Um das neue Coronavirus einzudämmen, rufen Promis unter dem Hashtag #maskeauf aktuell dazu auf, einen selbst gemachten Atemschutz zu tragen. Doch schützt die Schutzmaske Marke Eigenbau wirklich vor einer Übertragung?
Um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen, wurden von Bund und Ländern bereits zahlreiche drastische Maßnahmen eingeleitet. Trotzdem steigen die Zahlen der Infizierten weiter. Am 28. März (Stand 13.30 Uhr) meldet die Johns Hopkins University 53.340 bestätigte COVID-19-Infektionen in Deutschland.
Während in den USA der Hashtag #flattenthecurve (dt.: senkt die Kurve) verwendet wird, um Schutzmaßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus' in den sozialen Netzwerken zu teilen, macht in Deutschland aktuell der Hashtag #maskeauf die Runde.
Promis wie
Atemschutzmasken wegen Angst vor COVID-19 Mangelware
Initiatoren und Unterstützer von "Maske auf" fordern dazu auf, selbstgebastelte Atemschutzmasken im öffentlichen Raum zu tragen, um die Ausbreitung von SARS-CoV-19 zu verlangsamen. Zudem wollen sie dafür sensibilisieren, sich nicht dem Run auf medizinische Atemschutzmasken und OP-Masken anzuschließen.
Diese sind nach Toilettenpapier und Desinfektionsmittel für die Hände weltweit Mangelware. Für Menschen, die in Krankenhäusern oder in anderen patientennahen Berufen arbeiten, stellen Atemschutzmasken einen wichtigen Bestandteil der Schutzausrüstung dar. Durch die Hohe Nachfrage wird die Beschaffung von Atemschutzmasken komplizierter.
Schon jetzt werden sie zu hohen Preisen im Internet verkauft, Vorräte aus Krankenhäusern gestohlen. Sechs Millionen Schutzmasken verschwanden jüngst an einem Flughafen in Kenia. Die Millionenlieferung des Maskentyps FFP2 sollte Ende März in Deutschland ankommen.
Atemschutzmasken im Überblick:
- FFP2 Masken ohne Ventil: Die "Filtering Facepiece“-Maske (FFP) der Schutzklassen 2 und 3 ohne Ventil schützen Träger und Umfeld vor Verbreitung und Ansteckung und sind für den Einsatz von biologischen Bedrohungen wie SARS-CoV-2-Virus zertifiziert.
- FFP-Masken mit Ventil schützen den Träger, jedoch nicht das Umfeld, da Atemluft durch das Ventil nach außen abgegeben wird.
- Ein Mund-Nasen-Schutz (MNS) ist eine mehrlagige Stoffmaske, auch OP-Maske genannt. Die äußere Stoffschicht weist Flüssigkeit ab, die inneren übernehmen eine Filterwirkung. Ein MNS schützt das Umfeld, nicht jedoch den Träger. Auch diese sind aktuell Mangelware.
Deshalb appellieren die #maskeauf-Macher, Atemschutzmasken für den Privatgebrauch selbst zu basteln und so die Verbreitung des Virus zu verlangsamen. Denn: Nicht erkannte Infektionen mit COVID-19, etwa bei leichtem oder gar symptomfreien Krankheitsverlauf, können für Neuansteckungen sorgen. Die Bitte der #maskeauf-Initiatoren:
- Zu Hause bleiben
- Hände waschen
- Wer sich unter Menschen begibt, verhält sich, als wäre er infiziert und trägt eine Maske
Nach derzeitigem Kenntnisstand erfolgt die Übertragung primär über Tröpfchen, Husten sowie bei bestimmten medizinischen Behandlungen wie der Bronchoskopie zur Untersuchung der Lunge, wie das Robert-Koch-Institut informiert. Sollten wir uns #maskeauf also anschließen?
Coronavirus - das sagt Virologe Christian Drosten über Schutzmasken
Virologe Professor
Auch, weil es keine wissenschaftlichen Beweise dafür gibt, ob gesunde Menschen sich durch das Tragen einer einfachen Atemschutzmaske sicher vor einer Ansteckung mit COVID-19 schützen können.
Durch Niesen oder Husten in die Luft geratene Viren können laut Drosten auch seitlich durch die Atemschutzmaske eingeatmet werden. Besonders sinnvoll sei es deshalb, wenn die Schutzmaske so nah wie möglich an der Quelle sitzt, also fest an Mund und Nase des Infizierten.
"Mechanische gute Gründe" für das Tragen einer Maske, eines Zellulose-Tuchs oder auch eines Schals vor Nase und Mund bei Gesunden sieht Christian Drosten dennoch. Durch Husten oder Niesen verströmte Tröpfchen können so zum Großteil abgefangen werden.
Sich in der Öffentlichkeit wie ein Infizierter zu verhalten und einen Mundschutz zu tragen, der nicht für den medizinischen Gebrauch dringend benötigt wird, sieht der Virologe als eine gute Sicherheitsüberlegung und eine Geste der Höflichkeit. Zumal das Coronavirus vermutlich bereits ansteckend ist, bevor sich Symptome bemerkbar machen.
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So machen Sie eine Atemschutzmaske selbst
Hygienemaßnahmen nicht vergessen
Der Sicherheitsüberlegung der Autoren eines im Fachmagazins "The Lancet" erschienenen Beitrags zum Thema Atemschutzmasken stimmt Drosten zu: Die Abwesenheit von Beweisen bedeutet nicht, dass es diese nicht gibt.
Wer sich der #maskeauf-Bewegung anschließen und seine eigene Maske - vor allem als weitere Vorsichtsmaßnahme zum Fremdschutz der Mitmenschen - tragen möchte, erhält von wissenschaftlicher Seite aus jedenfalls keine Absage. Schon alleine um seinem Umfeld zu verdeutlichen: Ich denke an euch.
Stoffmasken sollten bei mindestens 60 Grad gewaschen werden, Zellulose-Tücher bei Durchfeuchtung durch den ausströmenden Atem gewechselt werden. Die Basishygiene zum Schutz vor dem Coronavirus, also gründliches Händewaschen, sich nicht ins Gesicht fassen und einen Mindestabstand zu Mitmenschen halten, darf durch das Tragen einer Atemschutzmaske jedoch nicht in Vergessenheit geraten, warnt der Virologe.
Eine besonders einfache Bastelanleitung für eine DIY-Atemschutzmaske, die 80 bis 90 Prozent der Filterfunktion von OP-Masken erreichen soll, hat die "Universität Hong Kong - Shenzhen Hospital" veröffentlicht.
Verwendete Quellen:
- NDR Info: "Coronavirusupdate Folge 19"
- John Hopkins University: "Coronavirus COVID-19 Global Cases by the Center for Systems Science and Engineering (CSSE)"
- The Lancet: "Rational use of face masks in the COVID-19 pandemic"
- Tagesschau.de: "Welche Masken bieten welchen Schutz?"
- Robert-Koch-Institut: "Mögliche Maßnahmen zum ressourcenschonenden Einsatz von Mund-Nasen-Schutz (MNS) und FFP-Masken in Einrichtungen des Gesundheitswesens bei Lieferengpässen im Zusammenhang mit der neuartigen Coronavirus-Erkrankung COVID-19"
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