsprechenden Antrag haben die kooperierenden Unternehmen Biontech und Pfizer bei der Lebens- und Arzneimittelbehörde (FDA) bereits eingereicht. In einer Pressemitteilung gab der Pharmakonzern Pfizer Ende März bekannt, dass im Rahmen einer klinischen Studie mit rund 2.300 Jugendlichen zwischen zwölf und 15 Jahren eine hundertprozentige Wirksamkeit und gute Verträglichkeit der Impfung nachgewiesen werden konnte.
Corona-Impfung bald für Kinder ab sechs Monaten?
Notfallzulassungsanträge für den Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer für Jugendliche sollen laut Albert Bourla, Vorsitzender von Pfizer, in den nächsten Wochen weltweit bei den jeweiligen Behörden gestellt werden. Moderna und Biontech/Pfizer testen bereits Dosis, Verträglichkeit, Sicherheit und Immunantwort des jeweiligen Vakzins bei Kindern zwischen sechs Monaten und elf Jahren.
Eine Zulassung eines geeigneten Impfstoffs für Kinder wird von Experten nicht vor 2022 erwartet. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) hat sich dafür ausgesprochen, schnellstmöglich geeignete COVID-19-Impfstoffe für Kinder zu prüfen.
Eine Impfung gegen das Coronavirus sei vor allem für Kinder und Jugendliche mit chronischen Erkrankungen nötig, um das Risiko schwerer Verläufe zu minimieren und um diesen Kindern wieder die Teilnahme am sozialen Leben zu ermöglichen.
Axel Gerschlauer aus Bonn ist Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin und Landespressesprecher des BVKJ für Nordrhein. Er fordert, Prüfungen von Impfstoffen für Kinder und Jugendliche voranzutreiben.
"Wie gefährlich das Coronavirus und die neuen Mutanten für Kinder und Jugendliche ist, ist noch nicht ausreichend untersucht, um das seriös bewerten zu können. Wir gehen nach wie vor aus, dass Kinder und Jugendliche nicht so schwer erkranken wie Erwachsene und hoffen, dass das auch auf die neuen Mutationen und auf Long Covid, also Langzeitfolgen, zutrifft – das ist unsere große Hoffnung."
Ohne Impfungen für Kinder keine Herdenimmunität
Doch wie sieht es aus, wenn in Zukunft ein Großteil der Erwachsenen geimpft ist, Kinder und Jugendliche aber nicht? Droht die Gefahr neuer Mutanten, die auch bei Kindern zu schweren Verläufen führen könnten? "Das ist das große Problem bei der Impfplanung. Um eine Herdenimmunität zu erreichen, muss ein großer Teil der Bevölkerung schnell geimpft werden. Schafft man das nicht, steigt das Risiko von Immunescape (Anm.d.Red. wenn Viren nicht mehr auf Antikörper reagieren). Dann können vermehrt Mutationen auftreten. Ob diese gefährlicher oder harmloser sind, das weiß man vorher nicht. Aber natürlich hätten wir Angst, dass es durch eine zu spät erreichte Herdenimmunität auch bei Kindern vermehrt zu schweren Verläufen kommt."
Auch durch die britische Mutante B.1.1.7 steige die benötigte Durchimpfungsrate auf rund 80 Prozent der Bevölkerung – ohne Kinder gegen das Coronavirus zu impfen, könne diese Zahl nicht erreicht werden.
"Wir fordern von Anfang an, dass Zulassungsprüfungen für Impfstoffe für Kinder rasch durchgeführt werden. Wenn jetzt nicht genug bei den Impfstoffen für Kinder getan würde, dann wäre das die nächste Katastrophe für Kinder und Jugendliche. Wir hoffen auf eine baldige Zulassung eines Impfstoffs für Kinder ab zwölf Jahren. Fantastisch wäre natürlich ein Impfstoff, der auch für jüngere Kinder geeignet ist. Wenn Jens Spahn Rücknahmen der Einschränkungen mit einem doppelten Impfschutz verknüpft, wären die Kinder wieder außen vor", so Kinderarzt Axel Gerschlauer.
Auch Karl Lauterbach (SPD) drängt angesichts der sich unter Kindern ausbreitenden Virusmutante B.1.1.7 auf eine rasche Prüfung von Corona-Impfstoffen für Minderjährige. Auch, weil die britische Mutante als weitaus ansteckender als die ursprüngliche Form gilt – und weil auch bei Kindern vermehrt Langzeitfolgen beobachtet werden.
Corona-Spätfolgen – Long-Covid bei Kindern steigt
Schätzungen zufolge leiden mindestens zehn Prozent der Corona-Patienten auch zwölf Wochen nach überstandener COVID-19-Erkrankung unter Spätfolgen. Mit steigenden Corona-Infektionen bei Kindern steigt auch die Anzahl von minderjährigen Long-Covid-Patienten.
Häufige Beschwerden nach einer überstandenen Corona-Infektion sind:
- Kurzatmigkeit und Atemnot
- Störungen des Geschmacks- und Geruchsinns
- Neurologische Störungen
- Erschöpfungszustände
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Herzrasen
- Muskel- und Gliederschmerzen
EU-Kommission plant Corona-Impfung für Kinder ein
Darauf, dass die Impfung gegen das Coronavirus für Kinder kommt, deutet ein Bericht der Deutschen Presse-Agentur hin. Demnach plane die EU-Kommission, bis zu 1,8 Milliarden Impfdosen für Kinder und Jugendliche sowie für Auffrischungsimpfungen zu bestellen – trotz fehlender Zulassung. Noch einmal möchte man sich in Brüssel wohl nicht den Vorwurf anhören müssen, zu lange mit der Impfstoffbestellung gewartet zu haben.
Verwendete Quellen:
- Gespräch mit Dr. med. Axel Gerschlauer
- Pfizer.com: Pfizer-BioNTech Announce Positive Topline Results of Pivotal COVID-19 Vaccine Study in Adolescents
- vfa.de: Wie Impfstoffe gegen Covid-19 erprobt werden
- bvkj.de: Kinder- und Jugendärzte fordern Corona-Impfung für chronisch kranke Jugendliche
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.